Samstag, 5. Oktober 2019

Compassion Fatigue - Wenn das Mitgefühl erschöpft

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Burn-out entsteht durch jahrelange Überforderung von Körper, Geist und Seele. Zu viel Stress, zu viel Anspannung und zu wenig Entspannung führen auf Dauer dazu, dass der gesamte Organismus permanent auf Hochtouren fährt und folgerichtig irgendwann wie ein überhitzter Motor "ausbrennt". Das ist nichts Neues. Was viele nicht wissen: Der Burn-out ist nicht ausschließlich eine " Managerkrankheit", also nicht nur eine Folge permanenter Überarbeitung, zum Burn-out kommt es auch dann wenn das Verhältnis von Arbeit und Selbstfürsorge aus dem Gleichgewicht gerät.

Eine hohe Gefährdung auszubrennen haben alle Beziehungsarbeiter in sozialen, kommunikativen und helfenden Berufen sowie Hausfrauen und alleinerziehende Mütter. Diesen Menschen fällt es oft schwer eine Balance zwischen Mitgefühl und Abgrenzung, zwischen Anspruch und Erwartung, überzogener Erwartung an sich selbst und menschlicher Unveränderbarkeit und zwischen Belastung und Erholung zu finden.

Gerade in den helfenden Berufen ist der Satz: „I have done too much for to many for too long with too little regard for myself“, ein Zeichen für die eigene Verletzbarkeit.

Charles Figley, Direktor des Instituts für Traumatologie an der Tulane University in New Orleans (Louisiana, USA) führte den Begriff der Compassion fatigue ein, zu deutsch: Mitgefühlserschöpfung.
Menschen mit Mitgefühl sind sensibel, sie sind offen, sie strahlen Wärme aus, sie geben Zuwendung, haben Verständnis für die Nöte anderer und - sie wollen helfen. Dabei stellen sie oft deutlich die eigenen Bedürfnisse nach Offenheit, Wärme und Zuwendung zurück. Ihr größtes „Problem“: Sie können den Schmerz anderer selbst spüren.

Compassion Fatigue ist eine besondere Form des Ausbrennens, da laut Figley Menschen in helfenden Berufen mehr für andere als für sich sorgen. Sändiges Umsorgen jedoch führt zu einem erheblichen Verbrauch an Energie. 

Menschen in helfenden und pflegenden Berufen sind daher einer enormen emotionalen Belastung ausgesetzt. Tagtäglich sind sie umgeben von Menschen, die leiden. Geht dieses Erleben über Jahre, kommt es zu einer schleichenden Erschöpfung. Betroffene berichten von Gedächtnisproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten, immer wiederkehrenden destruktiven Gedanken, grundloser Traurigkeit oder Wut, intensiven Gefühle von Angst, Verzweiflung, Freudlosigkeit und einem generellen Interesseverlust am Leben bis hin zur Depression. Zu den körperlichen Symptomen zählen Magen-Darm Erkrankungen und/oder Schlafstörungen, Erkrankungen des Immunsystems, Herz und Kreislauferkrankungen.

Die verminderte Leistungsfähigkeit und das Unglücklichsein sind das Resultat einer Selbstausbeutung über die Grenzen der Gesundheitschädigung, die sich schleichend vollzieht. Je weiter dieser Prozess fortgeschritten ist, umso schwieriger ist es ihn umzukehren. Damit es soweit nicht kommt, ist die bewusste Selbstfürsorge für Helfende überlebenswichtig.
Ich sage „bewusst“, denn gerade diejenigen von uns, die von Mitgefühlserschöpfung bedroht sind, sind in der Regel Menschen vom Fach, die es eigentlich wissen müssen. Aber wie heißt es so schön, das Wissen nützt uns nichts, wenn wir es nicht umsetzen.
Deshalb hier für alle, die es brauchen können, mich selbst eingeschlossen, das ABC - der Selbstfürsorge:
A = Achtsamkeit: Achte auf Dich selbst, auf Deine Bedürfnisse, deine Grenzen und deine Ressourcen.
B = Balance: Achte auf die gesunde Balance von Arbeit, Freizeit und Entspannung
C = Connection: Bleib in Verbindung mit Dir selbst, anderen Menschen und der Natur.

"In order to have compassion for others, we have to have compassion for ourselves."
Pema Chodron

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