Samstag, 15. August 2020

Behauptungen

Zeichnung. A. Wende

Behauptungen sind Äußerungen, in denen etwas als Tatsache hingestellt wird was möglicherweise keine ist. Behauptungen basieren meist auf rein persönlichen Hypothesen, Ansichten oder Meinungen.
Behauptungen sind immer problematisch. Je nachdem, welches Ausmaß sie annehmen, vergiften sie die Kommunikation und stiften sogar Unfrieden. Am giftigsten sind Behauptungen, die erhoben werden, ohne den Sachverhalt, die Umstände oder den Menschen über den etwas behaupet wird, überhaupt zu kennen. Behauptungen paaren sich nicht selten mit Verallgemeinerungen: Nach dem Motto: Die sind alle so.

Wer Menschen oder menschliches Verhalten über einen Kamm schert macht es sich einfach. 

Er hat ein vorgefertigtes Bild und behauptet dieses Bild, damit er seine Sicht der Dinge und damit seinen Denkrahmen behalten kann und nicht nicht erweitern muss.
Es gibt diese Menschen, die zu allem eine Meinug haben, egal was es ist, und diese Meinung muss behauptet werden. Meist basiert diese nicht einmal einmal auf vielfältigen Erfahrungen, Beobachtungen und Wissen, sondern vielmehr auf Halbwissen, aufgrund dessen falsche oder unzureichende Schlüsse gezogen werden. Mit solchen Menschen lohnt es sich nicht zu diskutieren. Sie sind starr in ihrem Denkrahmen, gefangen in ihrer eigenen Sicht von Welt und zudem meist veränderungsresistent. Sie wollen ihre vorgefertigte Meinung nicht reflektieren, damit ihr Weltbild nicht ins Wanken kommt. Sie beharren fest auf dem was ihr Denkrahmen ihnen vorgibt und bewegen sich nicht darüber hinaus. Zum einen weil ihnen das eine scheinbare Sicherheit vermittelt, zum anderen weil sie einfach nicht in der Lage sind ein Thema oder ein Problem von allen Seiten, mitsamt allen Faktoren und in aller Tiefe zu beleuchten. Das ist zugegebenermaßen auch anstrengend und erfordert echtes Interesse und den Wunsch den anderen oder die Dinge in ihrer Kompexität verstehen zu wollen. Der Blick derer, die gerne Behauptungen machen, ist verstellt von ihren persönlichen Vorstellungen darüber wie es ist oder ihrer Ansicht nach zu sein hat. Und was nicht sein kann, darf nicht sein.

Wer viel behauptet unterstellt auch viel. 
Wer anderen jedoch Dinge unterstellt zeigt wenig Einfühlungsvermögen. Er bewertet und urteilt ohne sich tief einzulassen, nicht selten mit erhobenem Zeigefinger. Aber genau dieses sich Einlassen können ist die Vorraussetzung um von der Behauptung zum Erkennen zu kommen. Zum Erkennen, das nichts nur eine Seite, sondern viele Seiten hat, das Menschen und deren Motive und Verhaltensweisen kompliziert und hoch komplex sind und dass es für alles mehr als eine Erklärung und mehr als einen Grund gibt, so wie es für alles und für jeden viele mögliche Wege und Lösungen gibt.

Wer sich an der Oberfläche bewegt wird diese Gründe nicht ergründen. Und meist will er es auch nicht. Das ist okay. Nur sollte er sich Behauptungen und Unterstellungen dann sparen. Wie gesagt, sie vergiften die Komminkation, weil sie Diskussionen, die weiter führen oder zum anderen hinführen unmöglich machen. „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen", sagt der Philosoph Wittgenstein. Unser menschliches Miteinander wäre empathischer, liebevoller und gütiger ohne auf Behauptungen zu beharren.

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