Zeichnung AW |
Scham ist ein Dämon, dessen Existenz
wir gerne verleugnen. Scham hat eine zerstörerische Macht. Scham kann uns wie
eine Sucht beherrschen. Wer sich schämt tut alles um dieses
zerstörerische Gefühl zu unterdrücken, doch solange es unterdrückt wird, ist da
Leugnen und Abwehr.
Scham ist eine der zerstörerischen
Kräfte in unserem Leben. Erst wenn wir die Scham benennen können, verliert sie
ihre Macht über uns.
Gesunde Scham ist kein schlechtes
Gefühl, sie macht uns
menschlich, sie zeigt uns unsere Grenzen, sie sagt uns wo wir Acht
geben müssen, um nicht über das Ziel hinauszuschießen. Sie bewahrt uns davor zu
verletzen und zu zerstören. Krankhafte Scham aber ist zerstörerisch. Sie
zerstört unser Selbstbild und zeigt sich in Süchten, Pathologien, Zwängen,
Narzissmus und Neurosen. Sie führt zur Hoffnungslosigkeit und schwächt unsere
Lebenskraft.
In der Scham verleugnen wir uns selbst,
wir fühlen uns als hätten wir unser Gesicht verloren. In der Scham
fragmentiert sich unser Innerstes. Wir sind bedrückt von der Angst man könne uns
entdecken und bloßstellen. Wir verstecken uns vor uns selbst und vor der
Entdeckung anderer. Wer sich krankhaft schämt führt ein Leben in seelischer Isolation. Scham macht scheu - wir scheuen das Licht. Wir möchten am
Liebsten in den Boden versinken, wir muten uns keinem zu, wir fürchten Nähe,
weil wir fürchten entlarvt zu werden.
Wer unter starken Schamgefühlen leidet
steht mit sich selbst im Konflikt und dadurch steht er mit der Welt in
Konflikt. Scham ist wie ein eiserner Vorhang, der vom Leben trennt. Scham
konfrontiert uns mit unseren vermeintlichen Mängeln, mit Gefühlen von Schuld,
Schlechtsein, Fehlerhaftigkeit, Schmutzigsein und Wertlosigkeit. Scham suggeriert: Du bist nicht
liebenswert. Du bist schlecht und somit bist du auch schlecht für andere. Scham
ist Gegenstand der Selbstverachtung. Sie ist eine Qual, ein Leiden der Seele.
Scham führt zum schämen wegen der Scham. Scham führt dazu uns selbst nicht zu
vertrauen.
Scham wird
internalisiert, wenn sich Eltern oder Erzieher schamlos verhalten, auf welche
Weise auch immer, und Kinder zu Zeugen dieses schamlosen Verhaltens werden. Sie
übernehmen die Scham stellvertretend für die, die sie nicht empfinden. Scham
wird internalisiert wenn ein Kind gedemütigt, missbraucht oder verlassen wird.
Ein Kind das verlassen, gedemütigt oder
missbraucht wird, verliert sein wahres Selbst. Es spaltet es ab. Damit hört es
auf seelisch zu existieren. Es entfremdet sich von sich selbst. Sich von sich
selbst entfremden bedeutet, dass wir Teile unseres Selbst als fremd und nicht
zu uns gehörig empfinden. Wir
werden für uns selbst zum Objekt der Verachtung. Wer sich selbst verachtet ist
sich selbst nicht gut. Krankhafte Scham führt zu innerer Lähmung,
zu innerem Rückzug und affektiver Passivität. Der krankhaft sich schämende
Mensch hat das Gefühl nicht dazuzugehören. Er ist immer auf der Hut. Er
isoliert sich und leidet unter oft einer chronischen Depression.
Scham führt nicht selten zur Sucht.
Sucht hat immer etwas mit einem gespaltenen Selbst zu tun und der Überzeugung
ein Mensch zu sein, der mit Makeln behaftet ist. In der Sucht liegt der
unbewusste Versuch das Gefühl des Schmerzes zu betäuben. Die Sucht und ihre
Folgen führen wiederum zu neuer Scham. So
erzeugt Scham immer wieder Scham.
Um krankhafte Scham zu überwinden
bedarf es immer einer Veränderung des Selbstbildes.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen