Sonntag, 28. April 2024

Fülle ist eine Geisteshaltung

 

                                                                           Foto. A.Wende

 

Ist das Glas halb voll oder halb leer?

Der Optimist sagt, das Glas ist halb voll, der Pessimist sagt, das Glas ist halb leer. 

Sagt man.

Was, wenn wir es einmal anders sehen?

Wenn wir sehen: Entscheidend ist, dass das Glas da ist. Es geht nicht darum wie voll das Glas ist, oder wie leer, sondern um das Glas selbst. Um die Tatsache, dass dieses Glas überhaupt da ist und in dem Glas all das, was wir im Leben erfahren, was wir verlieren und gewinnen, was wir an Gutem und an Ungutem erleben, was wir erleben und fühlen.

Wenn wir aufhören in „entweder oder“ Kategorien zu denken, wenn wir aufhören zu bewerten ist alles erst einmal wie es ist. Dann ist es völlig egal wie voll oder wie leer wir unser Glas ist. Es geht um das Leben selbst, das ist.

 

Manchmal fühlen wir uns voll, manchmal leer. Manchmal ist unser Leben voller Freude und Glück und manchmal sind wir voller Trauer und Schmerz. Kein Leben verläuft linear. Es gibt gute und schlechte Zeiten in jedem Leben.

 

Leiden entsteht dadurch, dass wir meinen unser Glas muss immer voll sein, wir müssen immer gute Gefühle haben, das Leben muss immer glatt laufen und tut es das nicht, sehen wir ein halbvolles Glas und nicht mehr das Glas selbst.

Wir machen uns abhängig von all den Dingen, die wir meinen zu brauchen und wir machen uns von Menschen, die wir meinen zu brauchen. Wir machen uns abhängig davon wie die Dinge laufen und wie andere handeln oder wie sie uns behandeln und reagieren dann darauf. 

 

Wir brauchen so viel, denken wir. Aber was brauchen wir wirklich?

Je mehr wir brauchen desto abhängiger sind wir davon was im Außen passiert und damit machen wir unser Innerstes vom Außen abhängig. Wir reagieren und beantworten was uns begegnet. Wir bewerten und beurteilen was uns begegnet und teilen es in Kategorien wie gut oder schlecht. Und dann fühlen wir uns, je nachdem, gut oder schlecht. Wenn uns nichts begegnet oder wenn wir auf uns selbst zurückgeworfen sind oder unsere Tage keine Höhen und Tiefen haben, langweilen wir uns ob des immer Gleichen oder wir fühlen uns leer innen. Wir blicken immer in das Glas, aber sehen das Glas selbst nicht. Ob gefüllt oder nicht, immer sind wir selbst da. Wir selbst sind die Fülle, unser Leben. Unser Dasein und unsere Reise auf diesem Planeten.

 

Fülle ist eine Geisteshaltung.

Es gibt Menschen deren Glas immer halb voll oder sogar voll ist und sie sind unzufrieden und es gibt Menschen, deren Glas immer halbleer oder ganz leer ist und sie sind zufrieden.

Es geht nicht darum, was wir haben, sondern darum was wir sind und wer wir sind und wie wir unser Dasein empfinden und es gestalten. Es geht darum, was uns von Innen füllt, unabhängig davon, was im Außen ist.

 

"Einer der letzten menschlichen Freiheit ist, seine Einstellung 

unter welchen Umständen auch immer frei wählen zu können 

und einen eigenen Weg wählen zu können.“

 

Viktor Frankl

 

 

 

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