In einer Zeit, in der alles brüchig
ist, suchen viele Menschen nach Erklärungen, um das Leben zu verstehen. Wir
suchen Halt in einer haltlos gewordenen Welt nicht wissend wie es weitergeht,
wir sehnen uns nach Sicherheit in einer Welt, die eine permanente Bedrohung
darstellt und Lösungen nicht in Sicht sind. Wir wollen das Leben denkend
verstehen und bewältigen. So sind wir es gewohnt. Und jetzt steht uns die Welt
wie ein fremd gewordenes Objekt vor Augen, und wir messen und bewerten sie
weiter nach gewohntem Maß. Wir ordnen den Phänomenen Gesetzmäßigkeiten zu, die
uns auch nicht weiter helfen und gleichzeitig schaffen wir strenge Gesetze.
Regeln und Verbote sind unser Alltag geworden, den Zahlen dominieren. Auf diese
Zahlen starren wir Tag für Tag und werden immer ängstlicher, denn sie verheißen
nichts Gutes. Messend, zählend und forschend bewegen wir uns orientierungslos
im Chaos. Wir wollen nichts lieber als endlich wieder Ordnung schaffen und müssen
erkennen: Angesichts einer Naturkatastrophe geraten wir an unsere Grenzen. Das
Virus bedroht uns weiter, es nimmt unsden Atem in einer Welt, in der die Erde
am Ersticken ist: I can´t breath.
Wir geraten mehr und mehr aus dem Gleichgewicht weil wir begreifen, auch das
kommende Jahr wird nichts Entscheidendes verbessern wenn nicht ein Wunder
geschieht. Wir werden noch lange weiter den größten Teil unserer Lebenszeit in
unseren Wohnungen sitzen und uns fragen, ob das noch ein Leben ist, während wir
hoffen, dass die Wissenschaft Mittel findet, die uns unsere Freiheit wieder
gibt. Wir haben erkannt, dass Rationalisierung und Individualisierung,
Technisierung und Chemisierung an ihren äußersten Punkt gelangt sind. Corona
hat es uns gezeigt: So geht es nicht weiter. Wir stehen vor einer Zeitenwende.
Aber wohin wird sich das Leben wenden? Wohin bewegen wir uns? Welche
Veränderungen müssen wir vornehmen?
Bewegen wir uns in eine virtuelle Welt? In eine Welt der digitalen Lebensweise
in der wir schon jetzt leben und die bis ins nächste Jahr und darüber hinaus
andauern wird? Wie wir leben, arbeiten und wie wir kommunizieren und kooperieren, muss neu
durchdacht und geplant werden. Jetzt ist unsere kollektive Kreativität
gefordert und die eines jeden Einzelnen.
In einer Zeit in der das Leben so wie wir es gewohnt waren, zusammengebrochen
ist sind wir dazu angehalten, nachzudenken und das bedeutet vergangene
Projekte, Träume, Jobs und zwischenmenschliche Beziehungen Revue passieren zu
lassen und zu überprüfen ob sie der neuen Welt standhalten. Wir müssen
selektieren und uns fragen, was geht und was nicht mehr geht und was keinen
Sinn mehr macht. Wir müssen optimieren was umsetzbar und lebbar ist, was an
Fähigkeiten und Potenzialen wir ausbauen und vervollkommnen können, damit sie
uns in der neuen Welt halten und tragen. Wir müssen kompensieren, was uns
weggerissen wurde und Alternativen finden. Wir sind aufgerufen uns neu zu
positionieren und das in allen Lebensbereichen – uns selbst gegenüber, in
unseren Beziehungen zu anderen, was unsere Lebensweise, unsere Gesundheit und
unseren Beruf angeht. Wir dürfen uns fragen: Was darf gehen und was darf
bleiben?
2021 wird ein Jahr des Umbruchs. Zuvor aber geht es um Großreinemachen.
Das ist eine große Herausforderung, noch dazu wenn alles unbeständig,
veränderlich und unkontrollierbar ist. Das ist eine noch größere
Herausforderung, wenn wir zerrissen sind zwischen der Hoffnung auf ein besseres
Jahr 2021 und der Angst, dass 2021 noch eins drauflegen könnte.
Was dann?
Wie schaffen wir das mental, psychisch und physisch wo wir doch längst an der
Grenze unserer Belastbarkeit angekommen sind? Woher die Kraft nehmen nach einem
Jahr voller Shutdowns, Social Distancing, Verboten, Einschränkungen, Verlusten,
Unsicherheiten und einer wabernden Angst, die uns mürbe gemacht hat und unsere
Sehnsucht nach Freiheit so groß, dass es schon weh tut?
Indem wir akzeptieren was unveränderbar ist und ändern, was wir ändern können
ist, wie ich es immer erwähne, und indem wir uns bewusst machen: Nicht der
Stärkere, sondern der Flexiblere wird diese Katastrophe überstehen.
Unsere
Überlebenskunst ist jetzt gefragt.
Was einen Überlebenskünstler ausmacht ist die Fähigkeit sich an die Umstände
anzupassen. Nur wenn wir bereit und fähig sind uns dem Jetzt anzupassen finden
wir unseren Platz in der neuen Welt in der die Umbruchs- und
Transformationsphase gerade erst begonnen hat. Wir alle sind aufgerufen mit
Geduld und Disziplin für eine bessere Welt zu arbeiten. Jeder von uns kann
entscheiden wie und was er dazu beitragen will.
„Das Leben selbst ist es, das dem Menschen Fragen stellt. Er hat nicht zu
fragen, er ist vielmehr der vom Leben her Befragte, der dem Leben zu antworten
- das Leben zu verantworten hat“, schreibt Viktor Frankl. Genau darum geht es
jetzt.
Keine leichte Übung, aber eine Herausforderung, die wir annehmen dürfen.
Ähnliche Überlegungen habe ich auch und in meinem Blog stelle ich ein spannendes Buch zu diesem Thema vor. Ich sehe die Krise als Chance, weil wir als Gesellschaft nicht einfach immer weiter machen können, die Grenzen sind überschritten.
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