Foto:pixybay
Meine Haltung Menschen gegenüber ist grundsätzlich Annahme, Verstehen und Mitgefühl. Ich glaube weder daran, dass der Mensch nur gut oder nur böse ist. In jedem von uns ist beides. Wir selbst sind dafür verantwortlich welchen Wolf wir füttern.
Dazu gehört Bewusstsein. Was bedeutet, sich seiner Gedanken, seiner Gefühle und seiner Handlungen bewusst zu sein. Je unbewusster sich ein Mensch über sich selbst ist, desto unbewusster denkt, fühlt und handelt er. Manche Menschen sind so unbewusst, dass sie anderen unbewusst Böses tun. Und manche Menschen, so traurig es ist, sind sich durchaus bewusst, dass sie anderen Böses antun. Zu diesen Menschen gehören Narzissten, dissoziale Persönlichkeiten, Soziopathen und Psychopathen.
Wer einem solchen Menschen in seinem Leben begegnet ist, weiß, was er anrichten kann. Wer in einer Beziehung mit einem solchen Menschen lebt oder lebte, weiß es umso besser.
Menschen mit den oben genannten Persönlichkeitsstörungen genießen es andere zu verletzen. Ihnen geht es um Macht. Es geht darum den anderen abzuwerten, ihn klein, kleiner, am KLEINSTEN zu machen. Verletzungen sind gewollt, Schwächen werden gnadenlos ausgenutzt, offen, brutal, bösartig und rücksichtslos wird der andere gedemütigt, gequält und zerbröselt. Es geht darum ihn zu "besiegen“ und schließlich kaputt zu machen.
Wer das erlebt hat ist, auch wenn er es schafft aus einer solchen Beziehung auszusteigen, ist nicht mehr er selbst. Etwas in ihm ist kaputt. Nicht nur die Seele ist verwundet und das Herz gebrochen, der Mensch ist in seiner ganzen Person erschüttert und fragmentiert.
Da ist Ohnmacht, da ist Fassungslosigkeit, da ist Schmerz, da ist Wut, da ist Trauer, da sind Scham- und Schuldgefühle ob der großen Frage, wie man überhaupt so etwas mit sich machen lassen konnte. Wie konnte man in ein Leiden hineingleiten, das man niemanden wünschen würde? Ein Dauerleiden über Jahre und kein Entkommen. Bis es dann doch irgendwann zu Ende ist. Entweder weil der Quälende von selbst geht, weil man nutzlos geworden ist oder weil er ein attraktiveres Opfer gefunden hat, oder weil man selbst spürte: Wenn ich so weiter mache, gehe ich zugrunde und mit letzter Kraft aus dem Drama aussteigt.
Was dann?
Die meisten Menschen, die eine unheilsame Beziehung hinter sich gelassen haben, brauchen lange um sie zu verarbeiten. Manche verarbeiten sie nie. Und viele fragen sich noch Jahre danach: Was geht in diesem Menschen vor, dass er mir das angetan hat?
Auf diese Frage gibt es nur eine einzige Antwort: Dieser Mensch kann nicht anders. Er kann nicht anders, weil er ein kranker Mensch ist und mit "normalem" menschlichen Denken und Fühlen nicht zu begreifen.
Doch mit dieser Antwort geben sich die meisten Beschädigten dieser kranken Persönlichkeiten nicht zufrieden. Das ewige „WARUM?“ kreist in ihren Köpfen und genau das ist fatal. Dieses, auf den anderen bezogene „Warum“, ist das größte Hindernis um wieder zu sich selbst zu finden und das zerbröselte Etwas, das man ist, neu zuammenzufügen. Ich sage bewusst „neu“, denn der Mensch, der man vor dem Erlebten war, wird man nicht mehr. Man ist verändert. Zunächst zum Unguten. Aber das kann sich ändern, indem das Erlebte verarbeitet wird und man bereit ist daran zu wachsen. Das ist für mich letztlich der einzige Sinn, den eine solche Erfahrung für die Betroffenen haben kann.
Wohin mit dem Schmerz?
Egal wie groß der Schmerz ist, Schmerz vergeht, wenn wir uns damit auseinandersetzen, wenn wir bereit sind ihn anzunehmen und ihn zu heilen. Leiden aber ist selbstgemacht, dann, wenn wir nicht aufhören uns im Schmerz zu suhlen und darin heimisch werden.
Wir haben mehr Macht, als wir denken.
Auch wenn wir uns dem Schmerz gegenüber machtlos fühlen, unser eigener Anteil am Leiden ist grösser, als wir es wahrnehmen. Nämlich darum, weil wir dem ohnehin bestehenden Leid selbst noch mehr Leid hinzufügen.
Wir fügen mehr Leid hinzu, wenn wir in unveränderbaren Situationen in Gedankenschleifen kreisen und uns immer wieder fragen: Warum?
Wir fügen mehr Leid hinzu, wenn wir uns verurteilen und uns Vorwürfe machen, weil wir so gehandelt haben oder gefühlt haben, wie wir fühlten.
Wir fügen mehr Leid hinzu, wenn wir versuchen etwas zu ändern, was nicht zu ändern ist.
Wir fügen mehr Leid hinzu, wenn wir Anhaften an etwas, was längst verloren ist oder wenn wir etwas unbedingt haben wollen, was wir nicht haben können. Oder wenn wir etwas loswerden wollen, was nicht loszuwerden ist. Dazu gehört auch an etwas festzuhalten, was unwiederbringlich zu Ende ist. Dazu gehört unseren Schmerz mit Alkohol, Drogen und Psychopharmaka zu betäuben. Mit diesen Verhaltensweisen machen wir den Schmerz größer, wir schaffen zusätzliches Leiden, das vermeidbar ist.
Heilsam ist, uns uns selbst zuwenden.
Nachdem wir uns bewusst gemacht haben, dass wir ein Mehr an Leiden nicht brauchen und unser Handeln danach richten, so gut wir es können, kümmern wir uns auschließlich um unser eigenes Warum. Wir richten den Focus auf uns selbst und geben keine Energie mehr in den anderen, weil es absolut sinnlos ist und zu nichts führt, außer, dass wir uns von uns selbst abwenden und dem was zu tun ist – nämlich uns gesunden zu lassen.
Also: Warum ich?
Unser Warum klärt sich, wenn wir folgende Fragen zulassen:
Was in mir hat diesen Menschen in mein Leben eingeladen?
Was hat mich an diesen Menschen gebunden?
Was in mir hat dieses Leid zugelassen?
Was in mir hat das mit sich machen lassen?
Was in mir hat mich so lange aushalten lassen?
Was wollte ich nicht loslassen?
Und: Warum haben ich diese Erfahrung gebraucht und was darf ich daraus über mich selbst lernen?
Das ist der Anfang. Damit beginnt der heilsame Weg um das zerbröselte Etwas, das wir sind, zu verstehen, liebevoll und mitfühlend anzunehmen und die inneren Anteile, die uns das Drama haben mitspielen lassen, anzuschauen, zu verstehen und zu heilen.
Und ja, das ist schwere Arbeit und sie kann dauern ...
Wenn Du den Weg alleine nicht schaffst, bin ich für Dich da.
Kontakt: aw@wende-praxis.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen