„Ich bin eine einsame Läuferin. Aber eine Langstreckenläuferin.“
Das sagte die Bildhauerin Louise Bourgeois anlässlich ihrer Ausstellung 2005 in der Kunsthalle Wien. Eine Schau zum Spätwerk der damals 94-Jährigen. Jahrzehntelang musste sie auf eine Anerkennung als Künstlerin warten. Aber sie hat nie aufgegeben. Sie hat immer getan, was sie tun musste – sie hat ihre Kunst gemacht. Heute gilt sie als teuerste Künstlerin der Welt.
Louise Bourgeois fasziniert mich unter anderem genau deshalb weil sie eine Langstreckenläuferin war, weil sie, die ein Leben lang voller Selbstzweifel war und unter einer fundamentalen Angst litt, niemals aufgegeben hat. Sie fasziniert mich ebenso wie Frida Kahlo, die ein Leben lang unter Schmerzen litt und unter diesem unsäglichen Diego Rivera und niemals aufgegeben hat, sich selbst nicht, ihre Liebe nicht und ihre Kunst nicht.
An diese Frauen denke ich, als ich heute Morgen die Worte einer wunderbaren Frau lese, die ich kenne. Nicht gut, aber gut genug um zu wissen, dass sie eine starke Frau ist, eine schöne Frau, eine tiefgründige Frau, eine Frau, die kein leichtes Leben hatte und hat. Sie schreibt, dass sie alles, was Informationen über Corona angeht, krank macht.
Und dass sie nicht weiß, ob sie es schafft.
Ich kann sie gut verstehen, mich macht all das, was gerade geschieht auch traurig und wütend und ängstlich und immer alles zusammen oder im Wechsel. Ich weiß auch nicht, ob ich es schaffe, weder was das Aufrechterhalten meiner Existenz angeht, noch ob ich gesund bleibe, noch wann ich wieder raus gehen kann, frei und unbeschwert, ohne diesen Mundschutz zu tragen und ihn bei all den anderen Menschen da draußen sehen zu müssen – der Mundschutz und all das andere was anders ist, was mich täglich daran erinnert: Wir leben mitten in einer Pandemie. Und es geht weiter.
Ob sie das schafft, ob ich das schaffe, ob wir das schaffen, all das was außer, dass wir gesund bleiben, zu schaffen ist, für jeden Einzelnen von uns und für uns alle als Gemeinschaft - wir wissen es nicht.
Das ist kein Kurzstreckenlauf, das ist ein Marathon.
Wir sind jetzt Langstreckenläufer. Und wir wissen nicht einmal, wann und wo wir am Ende der Strecke ankommen.
Was bleibt?
Gehen. Jeden Tag, Schritt für Schritt. Den Tag schaffen.
Und im besten Falle etwas erschaffen.
Jeder was er kann.
Das ist zu schaffen!
Ich möchte zunächst einmal herzlichen Dank sagen, dass Sie Ihren Blog weiterführen, in und trotz dieser schwierigen Zeit. Die Beiträge sind mir eine große Hilfe, schon seit langer Zeit.
AntwortenLöschenIch selbst verstumme mehr und mehr. Ziehe mich zurück, leide darunter, versuche Kontakt, leide darunter. Jeder Tag ist eine Achterbahn der Gefühle und dennoch muss ich funktionieren. Die Balance zu finden ist extrem schwierig für mich. Und am meisten hasse ich dieser innere Lähmung, die sich bei mir einstellt. Aber Hass ist ja schon wieder Widerstand. Schwierig...
Tag für Tag...das ist das einzige was mir und vielen anderen bleibt und gleichzeitig so schwierig in einer Welt, in der man bisher über Jahre voraus geplant hat.
Die psychischen Auswirkungen dieser Pandemie bleiben von der Politik meines Erachtens leider völlig unbeachtet. Ich frage mich, ob auch psychologische Experten zu Rate gezogen werden.
Wegen dieser schwierigen Zeit. Trotzdem. Weil es mir am Herzen leig anderen Menschen zu helfen. Ich schreibe weiter, für Sie, für uns, für mich. Gerade weil mir die psychischen Auswirkungen bewusst sind. Machen wie weiter ... jeden Tag. Schritt für Schritt.
AntwortenLöschenNamaste