er lag auf dem sofa. der fernseher lief. auf dem sofa liegen, es laufen lassen, nichts tun, weil tun eine anstrengung war. er hat wohl genug von der anstrengung, dachte sie und ließ den gedanken zu seiner entschuldigung gelten. im selben moment fragte sie sich, ob es für sein herumliegen überhaupt der entschuldigung bedurfte. wohl nicht, beschloss sie und wischte weiter die krümel vom frühstücksbrot vom tisch in ihre hand. eine hilflose geste, das war ihr bewusst. es gab so viele hilflose gesten, die irgendwann ein teil ihrer gestik geworden waren. übersprunghandlungen aus dem gefühl der ohnmacht heraus, vielleicht ein abwehrmechanismus, ein tätigsein gegen das untätige von ihm.
sag, willst du dich nicht um deine sachen kümmern, es gibt viel zu tun? ihre frage ging im lauten des fernsehers unter. sie wischte weiter in den krümeln herum, formte einen kleinen krümelkreis, tränen in den augen. sie hasste es wenn sie weinte. sie wusste, dass er es auch hasste. ob er sie hasste, fragte sie sich. dabei wusste sie nicht einmal genau wofür er sie hassen könnte, aber es gab immer gründe für hass, da wo es gründe für die liebe gab, das wusste sie. vielleicht hatte alles so angefangen, sie hatte zu viel gewollt für ihn, weil sie zu wenig bekommen hatte, damals im haus der eltern, wo es nichts zu wollen gab. sie sah aus dem fenster. draußen rieselte leise der schnee. still und starr ruht der see, dachte sie und dass es nicht der see war, sondern ihre seele, die starr war. ein schuss zerfetzte das starre, traf sie ins herz, das einen extraschlag machte. immer weiter knallten schüsse aus dem fernseher heraus, zerschossen das weihnachtsgefühl, das sie mühsam versucht hatte aufzubauen.
bring mir mal ein glas milch bitte, kam es vom sofa. sie stand auf und ging in die küche, öffnete den kühlschrank und holte die milchtüte heraus. sie nahm ein glas vom regal und gab die milch hinein. sie trug sie ihm ans sofa. mit den versuch eines lächelns wollte sie es ihm in die hand geben. stells dahin, sagte er, ohne sie anzusehen. wie geheißen stellte sie das glas auf das kleine tischchen neben dem sofa. das stand es, mit der milch, weiß wie schnee, neben der kleinen kerze, die sie jeden morgen anzündete, weihnachten wegen, des lichtes wegen, der dunkelheit wegen, christi geburt wegen.
sie gab sich einen ruck, setzte sich auf die sofakante, nahm seine hand und legte sie in die ihre: was ist los mit dir, warum verweigerst du dich allem? endlich sah er sie an: das hat doch alles irgendwie keinen sinn, das ist alles so langweilig. das leben, immer das gleiche. lass mich einfach in ruhe.
was habe ich dir getan, fragte sie, was, in welchem moment in der zeit, habe ich dir getan? keine ahnung, erwiderte er, aber das spielt jetzt auch schon keine rolle mehr. lass mich einfach in frieden.
frieden, dachte sie, werden wir so nicht finden.
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