Aufhören mit dem Aktivsein, aufhören mit dem Machen, langsamer machen. Entschleunigen, mich aus der Welt zurückziehen, runterkommen, zur Ruhe kommen.
Ach, wenn doch endlich Stille wäre.
Wie oft ich das gedacht habe.Wie oft ich mir das gewünscht habe. Und manchmal habe ich das dann getan. Ich habe mich herausgenommen aus dem Machen. Am Anfang meines Rückzugs empfand ich eine seltsame Leere, nichts was ich tun muss, nicht was mich fordert, niemand, der etwas von mir will. Nach einer Weile kam dann Fülle. Eine Fülle von Gedanken und Gefühlen, denen ich mir plötzlich bewusst wurde, denen ich nicht ausweichen konnte, die ich nicht mehr verdrängen oder kompensieren konnte.
All das was vorher war, meine Arbeit, meine Aufgaben, meine Pflichten, meine Bezugspunkte – alles fehlte und es stellte sich eine innere Unruhe ein. Ich hatte auf Klarheit und Ruhe gehofft, stattdessen fand ich Chaos und Verwirrung. Der Raum, den ich nur mit mir selbst bewohnte, ohne Einfluss der Außenwelt, führte mitten hinein in meine Traurigkeit, meine Verletzbarkeit, mene Schwäche, meinen Schmerz, meine Ängste, meine Fragen nach dem Sinn. All das was ich, während ich da draußen aktiv war, nicht spürte, all das, was ich vermieden hatte anzuschauen, lies sich nicht mehr übersehen und überfühlen. Mein Geist fand nichts woran er sich aufhängen konnte – außer in meiner Innenwelt. Es fühlte sich an als wäre ich aus dem Licht in den Schatten getreten. In der Leere war es dunkel und nicht wie ich erhofft hatte hell, ruhig, still und friedlich.
Mein Rückzug führte mich mitten hinein in meine innere Welt und ich war enttäuscht, denn was meine Sehnsucht sich so schön gemalt hatte, war alles andere als schön.
Ich war genau dort gelandet wo meine Schatten sich vor mir aufbauten und mich aufforderten endlich hinzuschauen. Ich habe hingeschaut, ich bin den Weg in das Dunkel gegangen. Ich bin ihn gegangen, den Weg zu mir selbst zu der, die ich auch bin, wenn alles andere wegfällt. Ich habe mich auf den Weg gemacht mein inneres Chaos aufzudecken und endlich hingeschaut, mich durchschaut um Einsicht zu erlangen in das was ich fühle, wirklich fühle.
Die Leere begriff ich, ist keineswegs ein leerer Raum und sie ist nichts, was wir gedanklich erschaffen können.
Sie ist der Raum in dem wir uns unserer selbst gewahr werden. Sie ist der Raum der Licht in unser Dunkel bringt. Se ist der Raum in dem wir uns selbst sehen und zusehen.
Sie ist der Raum in dem wir fühlen wie sich Traurigkeit anfühlt, wie sich Wut anfühlt, wie sich Verlust anfühlt, wie sich Enttäuschung anfühlt, wie sich Alleinsein und Einsamsein anfühlt. Sie ist der Raum in dem unsere Emotionen zum Objekt unserer Wahrnehmung werden - Selbstwahrnehmung.
"Emotion selbst ist eine radikale und sehr starke Art des Erwachens", schreibt die buddhistische Nonne Pema Chödrön.
Und so habe ich es erfahren. Ich bin erwacht, ich habe mich selbst erkannt, mich selbst gefunden mit allem was ich an mir selbst mag und nicht mag, mich - ganz - mit all dem was ich bin und was ich nicht bin, was ich sein will und nicht sein kann. Mit meinem Licht und mit meinen Schatten.
In der Leere habe ich Fülle gefunden.
Und langsam, ganz langsam, stellte sich Ruhe ein.
Namaste Ihr Lieben
Möget Ihr gesund sein.
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