Donnerstag, 19. März 2020

Selbsttranszendenz

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Zur Zeit erlebe ich bei einigen Klienten eine innere Wandlung – die eigenen Probleme haben sich relativiert. Sie sind klein geworden angesichts der großen Krise.
In Zeiten des Rückzugs und der sozialen Einschränkungen reflektieren viele Menschen ihr Leben neu. Sie beginnen zu spüren, was wesentlich ist. Sie erkennen, dass es in ihrem Leben mehr um Werte gehen muss. Sie erkennen im stillen Raum der unfreiwilligen Isolation, dass sie sich selbst nicht genügen, sie spüren eine innere Leere, eine tiefe Sehnsucht - sie spüren, dass sie etwas brauchen, das über sie selbst hinausgeht – einen Sinn.

Es geht um ein sinnvoll gelebtes Leben. 

Was wir verdrängen, nicht wahrhaben wollen oder uns schönreden wollen bricht jetzt durch wo es kaum noch Ablenkung gibt.
Für viele bedeutet das Raus aus dem Hamsterrad ein Rein in die Sinnfrage.
Diese Zeit der Krise kann jedem Einzelnen von uns als Chance dienen, sich zu besinnen.
Um uns zu besinnen müssen wir allerdings aufhören ständig um die eigene Angst zu kreisen. Wir müssen aufhören um uns selbst zu kreisen.
Angst hat das Problem, dass sie das gesunde Denken blockiert. Angst schaltet die Vernunft aus, sie schickt uns wie in Trance in den Bedrohungsmodus – kämpfen, weglaufen oder Starre. Zu viel Angst ist kein guter Berater wenn es darum geht ein Problem oder einen Krisenzustand angemessen zu betrachten oder zu lösen.

Lassen wir die Angst für einen bewussten Moment beiseite dürfen wir uns fragen:
Was ist mein Sinn?
Was sind meine Werte?
Was im Leben ist mir wichtig?
Was ist es, was mich zufrieden macht?
Was ist die Aufgabe, die über mich selbst hinausgeht?
Was ist meine Berufung?
Habe ich eine Mission?
Wofür stehe ich?
Was will ich bewirken?
Was liebe ich?

Die Antworten darauf kommen zu uns wenn es uns gelingt uns von uns selbst zu distanzieren und über den Tellerrand hinauszuschauen. Sie kommen wenn wir aus dem Hamsterrad aussteigen, das wir für unser Leben hielten.
Schaffen wir das gelingt uns Selbstdistanzierung.
Wer allerdings keine Werte hat, wird diese Selbstdistanzierung nicht erreichen.
In der Selbstdistanzierung werden die eigenen Probleme relativiert. Selbstdistanzierung ist der Weg der zur Selbsttranszendenz führt.

Was ist Selbst-Transzendenz?
Selbsttranszendenz wird in der Psychologie als komplexes Merkmal der menschlichen Persönlichkeit betrachtet. Im Wesentlichen bedeutet dies, das Selbst zu transzendieren, indem wir über uns die eigene Identität hinaus als Teil von etwas Größerem begreifen.
Nach dem österreichischen Neurologen und Psychiater Viktor Frankl, der seine Familie im KZ verlor und selbst von 1942 bis 1945 im Konzentrationslager war, definiert sich Selbsttranszendenz durch den Umstand, dass der Mensch erst dann ganz Mensch wird, wenn er aus sich selbst heraustritt und in der Hingabe an eine Sache oder an einen Menschen aufgeht.
Und damit sind wir wieder bei den Werten.

Wir brauchen Werte.
Wer keine Werte hat wird Selbsttranszendenz nicht erreichen.
Wer sie aber hat, wird alles tun, um sie zu leben, um danach zu handeln und sie in die Welt zu tragen.
Ich für meinen Teil möchte die Welt ein kleines bisschen besser machen.

Habt es gut Ihr Lieben.
Möget Ihr gesund sein.

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