Malerei: AW |
Ein Mensch ist gänzlich
unzufrieden mit seinem Leben, egal was er auch tut, egal was er hat, es
ist nie genug, es ist nie richtig und alles fühlt sich falsch und unbefriedigend an. Egal was er beginnt, es will ihm nicht gelingen. Immer ist da das Verlangen nach mehr, nach
anderem, nach dem, was er nicht hat. Dieser Mensch leidet an chronischer
Unzufriedenheit. Von Außen betrachtet hat er ein gutes, fast schon luxuriöses
Leben ohne größere Probleme und Sorgen. Innerlich leidet er wie ein Hund. Das Verlangen
nach mehr macht ihn immer unzufriedener.
Wir alle kennen das Gefühl
von Unzufriedenheit. Es gibt vielerlei Gründe um unzufrieden zu sein. Es läuft
nicht wie wir es gern hätten, wir erreichen Ziele nicht, wir finden nicht den
passenden Partner, die Anderen verhalten sich nicht so wie wir es erwarten, wir
mögen unser Aussehen nicht, wir haben nicht genug Geld, der Job frustriert uns,
unser Leben verläuft anders als wir es uns wünschen. Die Gründe für
Unzufriedenheit nehmen kein Ende wenn wir den Focus auf das richten, was wir
nicht haben können.
Die Welt ist
voll von unzufriedenen Menschen, die nicht satt sind und es nicht werden. „Eigentlich könnte ich ganz
zufrieden sein, wenn es doch so und so wäre“. Das ist ein Satz des modernen
Menschen. Eigentlich müsste der
Satz heißen: "Es fehlt mir noch so viel, um ich mich selbst zu akzeptieren wie
ich bin und mein Leben so wie es ist".
Die Unzufriedenheit aber kann das nicht. Sie ist nicht fähig sich selbst zu akzeptieren und sie ist unfähig
ihr Leben zu akzeptieren, ob es nun perfekt passt oder nicht. Und - die
Unzufriedenheit vergleicht sich mit anderen. „Das Vergleichen ist das Ende des
Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“, schrieb einst der Philosoph Sören
Kirkegaard.
Das Gefühl der
Unzufriedenheit hat etwas Zersetzendes. Nie ist der Unzufriedene im Jetzt,
immer ist er gedanklich in der ach so schönen Vergangenheit oder der unschönen, oder er ist
in der schönen Zukunft oder in der Unschönen. Egal wo er ist, nichts ist gut
genug. Nicht heute, nicht gestern, nicht morgen. Der Grund: Er ist außer sich. Er zerrt an sich selbst herum
und sieht die Welt verzerrt. Sein Denken ist ein ewiges: Ich will, ich sollte, ich
müsste, es ist nicht gut wie es ist.
Er verlangt nach Dingen, die er nicht
hat oder nach Dingen, die andere haben und die doch eigentlich ihm zustünden. Was er hat sollte so und so sein, aber nicht
so wie es ist. Seine Forderung an das Schicksal ist unangemessen hoch. Aber all das ändert absolut
nichts an der Person, die er ist, an genau dem Punkt seiner Entwicklung an dem
er ist.
Sicher steht es uns frei uns
Dinge zu wünschen und uns Ziele zu setzen. Aber das bedingt, dass wir etwas
dafür tun. Dann wirkt die Unzufriedenheit als Antrieb etwas zu verändern und
zwar zum Positiven hin.
Aber genau das kann und will der unzufriedene Mensch nicht. Er
ist zu sehr damit beschäftigt sich selbst zu bemitleiden, andere zu beneiden
und zu klagen. Im tiefsten Inneren fühlt er sich wie die unerkannte Prinzessin
oder der unerkannte Prinz, dem das Leben alles Schöne und Gute auf dem
Silbertablett servierten soll, was er sich selbst nicht verschaffen kann. Wie
auch? Chronische Unzufriedenheit ist eine blockierende Energie, die an der
Lebenskraft zehrt. Im ewigen Klagen verhaftet wird der Blick trübe für das was
bereits da ist und was als Basis dafür dienen könnte etwas zu werden. Werden im Sinne
von Schöpfung. Der Unzufriedene aber ist weit entfernt davon Schöpfer zu sein,
weil er ein Klagender ist und damit blind den eigenen Potentialen, Gaben und
Lebensumständen gegenüber. Es gibt so viel was er tun
könnte, aber solange er nach Dingen
verlangt, die nicht er selbst sind, verrennt er sich nach nirgendwo.
Wir verrennen uns immer, wenn
wir nicht wir selbst sind. Um wir selbst zu sein müssen wir erkennen wer wir
sind und dazu gehört auch zu erkennen, wer wir nicht sind, was wir nicht
werden können und was wir demnach nicht haben können.
Aber das ist natürlich nicht
leicht, es ist sogar schwer das zu erkennen. Und haben wir es erkannt, auch noch ja dazu zu sagen.
Einem unzufriedenen Menschen zu helfen
zufriedener zu werden ist kein leichtes Unterfangen. Ihm zu sagen: Schau auf
das, was du hast und sei dankbar für das, was du hast, ist wenig hilfreich. Es
ist ein nicht zielführendes Herumdoktern am Symptom. Vielmehr müssen zunächst die
Ursachen der chronsichen Unzufreidenheit gefunden werden und diese sind vielfältig.
Was unzufriedene
Menschen gemeinsam haben ist eine negative Lebenseinstellung.
Die Ursachen dafür liegen meist in der
Kindheit. Das sind Botschaften wie: „Das geht nicht“, „Das kannst Du nicht“,
„Das schaffst Du nicht“. Das Kind
verinnerlicht so eine negative Einstellung zu sich selbst und wird aufgrund
dieser Introjektionen auch im späteren Leben nur schwer zu einer bejahenden, sich selbst
und andere wertschätzenden Lebenseinstellung gelangen. Es hat gelernt an sich
selbst zu zweifeln. Dies führt zu einem verzerrten Selbstbild. Es hält sich
für wertlos, unfähig, zu dumm, zu klein, nicht gut genug und und und. Dieses Bild von sich selbst ist durch die destruktiven Botschaften der Kindheit
verinnerlicht und oft ernab jeglicher Realität. Die negative Sichtweise auf
sich selbst führt wiederrum dazu den Blick vorrangig auf die eigene
Fehlbarkeit und das, was nicht erreichbar ist zu lenken. Was dagegen erreicht wird, wird
nicht gesehen, oder erscheint wertlos. Eine negative Sichtweise auf sich selbst
geht meist einher mit einer negativen Sichtweise auf andere. Gesehen werden vor allem die Fehler des
Anderen, das was er nicht kann, nicht hat, seine Stärken und Erfolge dagegen werden
beneidet. Womit wir beim Neid sind.
Neid richtet den Fokus auf das Haben
oder das Sein des Anderen. Neid vergleicht sich ständig und sieht nur das, was
er nicht hat, anstatt das, was er bereits an Gutem hat. Wer unter Neid leidet ist solange nicht zufrieden,
bis er die Objekte seiner Begierden besitzt. Fatalerweise halten die Freude oder
die Dankbarkeit darüber nicht lange an, weil es ja immer noch mehr von dem zu
haben gibt, was andere längst haben und so sehnsüchtig begehrt wird. So kommt
es zur Gier. Gier und Neid gehen immer eine unheilige Allianz
ein.
Was dem Unzufriedenen fehlt um seinem
Leiden zu entkommen ist der Mut, das mit dem er nicht zufrieden ist, zu
ändern. Aber wie sich aus der Komfortzone
herausbewegen? Dann müsste er aufgeben was er schon sicher hat und Unsicherheit
erträgt er nicht, denn das würde bedeuteten, sich auf das Leben, wie es ist,
einzulassen und Eigenverantwortung zu übernehmen, was heißt: Sich sich
selbst ehrlich zuzuwenden. Etwas was der Unzufriedene beharrlich vermeidet, weil
er sich vor sich selbst und der eigenen Wahrheit instinktiv fürchtet.
Diese Wahrheit ist ganz
einfach: Wenn er anders sein könnte, wenn sein Leben anders sein könnte, dann
wäre es anders.
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