Dienstag, 15. Oktober 2019

Warum bin ich wie ich bin?


„Du bist am Ende – was du bist.
Setz dir Perücken auf von Millionen Locken,
Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken,
Du bleibst doch immer, was du bist.“
Schreibt Goethe in Faust.

 


Wir sind wer wir sind, aber wie werden wir zu dem, der wir sind?
Die Persönlichkeit erhebt jeden Menschen zu einem einzigartigen Wesen. Aber wie formt sich unsere Persönlichkeit, wir bildet sich unser Charakter?

Ist die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen und auf sie reagieren, schon bei der Geburt vorbestimmt? Entsteht unser menschliches Verhalten als Ausdruck einer komplexen biologischen Maschine? Beeinflussen unsere Gene unsere Wahrnehmung von Welt? Sind wir geprägt durch die Erfahrungen und Konditionierungen unserer Kindheit? Welche Rolle spielt unser soziales Umfeld? Welchen Einfluss hat die Peergroup? Gibt es ein festgeschriebenes Drehbuch unserer Persönlichkeit? Oder ist es all das zusammen was uns als Mensch ausmacht?
Welche Aspekte gehören der persönlichen Sphäre an und welche prägen uns am Entscheidendsten?

Die Neurobiologie behauptet, dass unsere Persönlichkeit zu einem großen Teil in unseren Genen festgeschrieben ist. Die Psychologie behauptet, was uns zu dem macht, der wir sind, beruht auf mehreren Faktoren: Erbanlagen, Erziehung und den prägenden Erlebnissen in der Kindheit. Wie Persönlichkeitsmerkmale in der frühen Kindheit und Jugend entstehen und wie sie sich auch im mittleren und höheren Lebensalter verändern können, ist Thema der Entwicklungspsychologie.
 Wie Genetik und Umwelt das Verhalten eines Menschen beeinflussen und welche Mechanismen die Persönlichkeit steuern, dieses Rätsel will die Verhaltensgenetik lösen. Diese wissenschaftliche Fachrichtung wendet Methoden und Ergebnisse der Genetik auf die Erforschung von Verhalten an.

Eine eindeutige Antwort auf die hochkomplexen Fragen zur Persönlichkeitsformierung ist bis heute nicht gefunden. Wir spekulieren also erfolglos weiter, zu unterschiedlich sind die Auffassungen sowie die Menschenbilder der Wissenschaft, der Psychologie und der Philosophie. Mit anderen Worten: Wir wissen, dass wir nichts wirklich wissen.

Was ich allerdings aus der Erfahrung meiner langen Arbeit mit Menschen weiß: All die Menschen, die zu mir kamen und zu mir kommen, haben das drängende Bedürfnis über die eigene Kindheit zu sprechen. Die Meisten von ihnen leiden daran, dass da etwas oder vieles nicht gut war. Etwas, das bis ins hohe Alter nachwirken kann, wird es nicht verarbeitet.
Daher ist es mir persönlich ziemlich wurscht welche Gene ein Mensch hat, es zu wissen würde ihm nicht weiter helfen. Was zählt ist, was ein Mensch als belastend erinnert und was sein Jetzt belastet. Daran können wir arbeiten.

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