Foto: A.W. |
Ich habe die Fenster weit offen stehen. Im Garten singen die Vögel. Nebenan singt mein Nachbar, der Bildhauer, wie jeden Morgen laut und voller Inbrunst seine arabischen Lieder. Es beruhigt mich.
Gut, es geht ihm gut. Ich werde allein bleiben für Wochen, vielleicht gar nicht mehr raus kommen, außer zum Einkaufen oder wenn ich zum Arzt muss. Viel Zeit mit mir, für mich. Zeit, die ich gestalten darf. Zeit endlich das Buch zu Ende zu schreiben, das so lange schon darauf wartet.
Ich bin dankbar den Garten zu haben.
Nicht alle haben dieses Glück. Viele Menschen sitzen mit der Familie in viel zu kleinen Wohnungen. Ihnen wird bald die Decke auf den Kopf fallen. Wir werden auf eine harte Probe gestellt. Manche von uns sind vollkommen allein, so wie ich, Singles, die jetzt nicht mehr zur Arbeit gehen können, keinen menschlichen Kontakt mehr haben. Virtuell, am Telefon, aber das ist nicht das Gleiche.
Manche Menschen sind krank, sie haben Depressionen oder Angststörungen. Sie sind so allein wie nie zuvor. Andere sind alt, so alt, dass sie nicht mehr besucht werden dürfen. Wie einsam werden sie sein, wie lange? Wie verlassen müssen sie sich fühlen mit ihrer Angst, ihrer Sehnsucht nach denen, die sie lieben.
Ich spüre wie traurig mich das macht an diesem Morgen, all das Leid, all der Kummer, der jetzt größer wird in den Menschen, weil ihnen fehlt, was sie am Nötigsten brauchen: Menschen ganz nah.
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