Montag, 1. Januar 2024

Es ist Zeit

 



Meine zunehmende Dünnhäutigkeit und Empfindlichkeit, nehme ich als Zeichen dafür, dass ich so manchem nicht mehr so viel entgegensetzen möchte wie früher. Ich nehme sie als ein Zeichen dafür, dass ich die Energie und die Kraft, die ich noch habe, vornehmlich mir selbst geben muss, sie nicht mehr einsetze für Dinge, die nicht in meinem Einflussbereich liegen und unveränderbar sind und auch nicht für Menschen, die mir nicht gut tun.
Was ich jetzt entwickeln will ist ein Leben nach Innen, ein Leben vom Sein getragen und nicht von Machen, Engagieren und Leistung. Alles Machen um des Leistens willen ist der Vergänglichkeit preisgegeben.
Schimäre weiter nichts.
 
Ich werde kürzer treten und sehr bewusst wählen, was ich tun will, für wen ich es tun will und mit wem ich es tun will.
 
Wenn man fühlt, dass der Zeitpunkt des Innehaltens überschritten ist, aber trotzdem weitermacht und in verschwenderischer Manier sein Leben und seine Zeit vergeudet, wird man schwach vor der Zeit. Man gießt seine kostbare Lebenskraft in ein Gefäß, dessen Boden ein Loch hat. Das ist unsinnige Verschwendung. 
 
Innehalten so oft ich will, leben um mit mir selbst in Frieden zu sein, das gilt für mich jetzt. Die Zeit, die mir noch bleibt ist kostbar. Sie kann kurz sein, das ist mir sehr bewusst. Jeden Tag kann es vorbei sein. Mit dem Älterwerden wird die Zeit ein fragiles Gut, welches es gut zu hüten gilt. Zu behüten vor allem, was ungut ist. 
 
Älterwerden ist für mich die Zeit den Blick nach Innen zu richten, auf meine Individuation und dem Rest Leben, das noch bleibt, Sinn und Würde zu verleihen. Es ist an der Zeit meinem zukünftigen Selbst Frieden zu schenken, indem ich mich mit dem auseinandersetze, was ich bisher vermieden habe. Dazu gehört die Trauer, die mich ein ganzes Leben lang begleitet. Dazu gehört auch jenen Teilen von mir selbst, die ich nicht mag, genauso viel Liebe zu schenken, wie jenen, die ich gerne an mir mag. Es ist Zeit mir ein Leben zu erlauben, das mich zur Ruhe kommen lässt. Und das bedeutet jetzt Ordnung zu machen - Innen, auch wenn die Welt da draußen in Unordnung ist.
Gerade weil sie es ist.



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