Foto: A.Wende
Ist es wirklich so schwer, einem leidenden Menschen zu sagen: Ja, du hast Schlimmes durchmachen müssen, erzähle, ich höre dir zu.
Es
ist nicht hilfreich, den Schrecken über das eigene Trauma klein zu
reden. Was passiert ist, muss bleiben dürfen was es ist: unfassbar und
schmerzhaft.
Es
ist nicht hilfreich einem Menschen das seelische Leid klein reden zu
wollen, indem man ihm sagt: Es ist vergangen, vergiss es endlich! Damit
nimmt man ihm sein Recht auf seine Fassungslosigkeit, seine Ohnmacht,
seine Trauer, seine Verletztheit, seinen Schmerz, seine Angst.
Traumatisierte Menschen wollen gesehen werden. Ihr Leid will anerkannt
werden. Es hilft nicht, dass man versucht ihnen ihr Leid klein oder
auszureden. Sie brauchen es, dass sie geachtet werden. Klein reden,
ausreden führt nicht zur Linderung des Schmerzes, macht die Angst nicht
kleiner.
Es macht diese Menschen im Tiefsten allein.
Es
geht darum anzuerkennen was geschehen ist und was es mit diesem
Menschen gemacht hat. Und das funktioniert nicht, wenn man das Leid
dieses Menschen nicht anerkennt. Das Trauma wird nicht bewältigt, indem
man sich davon distanziert, es abspaltet, sich ablenkt oder kompensiert,
sondern indem man sich dem bewusst zuwendet was geschehen ist und was
es an Spuren in der Seele hinterlassen hat. Es geht um die Erlaubnis den
Verlust, der erlitten wurde und die Folgen des Verlustes spüren zu
dürfen und es geht darum auszudrücken, was gefühlt wird. Diese Menschen
müssen sprechen, müssen fühlen dürfen. Dann hört das ohnmächtige
Verstummen durch die erfahrene Ohnmacht auf.
Ja es ist schwer.
Die meisten Menschen können das nicht, sie fühlen sich hilflos angesichts der Wucht, die sie da trifft. Sie können nicht damit umgehen. Dafür können sie nichts.
Darum ist es so wichtig, wen der Traumatisierte wählt um zu sprechen: Er braucht, wie Alice Miller es einmal ausdrückte, einen wissenden, helfenden Zeugen.
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