Im Erreichen wollen liegt immer die Unzufriedenheit mit dem, was jetzt ist. Was macht diese Unzufriedenheit mit uns? Sie hindert uns daran, das, was gerade ist, wahrzunehmen, zu fühlen und wertzuschätzen.
Etwas erreichen wollen macht Anstrengung im Kopf. Und je hartnäckiger wir uns auf das Erreichen versteifen, desto mehr Anstrengung und desto mehr Stress im Kopf. Die meisten Menschen wollen alles schnell erreichen und am Liebsten ohne viel dafür tun zu müssen. Sie bemühen sich gedanklich auf ihr Ziel zuzusteuern. Und während sie sich verbissen auf das zu Erreichende hindenken, übersehen sie was jetzt ist. Dabei übersehen sie: Nur im Jetzt liegt das, was wir haben und was wir sind. Im Erreichen wollen erfährt das Jetzt keine Aufmerksamkeit und wenn dann nur negative, weil das, was jetzt ist, wollen wir ja so nicht haben.
Mit dieser Haltung sitzen wir im Ungewissen, unzufrieden mit dem was ist und unwissend in Bezug auf das, was noch nicht ist. Wir sitzen im Ungewissen, allein wissend, was wir so nicht wollen und anders wollen, aber nicht wissend wie da überhaupt hinkommen. In diesem Zustand fühlen wir uns verloren.
Grundsätzlich ist das Setzen von Zielen natürlich nichts Ungutes. Wir brauchen Ziele. Wie fände Entwicklung statt, wo bliebe Sinnhaftigkeit, wo Wachstum, ohne dass wir Ziele verfolgen? Das Problem ist das unbedingte erreichen Wollen.
Im unbedingten Wollen geschieht nichts. Es hält den Status Quo aufrecht, schafft Schwere anstatt Leichtigkeit. Aber es ist gerade die Leichtigkeit, die wir benötigen um uns dem Prozess zu überlassen, der Veränderung überhaupt erst bewirken kann.
Der Klient der zum Coaching kommt will etwas erreichen. Und ich frage natürlich nach seinem Ziel. Ich frage um eine Vorstellung davon zu bekommen, was es ist, womit es ihm besser gehen würde. Der Prozess der gemeinsamen Arbeit dient auch dazu dieses Ziel immer wieder zu überprüfen. Ein Beispiel: Der Klient kommt mit dem Ziel: „Ich möchte endlich eine glückliche Beziehung haben“. Gut.Aber, wieso ist da im Jetzt keine glückliche Beziehung? Gründe dafür gibt es viele. Der Urgrund aber liegt meist in uns selbst.
Im Laufe des Coachingprozesses könnte sich für den Klienten herausstellen: „Jetzt bin ich nicht bereit für eine Beziehung. Ich bin gar nicht in der Lage eine glückliche Beziehung zu führen, weil ich zu mir selbst keine erfüllende Beziehung habe. Wie also sollte es mir mit einem anderen dann gelingen?
Solange der Klient mit sich selbst nicht in einer hinreichend guten Beziehung ist, ist das Ziel in einer glücklichen Beziehung zu sein, also nur der Ausdruck des inneren Mangels, der Probleme, die er in der Beziehung zu sich selbst hat – sprich: Ausdruck der unglücklichen Beziehung mit sich selbst. Also will er eine Beziehung, die ihn glücklicher machen soll - mit sich selbst. So traurig es erst einmal ist: Es wird nicht gelingen, weil das Ziel nicht erreicht werden kann, solange das Problem im Jetzt nicht gelöst ist. Er wird entweder weiter alleine bleiben oder in Beziehungen landen, die ihn nicht glücklich machen. Das Ziel im Jetzt müsste sein - mit sich selbst gut zu werden.
Veränderung findet im Jetzt statt und nicht irgendwo, wo etwas erreicht werden muss. Der Weg ist das Ziel, bekommt so einen Sinn. Und der Weg beginnt im Jetzt. Der Weg im Jetzt ist Ausgangspunkt für das Ziel des Zukünftigen. Es ist immer dieses Jetzt, das unsere Aufmerksamkeit fordert. Alles was wir im Jetzt nicht erreichen wird uns das Ziel im Morgen niemals erreichen lassen.
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