Ein paar Monate ...
Viele Menschen haben Angst und sie wächst, je länger die Katastrophe andauert.
Angst treibt seltsame Blüten. Manche Menschen suchen nach allem was die Angst kleiner macht um wieder die Kontrolle zu erlangen. Andere sind gelähmt vor Angst, wieder andere gehen in den Angriff. Das sind vollkommen normale Reaktionen auf Angst. Was uns allen widerfährt ist etwas so Fremdes und Neues, etwas so Bedrohliches und zugleich Absurdes, was unsere auf Sicherheit und persönliche Freiheit gepolte Gesellschaft noch nie zuvor erleben musste und daher keine Kompetenzen ausbilden konnte um angemessen damit umzugehen.Das alles hat nicht nur wirtschaftliche, es hat auch psychosoziale Folgen, individuell und kollektiv. Diese Folgen können wir jetzt noch gar nicht absehen.
Ein paar Monate ...
Diese paar Monate haben bis heute unendlich viele Existenzen zerstört. Menschen haben verloren was sie sich aufgebaut haben, Menschen mussten alleine sterben, Alte wurden in Heimen isoliert, Kranke haben keine Arztpraxis mehr besucht, Kinder und Frauen haben in der Isolation häusliche Gewalt erlebt, psychisch Kranke haben keine Hilfe gefunden, Selbsthilfegruppen für Suchtkranke fielen aus, Liebespaare wurden über Kontinente getrennt, Freiheiten wurden beschränkt, Frauen rutschten notgedrungen wieder in die alte Rolle. Vieles mehr ist geschehen, was Menschen belastet und ihnen Probleme bereitet. Der Boden auf dem wir gehen wankt weiter und keiner weiß, wann er wieder stabil wird.
Ein paar Monate und es gibt unendlich viel Verluste, Trauer, Schmerz und Leid.
Mit einem „So dramatisch ist das doch alles nicht“, wie es mir heute begegnete, kann ich leider nichts anfangen. Das ist mir zu eindimensional und ohne Mitgefühl für die, denen es gar nicht gut geht. Aber es ist verständlich. Es kommt immer darauf an, welchen Ausschnitt von Welt ein Mensch sieht und sehen will, was er erlebt und was er nicht erlebt. Das ist letztlich dann das, was er für die Wirklichkeit hält. Aber das ist nichts weiter als die Blase in der er sich eingerichtet hat. Warum auch immer, das mag ich nicht bewerten.
Tja, „die Wirklichkeit, die Wirklichkeit trägt wirklich ein Forellenkleid und dreht sich stumm nach anderen Wirklichkeiten um“, wie André Heller einst sang.
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