Mittwoch, 25. Oktober 2023

Grübeln - Fühlen statt Denken

 



Die Gedanken kreisen, wie können nicht aufhören zu grübeln, ein ständiges Affengeschnatter im Kopf. Es ist schwer das abzustellen. Manche Dinge beschäftigen uns so sehr, dass unsere Gedanken darin im wahrsten Sine des Wortes gefangen sind und wir in ihnen. Wir finden den Schlüssel nicht um den Gedankenkäfig aufzuschließen.
Wir versuchen es mit dem Gedankenstopp, es funktioniert nicht, wir versuchen es mit Achtsamkeitsübungen, mit Atmen, mit Meditieren, es funktioniert nicht. 
 
Gedanken, die immer wiederkehren und sich immer wieder um das Gleiche drehen, können zwanghaft werden. Meist geschieht das, wenn wir für etwas keine Lösung finden, wenn wir mit etwas nicht abschließen können, was unabänderlich in der Vergangenheit passiert ist, wenn wir uns ständig nach einem Warum fragen und antwortlos zurückbleiben. Immer ist es etwas, das wir nicht akzeptieren können. Etwas in unserem Leben, das wir, so wie es ist, nicht fassen können oder nicht haben wollen.
 
Wenn zwanghaftes Grübeln und negative Gedanken unseren Ihren Alltag bestimmen, ist das enorm belastend. Wir sind im Dauerstress und nicht bei uns selbst.  
Wir verlieren das Jetzt und sind irgendwo in der Zukunft oder in der Vergangenheit, wir sind nicht präsent. Wir nehmen gar nicht mehr wahr was jetzt ist, wir leben wie in Trance und verlieren den Bezug zur Realität. Wir nehmen das Gute und Schöne, das es in unserem Leben auch gibt nicht mehr wahr oder wir nehmen es wahr, aber es berührt uns nicht.
Wie ein Zombie laufen wir durch die Tage und funktionieren nur noch, aber gefühlt leben wir nicht mehr. Die Macht der negativen Gedanken schnürt jede Leichtigkeit und alle Freude ab und kann im worst case in Ängsten, Panikattacken oder einer Depression enden.
Höchste Zeit etwas zu tun. 
 Aber was denn?, wir haben doch schon alles versucht.
Ja, aber vielleicht nicht konsequent genug. 
 
Alles was wirken soll braucht Wiederholung, Übung und Kontinuität. Methoden gegen negative Gedanken und Grübeleien, erfordern Zeit und Übung, um eine positive Wirkung zu erzielen.
Es hilft nichts, wenn wir ab und zu meditieren, ab und zu eine Atemübung machen, ab und zu den Gedankenstopp machen und es dann wieder sein lassen, weil es nicht gleich klappt. Es hilft nichts, wenn wir ab und zu ein Dankbarkeitstagebuch schreiben und es dann zur Seite legen, weil wir keinen Bock mehr haben. Es hilft nichts, wenn wir unser Tagebuch nicht regelmäßig führen. Es hilft auch nichts uns ständig abzulenken. Spätestens wenn die Ablenkung vorbei ist, sitzen wir wieder im Gedankenkäfig. 
 
All diese Methoden brauchen Disziplin, Wiederholung und Kontinuität. Man kann sich auch nicht zwingen etwas zu akzeptieren oder loszulassen, damit das Denken und Grübeln endlich aufhört, denn Akzeptanz und Loslassen ist ein Prozess.
Es ist vollkommen normal, dass wir manche Dinge nicht so schnell verarbeiten wie wir es gerne hätten, denn dass wir das nicht können, hat ja einen Grund. Unsere Gefühle nämlich. Die lassen sich nicht wegdenken. Sie sind da und sie haben ihre Berechtigung, auch wenn uns jemand etwas anderes erzählen will. Auch wenn wir mit dem Verstand genau wissen, dass wir uns unsere destruktiven Gedanken sparen können, weil sie nichts ändern und wir nur leiden, die Gefühle machen da nicht mit.
 
Darum kann es hilfreich sein uns, wenn wir belastende Gedanken nicht los werden, zu fragen: Welches Gefühl steckt dahinter?
Und uns dann dem Gefühl zuwenden und es da sein lassen, bis es sich auflöst. Und es löst sich auf, wenn es da sein darf. Wenn wir den inneren Widerstand aufgeben und es da sein lassen.
Ein Beispiel: Eine Beziehung zu Ende. Wir grübeln über diese Beziehung nach, wir fragen uns warum alles kam wie es ist, was schief gelaufen ist, was wir uns gegenseitig angetan haben, was uns verletzt hat und und und. Das sind endlose Fragen ohne befriedende Antworten. Ein endloses, sinnloses Grübeln, das an der Trennung nichts ändert. Und im Grunde wissen wir ja, warum sie gescheitert ist.
Wenn wir uns aber fragen: Was sind meine Gefühle hinter all den Gedanken?, werden wir gewahr: Da ist Schmerz, da ist Trauer, da ist Sehnsucht nach den guten Tagen, nach dem Menschen, der am Anfang so wunderbar war und dann nicht mehr oder wir haben Sehnsucht nach Beziehung überhaupt. Da ist das Gefühl von Verlassenheit und Einsamkeit, da sind Gefühle von Angst, Groll, Wut, Schuld oder Scham.
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere Gefühle richten, brechen wir aus dem Denken aus – wir kommen bei uns selbst an und dem, was wirklich ist – nämlich unser emotionaler Zustand. Und den erkennen wir an. Mehr nicht. Einfach anerkennen.
 
Ja ich fühle Trauer. Es ist okay!
Ja, ich fühle Schmerz. Es ist okay!
Ja, ich fühke Wut. Es ist okay!
Es ist okay, weil es normal ist so zu fühlen. Es darf sein. Was ich fühle darf sein. Ich muss das nicht wegmachen.
Und dann wenden wir uns dem zu, was wir jetzt für unsere Gefühlslage tun können.
Welches Bedürfnis ist jetzt da?
Und wie kann ich es mir erfüllen?
Was genau brauche ich jetzt?
Bei Trauer z.B. dürfen wir Weinen und Trost suchen. Wir steigen aus dem Grübeln aus und kommen bewusst ins Fühlen und dann ins Handeln, zu unserem Besten, um zu genesen.

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