Foto: Angelika Wende |
"Das mit der Selbstfürsorge, das ist so schwer", höre ich immer wieder. Ja, für viele von uns ist es das. Wir nehmen sie uns vor und scheitern immer wieder an der Umsetzung.
Warum ist das so?
Selbstfürsorge stellt sich nicht ein, weil ich es will. Um überhaupt selbstfürsorglich sein zu können ist das Entscheidende, dass ich mich selbst erst einmal wahrnehme. Das bedeutet: Ich bin fähig meine Gefühle bewusst wahrzunehmen.
Das fällt vielen Menschen schwer. Sie haben Gefühle, aber sie verdrängen sie und zwar oft so massiv, dass sie sie nicht einmal benennen können. Ich erlebe das immer wieder in den Sitzungen mit meinen Klienten. Ich frage: Was fühlen sie gerade oder was haben sie in dieser Situation gefühlt?
Dann kommen Erklärungen. Etwa so: Ich hätte ihm am Liebsten mal so richtig meine Meinung gesagt. Ja, sage ich dann, aber was haben sie gefühlt?
Dann kommt langes Schweigen.
Der Kopf beschreibt was gedacht wurde, den Impuls, den es gab, aber ohne das Gefühl benennen zu können, das den Gedanken oder den Impusl ausgelöst hat. Wenn wir mit unserer Denkmaschine antworten, fühlen wir nicht. Wir dringen nicht in unser emotionales Innenleben. Wir spüren uns selbst nicht.
Aber genau das ist so wichtig. Denn, wie will ich gut für mich sorgen, wenn ich mich nicht spüre? Wie will ich gut für mich sorgen, wenn ich meine Gefühle, Empfindungen und Bedürfnisse verdränge, drüber gehe oder drüber denke?
Erst wenn ich mich ausreichend mit meinem inneren Wesen befasst und im besten Falle angefreundet habe, weiß ich, wie ich gut für mich sorgen kann. Dann weiß ich was heilsam und was unheilsam für mich ist. Dann erst kann ich danach handeln und mir geben, was mir gut tut.
Mich mit meinem inneren Wesen befassen bedeutet, dass ich den Kontakt zu mir aufnehme und ihn pflege und zwar regelmäßig.
Dazu ist es notwendig innezuhalten, still zu werden und mich ganz auf den Körper zu konzentrieren. Vollkommen gegenwärtig zu sein mit allen Sinnen und in mich hineinzuspüren.
Wie gelingt das?
Indem ich bewusst und achtsam atme.
Achtsames Atmen zieht den Focus auf mich. Ich spüre mich indem ich atme. Mit jedem tiefen Atemzug mehr und mehr.
Ich komme zu mir selbst und zu meinen Gefühlen über die Wahrnehmung und Reaktionen meines Körpers. Je öfter ich das tue, desto mehr spüre ich mich. Ich lerne mich kennen und ich weiß immer besser, was ich brauche um gut für mich zu sorgen.
Ich übergehe mich nicht mehr.
Das ist der Anfang der Selbstfürsorge.
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