Foto: A.Wende
Liebe ist wie Atmen: Wenn es passiert, bist du einfach Liebe. Es ist gleich, wer dir nahekommt, der Sünder oder der Heilige. Wer immer dir nahe kommt, beginnt die Schwingungen der Liebe zu spüren, er wird glücklich sein. Liebe gibt bedingungslos – aber nur diejenigen, die sie haben, können sie geben.
Osho
Die Liebe mit all ihren Möglichkeiten, Schmerzen, Enttäuschungen ist dazu prädestiniert uns an unserem empfindlichsten, verletzlichsten Punkt zu berühren. Menschen, die leicht verletzbar sind, können sehr an der Liebe leiden.
KliententInnen, die ihr Leben noch vor sich haben, sagen oft, dass sie nicht wissen, warum sie noch immer an einer Beziehung hängen, die ihnen wenig Glück und viel Kummer bereitet. Oder sie bekennen, dass sie sich immer wieder in Liebesgefühle verstricken, die nicht beantwortet werden. Sie finden tiefste Verbindungen zu Menschen, die sie verletzen. Unaufhörlich streuen sie sich selbst Salz in die Wunden, klammern hartnäckig an den Falschen, ertragen Zurückweisungen und kommentieren dies mit dem Satz: „Ich kann doch nicht aufhören diesen Menschen zu lieben, nur weil er mich verletzt hat.“ Oder sie klammern sich hartnäckig an eine Erinnerung, idealisieren das Schöne und blenden aus, was sie unglücklich gemacht hat.
Sie quälen sich selbst, um nicht loslassen zu müssen, was sie für Liebe halten.
Und immer wieder versuchen sie es aufs Neue, suchen verzweifelt nach dem, oder der Einen, die ihre Liebeswünsche erfüllen soll und geraten wieder in Beziehungen, die Unerfülltsein, Sehnsucht, Traurigkeit und Leid mit sich bringen.
Oft steckt dahinter die unbewusste Angst sich zu verlieben und sich wirklich tief auf einen anderen einzulassen.
Eine Liebe, die nicht erfüllt oder verwirklicht werden kann, bietet letzten Endes Sicherheit, sie bietet das Gefühl der Verbindung, sie gaukelt Beziehung vor, auch wenn diese zu Leiden führt. Alles besser als ohne Beziehung sein.
Eine Liebe, die verletzt und Leiden macht, eine schmerzhafte Erinnerung, die festgehalten wird, lässt vermuten, dass da ein Mensch weniger am Gefühl der Liebe, als an der Erinnerung von Zurückweisung, Abwertung und Schmerz hängt.
Da ist dieser alte Schmerz einer tiefen inneren Einsamkeit, dem Gefühl nicht willkommen zu sein, nicht dazuzugehören, keinen Platz zu finden in der Welt. Und dieser Schmerz ist vertraut. Er ist die lange Geschichte von wiederholten emotionalen Verletzungen der Kindheit, die zwar oberflächlich erkannt und bewusst zu sein scheinen, aber nie wirklich gelöst wurden.
Die Suche nach Liebe ist im Grunde die Suche dieses Menschen nach sich selbst.
Aber das Finden des Ersehnten gelingt nicht indem Liebe, Verbundenheit und Zuneigung im anderen gesucht wird. Es bedarf eines Stadiums des Übergangs, das eine notwendige Einsamkeit bedeutet, die dahin führt, sich selbst anzunehmen, die Quelle der Liebe in sich selbst zu finden und zwar indem die Anhaftung an die dunklen Gefühle des alten, traumatischen Schmerzes aufgegeben werden und sich der Suchende diesen Gefühlen endlich stellt.
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