Samstag, 8. Mai 2021

Was denkst du über dich selbst?

 
                                                        Foto. A. Wende
 
Ein Mensch ist das, worüber er den ganzen Tag nachdenkt.
 
Ralph Waldo Emmerson
 
 
In meiner Arbeit mit Menschen kommen wir irgendwann an den Punkt, wo ich die Frage stelle: Was denken sie über sich selbst?
Und meistens höre ich dann nach einem längeren Schweigen nichts Gutes. Sogar Menschen, die selbstbewusst und erfolgreich ihr Leben meistern, finden sehr viel an sich selbst, was sie nicht mögen. Und wenn wir tiefer graben kommen sogar Gefühle wie Selbstablehnung, Scham- und Schuldgefühle ans Licht. Oder sie finden sich nicht gut genug, nicht attraktiv genug, nicht liebenswert oder gar als Versager, obwohl ihnen viel ihm Leben gelungen ist und gelingt. Dennoch sind da all die unheilsamen Gedanken, die sie im Alltag verdrängen.
Sie stehen Morgens auf und schlüpfen in ihre Rolle. Sie verdrängen und überspielen diese unguten Gedanken und die dazugehörigen Gefühle und kommen meist ganz gut damit zurecht. Im Innersten haust da aber ein kleines Rumpelstilzchen, das ständig vor sich hin sagt: Ach wie gut, dass niemand weiß .... den Rest kennt ihr ja. 
Wie gut, dass niemand weiß, ist auch gut. Nicht jeder muss wissen, was wir im Tiefsten über uns denken. „Und wie´s da drinnen aussieht geht niemand was an“, sang meine Mutter immer, wenn sie traurig auf dem Sofa saß und all die schönen Pullover strickte, die wir Kinder gar nicht so schön fanden, aber anziehen mussten. 
 
Was niemand etwas angeht, geht aber dich etwas an, denn wie du über dich selbst denkst, danach richten sich deine Gefühle, deine Handlungen und deine Entscheidungen aus.
Der Stoiker Marc Aurel schrieb einst: „Das Leben eines Menschen ist das, was seine Gedanken daraus machen.“
 
Was du über dich selbst denkst, beeinflusst dein in-der-Welt-sein. Es beeinflusst wie du mit dir selbst umgehst, mit dem was dir widerfährt, was du daraus machst, wie du dein Leben gestaltest und wie du mit anderen umgehst. 
Gedanken haben eine immense Macht. Wir können uns sogar unglücklich denken oder glücklich.
Egal wie die Welt da draußen gerade ist, egal wir machtlos wir uns gerade fühlen, unsere Gedanken haben die Großmacht über unsere innere Welt. Und: unsere innere Gedankenwelt geht in Resonanz mit der äußeren Welt – wir bekommen sozusagen Feedback - die äußere Welt bestätigt dann meist unsere Gedanken, ganz einfach weil wir nur das wahrnehmen was sich unser Denkapparat da oben als Prioritäten gesetzt hat. Warum? Weil wir wie durch einen Filter nur noch das sehen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Und das wächst. 
 
Du kannst nichts dafür, wie du über dich denkst, denn du hast von Kindesbeinen an gelernt wie du über dich zu denken hast. 
Du bist voll von Leit- und Glaubenssätzen, voll von Konditionierungen und Programmierungen, die du übernommen hast, die du vielleicht noch nie hinterfragt hast oder nur halbherzig und die dich noch heute steuern. Darum ist es wichtig dir das gerade jetzt bewusst zu machen und herauszufinden was du in deinem Gehirn an Selbstüberzeugungen gespeichert hast, denn das ist genau das, was dich steuert.
 
Was wir jetzt alle nötig brauchen in dieser Zeit der Veränderung ist, dass wir an uns selbst glauben, dass wir hilfreiche, stärkende und heilsame Gedanken über uns selbst haben, denn unsere Gedanken beeinflussen auch unser Immunsystem, das seelische und das körperliche.
Wenn du magst und am Wochenende Zeit findest, könntest du dir dein Tagebuch oder ein weißes Blatt Papier hernehmen und oben hin schreiben:
Was denke ich über mich selbst?
Dann legst du los. Du schreibst alle Gedanken über dich selbst auf.
Dann schreibst du daneben:
Welche Gefühle lösen diese Gedanken aus?
Dann lege das Buch oder das Blatt zur Seite.
 
Am nächsten Tag liest du alles noch einmal.
Dann fragst du dich:
Ist das hilfreich für mein Leben, was ich da lese?
Ist das gut mit mir selbst sein?
Wohin führen mich diese Gedanken?
Was gestalte ich damit?
Wie fühle ich mich damit?
Wie handle ich, wenn ich so fühle?
Will ich weiter so über mich selbst denken und fühlen?
Verschließe ich mein Herz für mich selbst, wenn ich weiter so über mich denke?
Kann da Gutes auf mich zukommen, wenn ich weiter so denke? 
 
Und zum Schluss bist du dein eigener Coach:
Du fragst dich (wieder schriftlich):
Wie könnte ich besser, liebvoller, selbstmitfühlender, selbstbewusster über mich selbst denken?
Wenn du das getan hast, triffst du eine Entscheidung - für dich, für alle, die dich lieben und brauchen: Du entscheidest dich für heilsame Gedanken, die dir Kraft geben, die dir Mut schenken und den Glauben an dich selbst.
Jeden Tag aus Neue.

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