Donnerstag, 8. April 2021

Aus der Praxis – Hilfreicher Umgang mit destruktiven Gedanken

 

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Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken. 

Marc Aurel


Du fühlst du dich antriebslos, schwelgst in Erinnerungen an eine bessere Zeit, hängst stundenlang schwermütigen Gedanken nach und schaust mit leerem Blick aus dem Fenster. Vielleicht fühlst du dich einsam und verloren, ziehst dich in sich selbst zurück und scheust den Kontakt, den du gerade jetzt so nötig hast. Du siehst das Leben von seiner dunklen Seite und neigst dazu die hellen Seiten zu übersehen. Diese Momente haben wir alle, sie sind okay, aber sie können belastend sein, wenn sie überhandnehmen. Sie rauben dir Kraft, Schlaf, Konzentration, Antrieb und Lebensfreude.
Immer wenn dich destruktive Gedanken überfluten, ist es zunächst hilfreich dir bewusst zu machen, dass du in diesen Momenten nur einen Teil der Wahrheit siehst.
Wir neigen dazu, vieles was unsere Denkmaschine an Gedanken produziert, für wahr zu halten. Tun wir das, kann aus schwermütigen Gedankenkreisen ein permanentes, seelisch belastendes Grübeln werden. 
 
Was hilft?
Ratschläge wie „Denk einfach positiv!“ sind im Umgang mit negativen Gedanken nicht sonderlich hilfreich. Gedanken lassen sich nämlich nicht unterdrücken.
Wesentlich sinnvoller ist es Strategien im Umgang mit belastenden Gedanken anzuwenden. Das bedeutet nicht, dass wir Gedanken unterdrücken oder ignorieren. Es bedeutet, dass wir lernen, uns nicht in negativen Gedanken zu verstricken, sondern uns von ihnen zu distanzieren.
 
So ist es z.B. hilfreich uns bewusst zu machen, dass wir, wenn wir in unheilsamen Gedanken gefangen sind, nur einen Teil der Wahrheit sehen. Es ist als schauen wir in schwarzes Kästchen und daneben steht ein weißes, das wir nicht mehr wahrnehmen. Aber es ist da. Und darin ist die andere Seite der Wahrheit. Dann ist es heilsam in das weiße Kästchen zu schauen und uns bewusst zu machen, dass das Leben nicht schwarz oder weiß ist, sondern, dass es immer beides ist. 
 
Du "bist" nicht deine Gedanken. Du "hast" Gedanken.
Es geht darum, einen angemessenen Umgang mit ihnen zu finden um die seelische Balance zu halten und dich nicht mit ihnen zu identifizieren.
Hilfreich ist zunächst immer die Realität der Gedanken zu überprüfen: Frag dich, ob deine Gedanken wirklich wahr sind und ob deine Befürchtungen tatsächlich eintreffen. Oder handelt es sich nur um eine Illusion, die dein Verstand produziert?
 
Nimm die bewertungsfreie Beobachterposition ein: Lass die Gedanken an dir vorüber ziehen, wie Wolken am Himmel oder Blätter in einem Fluss. Betrachte sie einfach und bewerte sie nicht. Aha, interessant, das sind nur Gedanken!
Wenn du deine Gedanken bewusst und achtsam wahrnimmst, wirst du Zeuge, wie sie an dir vorbeiziehen. Wenn du an deinen Gedanken festhältst oder versuchst sie zu verdrängen, werden sie bei dir bleiben und sich verstärken.
Mach dir bewusst: Erst die Bedeutung, die du einem Gedanken gibst, macht ihn bedrohlich und belastend.
 
Du kannst den Blickwinkel ändern und dich fragen: Wie sieht die gedankliche Situation in den Augen eines anderen aus? Wie könnte ein Mensch, den du für weise und gelassen hälst, deine Situation wahrnehmen und empfinden. Was würde er jetzt denken? Wie würde er damit umgehen?
 
Du kannst dich fragen: Sind diese Gedanken hilfreich oder hinderlich? Kann ich aus diesen Gedanken Kraft schöpfen oder rauben sie mir Energie?
Das sind nur einige hilfreiche Möglichkeiten um zu erkennen: Du bist deinen Gedanken nicht hilflos ausgeliefert. Wenn du das weißt, kannst du immer dann, wenn du dich in darin zu verfangen beginnst, die notwendigen Korrekturen vornehmen, damit es dir besser geht. 
 
Wichtig ist es zu erkennen, ob es sich um „normales“ Grübeln handelt oder um eine beginnende ernstzunehmende psychische Störung.
Letztere erkennst du an folgenden Merkmalen:
1. Dauer und Intensität: Wie viele Stunden am Tag nehmen deine unheilsamen Gedanken in Beschlag?
2. Kontrollierbarkeit: Kannst du die belastenden Gedankenschleifen noch irgendwie unterbrechen?
3. Leidensdruck: Beeinträchtigen deine Gedanken deine Lebenszufriedenheit?
 
Wenn dies zutrifft, suche dir schnellstmöglich professionelle Unterstützung.
Ich bin gerne für dich da! 
 

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