Mittwoch, 2. Dezember 2020

Anhaften

 

                                                                  Foto: A. Wende


Wann immer wir an etwas oder jemanden anhaften, lassen wir uns selbst los. Wir verlieren den Kontakt zu uns selbst. Wir verlieren unsere Kraft und die Fähigkeit an uns zu denken, für uns zu fühlen, zu handeln und für uns selbst zu sorgen. Wir verlieren die Freude am Leben und das Vertrauen in uns selbst. Wir sind paralysiert wie das Kaninchen, das vor der Schlange sitzt. 

Anhaften lässt uns erstarren. Wenn wir an etwas oder jemanden anhaften, können wir an nichts anderes denken, über nichts anderes mehr reden. In unserem Kopf dreht sich alles nur um das woran wir anhaften. Wir denken immer dasselbe. Aber alles Denken ändert nichts. Es hilft nicht einmal nicht mehr daran denken zu wollen. Wahrscheinlich würden wir es tun, wenn wir es könnten. Das Problem ist, dass wir es nicht können, weil wir davon beherrscht sind.

Egal, macht nichts, dass wir das Problem nicht lösen können, wir machen weiter, wie hoch der Preis auch sein mag. Wir gehen längst auf dem Zahnfleisch und lockern den Biss nicht. Manchen von uns mag nicht einmal bewusst sein woran sie verbissen festhalten. Manche von uns überzeugen sich Tag für Tag aufs Neue selbst davon, dass sie festhalten müssen. 

 

Wir glauben, dass wir keine andere Wahl haben, als festzuhalten. Wir glauben wir müssen festhalten woran wir anhaften, weil wir glauben, dass, wenn es aus unserem Leben verschwindet, unser Leben nicht mehr lebenswert ist, dass wir die Lücke die dann entsteht, nicht ertragen können und für immer leiden. Wir glauben, dass wir in Bewegungslosigkeit erstarren, weil wir nicht wissen, wohin wir gehen sollen. 

Wir wissen es nicht, weil wir uns selbst verlassen haben. Und dabei ist die einzig richtige Bewegung weg von dem was uns schmerzt, hin zu uns selbst. Aber das wollen wir nicht, weil der Schmerz dort noch viel größer ist. Dann gibt es keine Ablenkung mehr, die ihn betäubt.

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