Gestern machte ich auf meiner Faebookseite einen Post über Selbstliebe.
Darin standen zwei Sätze darüber, was Selbstliebe für uns tut.
Nichts weiter.
Und es gab Angriffe.
Das ging soweit, dass der Vorwurf kam, ich betreibe Victim Blaiming.
Aha, interessant!
Ich habe erkennen dürfen: Das Wort Selbstliebe ist ein Trigger für manche von uns. Für die Ungeliebten, die Traumatisierten, die, die sich selbst nicht lieben können, die, die verwundet sind von der Unliebe, die, die Liebe nie erhalten haben oder nur Unliebe oder gar Hass erfahren haben, kann das Wort Selbstliebe starke negative Gefühlen auslösen.
Ich verstehe das.
Dennoch ist das kein Grund zum Angriff über zu gehen, die Selbstliebe zu verteufeln und die, die darüber schreibt, in diesem Falle mich, zu attackieren.
Auch wenn ich das Motiv dieses Angriffs nachvollziehen kann – Angriffe dieser Art sind ungut. Sie sind projektiv, sie sind aggressiv und sie sind respektlos. Also bitte, wem nicht passt, was ich schreibe, der braucht es nicht gut heißen, nicht annehmen und nicht drüber nachdenken, es ist meine Wahrheit und die muss nicht jedem gefallen und nicht für jeden wahr sein.
Aber: respektloses Verhalten und persönliche Angriffe dulde ich auf meiner Seite nicht.
Zur Selbstliebe ...
Niemand muss sich selbst lieben.
Niemand muss Selbstliebe für wichtig oder für heilsam halten.
Niemand muss sich schlecht oder schuldig fühlen, weil er sich selbst nicht lieben kann.
Niemand muss sich selbst lieben lernen wollen, wenn er das nicht will.
Niemand muss das Wort mögen, wenn es ungute Gefühle bei ihm auslöst.
Wir haben die Wahl.
Wir haben die Wahl zu entscheiden, ob wir in Sachen Liebe etwas für uns tun wollen oder nicht.
Meine Erfahrung sagt: Es ist heilsam sich selbst lieben zu lernen. Es ist heilsam den Weg zu gehen, der uns liebevoll mit uns selbst und unseren innersten Kern verbindet – und der ist in seiner Essenz für mich Liebe. Liebe für uns selbst, unsere Nächsten, Mutter Erde und das Leben selbst.
Es ist heilsam von der Unliebe zu genesen, die uns verletzt hat, die uns hart und lieblos für uns selbst gemacht hat, die uns beigebracht hat, dass wir nicht nicht wertvoll, nicht wichtig, nicht gut genug, nicht würdig sind um liebenswert zu sein. Die Unliebe, die uns all das beigebracht hat und der wir all das geglaubt haben, das noch im Erwachsenenalter in unseren jüngeren Anteilen steckt und uns einen liebevollen Zugang zu uns selbst unmöglich oder sehr schwer macht, ist destruktiv.
Ich kenne viele Menschen, die sich selbst nicht lieben können. Viele meiner Klienten können das nicht. Das hat nichts mit Schuld zu tun. Ich selbst konnte es lange nicht.
Ich habe geliebte Menschen verloren, die ohne Selbstliebe waren. Einer davon hat sich erfüllt von Selbsthass zu Tode getrunken, der andere ist auf dem Weg der Selbstzerstörung. Meine Liebe zu ihnen konnte beide nicht retten. Soweit kann der Mangel an Selbstliebe gehen, hin zum Selbsthass und bis zur Selbstzerstörung, indem ein Mensch sich schlecht behandelt und sich langsam mit Alkohol oder anderen Drogen selbst vergiftet bis er dahinsiecht und sich zu Tode bringt. Welch ein Leid. Welch ein Leid für die, die dabei zusehen müssen und nichts, aber auch nichts tun können, so sehr sie den anderen auch lieben. Ich habe lernen müssen: Liebe zu einem Menschen, der sich selbst nicht liebt, kann nichts bewirken. Meine Liebe konnte ihre Liebe zu sich selbst nicht wecken. Ich begriff: Die Unfähigkeit, sich selbst zu lieben, ist die Wurzel ihres Leids.
Als ich mich selbst nicht lieben konnte, dachte ich, alles würde besser, wenn ich nur einen Menschen finde, der mich liebt. Es war eine der größten Illusionen in Sachen Liebe, die ich mir gemacht habe. Ich erkannte mein Leid bestand nicht darin, das andere mich nicht lieben. Mein Leid bestand darin, das ich mich selbst nicht genug lieb hatte. Und weil das so war, habe ich mir immer Partner gesucht, die mir das gespiegelt haben. Partner, die sich auch nicht lieb hatten und um deren Liebe ich kämpfen musste, wie als Kind um die Liebe meiner Eltern. Ich habe mein Drama wiederholt und es ging jedes Mal nicht gut aus. Ich habe mich selbst behandelt wie man mich als Kind behandelt hat - lieblos und ich wurde behandelt wie man mich als Kind behandelt hat - lieblos. Ich bin es nicht wert geliebt zu werden, dachte ich, aber heute weiß ich: es ist nicht wahr.
Weil ich "glaubte" nicht liebenswert zu sein, ja Liebe nicht einmal verdient zu haben, habe ich mich lieblos behandeln lassen.
Die Unfähigkeit, sich selbst zu lieben, ist die Wurzel vielen Leids.
Wer keine liebende Güte für sich selbst empfinde, hat es schwer, er empfindet einen Mangel, den er im Außen zu erfüllen sucht. Wie will ich lieben, Liebe überhaupt fühlen, für mich selbst und andere, wenn Liebe außerhalb meines Selbst liegt, wenn sie abhängig von anderen ist, die mir dieses Gefühl geben sollen, das ich mir selbst nicht zu geben vermag?
Wie kann ich von anderen erwarten, dass sie mich lieben, wenn ich es selbst nicht tue, wenn ich Liebe nicht in mir selbst trage, für mich und mein Leben, das ein Geschenk ist? Mir wem gehe ich dann Resonanz?
Wenn ich keine Liebe für mich selbst fühle, ist jedes Lieben ein mich Be Lieben lassen, ein mich selbst im anderen lieben. Brauchen ist das, nicht lieben.
Ich hatte ich mich darauf verlegt gebraucht zu werden, wenn ich schon nicht geliebt werden konnte. Ich habe Selbstmissbrauch betrieben. Solange bis ich endlich wach wurde, bis mir schmerzhaft klar wurde, warum mir das alles immer wieder in geschieht: Damit ich endlich lerne mich selbst zu lieben.
Damit ich aufhöre verzweifelt in anderen zu suchen, was ich nicht in mir und nicht für mich selbst empfinde.
Ich brauche umso mehr Liebe und Wertschätzung von anderen, je weniger ich diese Gefühle mir selbst gegenüber fühle.
Wenn ich mich selbst nicht lieb haben kann, was nichts anderes heißt als liebevoll JA zu mir zu sagen, mit allem, was ich bin und nicht bin, mit meinen Wunden und meinen Verletzungen und gerade deswegen, mitfühlend und liebevoll ja zu mir sage, kann es auch niemand anderes auf eine Weise tun, dass es mich erfüllt. Wenn ich mich selbst nicht lieben kann, liebe ich ersatzweise andere. Wenn ich mich selbst nicht lieben kann, bleibe ich in der Opferrolle stecken und sie, die mir Unliebe gaben, haben gesiegt. Ich habe entschieden: Ich bin kein Opfer – ich bin eine Überlebende. Das kleine Mädchen, das misshandelt und verstoßen wurde, hat überlebt und es ist gewachsen. Dafür liebe ich es von ganzem Herzen. Dafür liebe ich mich. Auch dafür.
Alle Liebe, die wir im Außen suchen und vielleicht irgendwann sogar finden für eine Weile, macht den Mangel an Selbstliebe nicht wett.
Verlieren wir den Geliebten oder die Geliebte, bleiben wir unzufrieden und voller trauriger Sehnsucht. Wir empfinden ein Gefühl der Leere, vielleicht sogar Wut, wir haben wenig Hoffnung und Zuversicht und empfinden das Leben und all unsere Bemühungen als scheinbar sinnlos, denn - ohne Liebe ist alles Nichts. Der klassische Ausdruck dieses Zustands ist die Depression.
Ich habe begriffen, solange ich mich nicht selbst lieb habe und mein Sosein als Mensch nicht würdige, ist meine größte Angst, nicht geliebt zu werden und niemand lieben zu dürfen.
Ich war eine Abhängige der Liebe.
Ich bin es nicht mehr.
Nach all der Unliebe habe ich endlich gelernt mich selbst zu lieben.
Und weil ich weiß, dass es möglich ist, sich selbst lieben zu lernen und weil ich weiß, wie schmerzhaft es ist, es nicht zu können, tue ich was ich tue, jeden Tag, indem ich Menschen dabei unterstütze und begleite sich selbst Liebe, Respekt und Wertschätzung zu schenken.
Ich tue das, weil ich es kann.
Wunderbar! Ich bin mittlerweile 45 Jahre auf dieser Reise und trage nun auch mehr und mehr die Früchte der Liebe für mich... weg vom brauchen, hin zum lieben. Wie kann ich sonst auch von Anderen erwarten mir etwas zu geben, was ich selbst zu geben (mir) nicht in der Lage bin. Das funktioniert nicht.. nicht mehr und das ist auch gut so. Danke für dein liebevolles Begleiten!
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