Mittwoch, 10. Januar 2024

Wer ich bin

 
                                                              Foto: www
 
 
„Werde, der Du bist!“, forderte einst der griechische Philosoph Pindar seine Mitmenschen auf. Nosce te ipsum - „Erkenne dich selbst“ - stand als Inschrift am Apollotempel von Delphi. Aber was aber bedeutet das, zu werden wer man ist, was bedeutet, sich selbst erkennen? Es bedeutet für mich sich selbst kennen zu lernen, sich selbst zu erforschen und sich seiner Einzigartigkeit bewusst zu werden. Es bedeutet eine eigene Identität zu formieren, die niemals festgeschrieben ist, sondern wandelbar wie das Leben selbst. 
 
Alles Leben ist Veränderung.
Ich war gestern die und heute bin ich die. Denn das Leben ändert mich. Jede Erfahrung bewirkt und ändert etwas in mir und wie ich mich selbst erlebe und Welt sehe. Jedes Jahr meines Lebens ist ein Fortschreiten. Wir bleiben nicht an einem festgeschriebenen Punkt für immer stehen und ebenso wenig bleibt unsere Identität was sie einmal war. Dieses „Werden wer ich bin“, ist niemals zu Ende, es ist ein Prozess, eine Entwicklung und wohin sie geht, das wissen wir nicht. Sich selbst erkennen bedeutet nicht wie viele meinen herauszufinden wo meine Stärken, Fähigkeiten, Anlagen und Sehnsüchte liegen und meine Gaben und Potentiale zu verwirklichen, es bedeutet mich selbst angesichts dessen, was mir widerfährt wahrzunehmen – Gewahrsein. Mir gewahr sein wie ich reagiere, wie ich auf das, was mir begegnet, antworte, wie ich denke, fühle und handle und was sich daraus ergibt – für meine Entwicklung als Mensch.
 
Ich bin viele. Wir sind viele. In uns sind so viele Anteile und Anlagen, ist so viel Unbewusstes und Bewusstes, so viel Konditioniertes und Eigenes – ein hochkomplexes Etwas, das ein Ganzes bildet. 
Ich kann z.B. ein Trauma haben und es bewältigen, ich kann ein Trauma haben und darin stecken bleiben, ich kann retraumatisiert werden und all das bin ich. Ich kann ungesunde und gesunde Anteile haben und all das bin ich. Ich kann dumm sein und weise und all das bin ich. Ich kann mich verlieren und wieder finden. Und all das bin ich.
 
Altes und Neues, Erinnerung und Gegenwart. Kind, Jugendliche, Erwachsene, Alter Mensch – all das bin ich und immer im Werden.
Ich bin im Werden. Und dieses Werden macht mich am Ende zu dem, der ich bin. Und im besten Falle erkenne ich dann, wer ich bin. In meiner Komplexität, meiner Ganzheit, meinem Wesen, meiner Essenz, die nichts anderes ist als mein reines Sein. Ich atme, ich lebe. Ich bin.
Und immer gilt: Ich selbst bin all das.
Echte Selbstfindung ist für mich die Folge einer achtsamen Selbstwahrnehmung, einer kontinuierlichen Selbstreflexion, eines hohen Bewusstseins für den Menschen, der ich bin, mitsamt meinem Licht und meinen Schatten auf meinem Weg durch mein Leben, das mich formt.

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