Wir alle kennen das, auch wenn äußerlich alles zu
funktionieren scheint, in unserem Innersten meldet sich ein Gefühl, als würden wir
in einem Labyrinth feststecken und den Ausgang nicht finden. Alles fühlt sich
bedrückend und freudlos an, unsere Kraft lässt nach, wir sind ständig erschöpft
und spüren keine Lebensfreude mehr. Wir können nicht genau sagen, wann und wo
wir uns verlaufen haben, aber wir spüren – wir sind auf dem falschen Weg.
Das Leben verläuft nicht episch. Wir alle kommen immer wieder vom Weg ab, auch das ist Leben. Wenn
wir das spüren, bekommen wir es mit der Angst zu tun. Dann neigen wir dazu uns
selbst etwas vorzumachen und alles zu beschönigen: “So schlimm ist es nicht,
ich muss nur weitergehen und nicht nach links und rechts schauen, das wird
schon wieder wenn ich mich noch mehr anstrenge, es wird alles gut, wenn ich nur noch ein bisschen
weiter aushalte.“
Auf diese Weise treten unsere Abwehrmechanismen in Aktion, wir verdrängen,
dass wir korrigieren müssen oder den Weg sogar verlassen müssen, wenn alle
Korrekturversuche immer wieder gescheitert sind. Wenn sich eine Situation lange
Zeit ungut anfühlt und alle Versuche sie zu verbessern nichts helfen, können
wir sicher sein – sie ist ungut, egal ob wir das nun wollen oder nicht.
Aber trotzdem kämpfen wir tapfer weiter am selben Ort mit den gleichen
Umständen oder mit den gleichen Menschen. Wir möchten nichts mehr verlieren, weder
Umstände noch Menschen, wir haben genug von den ewigen Veränderungen, den
ewigen Enden und Neuanfängen. Wir wollen nicht mehr von Vorne beginnen, wir
sind ihn leid, den ewigen Wandel.
Es fällt uns schwer uns einzugestehen, dass wir am Ende
eines Weges angelangt sind. Doch das Gefühl des Feststeckens lässt sich nicht
wegdenken, weder durch unsere Angst, noch durch unsere Hoffnung, dass es doch
noch gut werden wird. Das Gefühl entspringt der Stimme unseres Herzens, die sich durch
nichts wegdrücken oder täuschen lässt – sie ist so hartnäckig, dass sie sich
nicht ignorieren lässt.
Wenn wir diese Stimme hören sollten wir inne halten, eine
Pause einlegen, unseren ganzen Mut zusammennehmen und ehrlich uns
selbst gegenüber unser Leben betrachten. Wir sollten uns fragen, ob wir auf dem
Holzweg sind, wo wir uns selbst etwas vormachen, damit wir nichts ändern
müssen.
Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind spüren wir ob unsere Lebensenergie zum Stillstand gekommen ist, ob wir uns zu
Dingen zwingen müssen, die uns einmal leicht gefallen sind, ob wir nur noch
reagieren, anstatt zu agieren. Wir erkennen wo wir nur noch mechanisch handeln,
ohne Freude und ohne Lust an dem, was wir tun.
Vielleicht stellen wir fest, dass wir uns selbst verloren
haben, dass eine Sache oder ein anderer Mensch unser Leben beherrscht und, dass
wir nicht mehr über Herr im eigenen Haus sind. Vielleicht gibt es etwas, dass wir mit
immer größerem Kraftaufwand in Ordnung bringen möchten, obwohl es uns umso mehr
Probleme macht. Vielleicht wissen wir auch schon längst nicht mehr was unser
Leben ist, was uns wirklich wichtig ist und wofür sich unser Einsatz an
Gefühlen, Gedanken, Zeit und Energie lohnt. Wir fühlen uns in der Defensive,
wir sind geschwächt, unser Verstand ist wie betäubt und unsere Gefühle sind mit so viel Fremdem überladen, dass wir nicht
mehr wissen, was wir selbst fühlen.Wir stecken in einer Sackgasse und es ist kein Wunder, dass
wir den Ausgang aus dem Labyrinth nicht finden. Die einfache Wahrheit ist – wir sind am falschen Platz oder mit den
falschen Menschen zusammen. Das ist zunächst eine erschreckende Erkenntnis, wie
jede Wahrheit, die uns die (Selbst)Lüge erkennen lässt. Diese Wahrheit ist hart, sie ist
erbarmungslos, sie stürzt uns noch tiefer in die Angst. Aber die Angst hat
einen Sinn. Durch die Angst begreifen wir – wenn wir nicht emotional zugrunde gehe wollen,
müssen wir handeln.
Handeln im Angesicht des Unbekannten ist eine der schwersten
Herausforderungen im Leben, die wir nur widerwillig und nur dann, wenn es
unaushaltbar geworden ist, bereit sind anzunehmen. Wenn wir allein sind und
keine Unterstützung haben ist es um ein Vielfaches schwerer.
Was dann?
Geben wir unserer Seele Zeit und die Chance uns zu sagen,
was sie braucht. Machen wir uns bewusst, dass wir hier stehen wo wir stehen,
weil das Universum uns sagen will: "Pass auf dich auf, so kannst du
nicht weitermachen!" Nehmen wir es als ein wohlmeinendes Zeichen, das uns hilft
zu vertrauen und uns Mut macht zu verändern, was zu verändern ist. Und – bitten wir das Universum: "Zeig mir den nächsten Schritt."
Auch wenn uns der nächste Schritt dadurch nicht sofort klar
ist und Veränderungen nicht von heute auf Morgen geschehen, es macht keinen
Sinn auf einen Weg zurückzugehen und uns von Neuem mit etwas zu konfrontieren,
dass uns nicht gut tut. Durchtrennen wir die Fesseln, die uns binden, damit wir wieder unseren eigenen Rhythmus finden, damit
wir auf unseren eigenen Weg zurückfinden, trotz der Angst. Es sollte uns
viel mehr Angst machen etwas fortzusetzen, dass uns schwer macht, als den Sprung ins Ungewisse zu wagen, der etwas Neues in unser Leben
bringt, etwas, das uns weiterbringt, auch wenn wir es noch nicht erkennen können.
Manchmal müssen wir einfach ins Leere springen im Vertrauen, dass sich das Netz
unter uns auftut. Das ist Gottvertrauen.Wir können nicht tiefer fallen, als in seine Hand.
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