Dienstag, 26. Mai 2020

Saufen und fressen ist keine Lösung

Foto: A. Wende

Die einen saufen sie sich weg, die anderen kaufen sie sich weg, die anderen fressen sie sich weg - die sogenannten unguten Gefühle, die für sie nicht aushaltbar sind.
Saufen ist keine Lösung. Fressen ist keine Lösung.
Aber saufen und fressen und all die anderen Süchte haben eins gemeinsam: sie sind kurzfristige Betäuber für das emotional Unaushaltbare. Sie vertreiben Ängste oder füllen die Leere und überdecken so das innere Leiden.
Erst Mal. 


Eine ganze Menge Menschen haben während der Kontaktsperre mehr gegessen und mehr getrunken als zuvor. Und sie tun es weiter.
Emotionale Überforderung führt nicht selten zu solchen ungesunden Reaktionen und Handlungen. Das ist nicht neu.
Neu ist auch nicht, dass diese Versuche untauglich sind um ungute Gefühle zu bewältigen. Im Gegenteil - je mehr getrunken wird, je mehr gegessen wird, desto mieser sind die Gefühle, die sich dann auch noch zu den Gefühlen gesellen, die man damit betäuben will. Man schämt sich für seine Gier, man schämt sich für das, was man sich selbst antut, man hat Schuldgefühle und kann sich selbst nicht mehr leiden. Und diese Gefühle müssen dann wiederum auch betäubt werden.
Hier beginnt der Teufelskreis der Sucht. Der Kontrollverlust tritt ein. Der Mensch entfernt sich mehr und mehr von sich selbst und verfällt dem Suchtmittel. Im Grunde genau das, was er unbewusst ja auch will: Er will sich nicht fühlen. Und er fühlt sich auch nicht mehr.
Irgendwann wird alles im Übermaß genossene zur Sucht. Trinksucht, Fresssucht, Kaufsucht, Sexsucht, Spielsucht usw.

Wenn es ins Bewusstsein dringt, das all das höchst unheilsam und krankmachend ist, ist es dann oft schon zu spät um aus eigener Kraft die Sucht zu stoppen. Der Süchtige kann nicht mehr aufhören, weil das Zuviel vom Ungesunden noch ungesunder macht und das ganze System schwächt - mental, emotional und auf der körperlichen Ebene.
Je weiter die Sucht voranschreitet, desto gefühlstauber wird der Süchtige. Für sich selbst, für sein Leben, für andere.
Die Ursache für die Sucht, das Nichtfühlen wollen, wird zur Wirkung. Und die wirkt gründlich. Holt sich der Süchtige keine Hilfe um seine Krankheit zu stoppen, beginnt das Siechtum.

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