Donnerstag, 18. März 2021

Wenn das Vertrauen bricht

 

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Wenn du dich emporschwingen willst, musst du den ganzen Mist, 
der dich nach unten zieht, zurücklassen.
Toni Morrison
 

Eine der stärksten Säulen für eine Beziehung ist gegenseitiges Vertrauen. Zusagen einzuhalten ist einer der zentralen Vertrauensfaktoren unseres menschlichen Miteinanders, beruflich und privat. Zunächst eine Zusage zu geben, dann diese Zusage aber nicht einzuhalten, ist ein Vertrauensbruch.
Das Versäumnis des anderen fällt nun auf uns zurück.
Wie reagieren wir?
Vermutlich enttäuscht, vielleicht sogar sehr enttäuscht, wenn die Sache für uns sehr wichtig war und wenn der Mensch uns wichtig war. Je wichtiger der Mensch für uns ist, desto schwerer wiegt auch der Vertrauensbruch.
Vielleicht sind wir erst einmal fassungslos und müssen tief durchatmen. Dann sind wir wütend. Diese Wut verraucht irgendwann. Zurück bleiben der Schmerz der Verletzung und die Ohnmacht der Enttäuschung. Nun, Enttäuschung ist immer das Ende der Täuschung. Sie zeigt uns in wem oder in was wir uns getäuscht haben.
 
In diesem Falle haben wir haben nicht nur dem anderen vertraut, sondern auch uns selbst, indem wir glaubten dem anderen vertrauen zu können. Wir haben einem Menschen unser Vertrauen geschenkt und es ist missbraucht worden. Mehr noch, der Missbrauch hat uns Schaden zugefügt.
Das muss man erst einmal verdauen. So etwas liegt schwer auf der Seele.
Damit angemessen umzugehen ist nicht einfach. Denn es geschieht noch mehr: zum Einen haben wir jetzt ein Problem, wir müssen uns eine andere Lösung suchen um unsere Sache zu Ende zu bringen. Zum Zweiten ist da ein Vertrauensbruch geschehen mit dem wir fertig werden müssen.
Wir erfahren eine Kränkung. 
 
Wir fragen uns vielleicht:
Wie kann der andere so sein?
Wie kann er mir das antun?
Wie kann ich so blöd sein und jemanden vertrauen, der meines Vertrauens gar nicht würdig ist?
Wie konnte er mich so täuschen?
Wie konnte ich mich so täuschen lassen?
Warum macht dieser Mensch so was?
Wie kann er nur?
Er kann und Punkt. Nur um die letzte Frage zu beantworten.
Wir könnten uns jetzt die Mühe machen auf all diesen Fragen herumzukauen. Eine Weile, eine lange Weile, eine ganz lange Weile. Und am Ende sind wir dermaßen in unsere Kränkung verstrickt, dass wir vielleicht sogar verbittern.
Ist das hilfreich?
Es ist nicht hilfreich.
 
Wir kauen auf etwas herum wie auf einem Kaugummi, der längst nicht mehr schmeckt. Den würden wir doch ausspucken, oder?
Warum also auf etwas herumkauen, warum auf etwas herumdenken, was uns nicht schmeckt und emotional nicht bekömmlich ist?
Warum sich verstricken, wenn Verstrickung zu nichts führt, außer Leiden?
Das ist Selbstquälerei und ändert an dem was passiert ist rein gar nichts, aber es ändert etwas in uns. Wir verschwenden sinnlose Energie auf etwas, was es nicht wert ist.
Wir denken über einen Menschen nach, dessen Handlungsweise wir nicht gutheißen.
Wir denken über unsere eigene Handlungsweise nach, die wir nicht gut heißen und damit werten wir uns selbst ab.
Wir waren nicht blöd, wir haben vertraut.
Vielleicht weil es uns gefällt zu vertrauen.
Wir sind okay.
Wir erkennen an: wir haben keine Macht über andere Menschen.
Das ist heilsam.
 
Wir gestehen uns unsere schmerzhaften Gefühle zu. Wir bleiben bei uns, wir akzeptieren: Ja, das tut weh. Aber wir hören auf mit dem sinnlosen Wiederkäuen.
Dann treffen wir eine klare Entscheidung: Dieser Mensch ist für uns nicht mehr vertrauenswürdig. Auf diesen Menschen sind wir nicht angewiesen, wir sind nicht von ihm abhängig, wir lösen uns aus der unheilsamen Verstrickung und Punkt.
Und dann wenden wir unsere Aufmerksamkeit unserer Sache zu und suchen eine neue Lösung.


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