Mittwoch, 22. Dezember 2021

Welten



In unserer Jetztzeit, wo es nahezu unmöglich geworden ist, eine Meinung über bestimmte Dinge zu äußern oder gar zu vertreten, die nicht dem Mainstram entspricht, sollten wir einmal ganz bewusst innehalten und unseren durch ständige Angst und Dauerstress verstörten Denkapparat, zur Ruhe bringen. Erst dann ist wieder klares Denken möglich. Erst dann ist es möglich dem Anderen sein Anderssein zu lassen.
Dann werden wir vielleicht erkennen: Es ist nicht unser Aufgabe andere zu bekehren oder zu überzeugen oder gar dazu zu drängen, dem zu folgen, was wir denken oder wie wir es gerne hätten. So funktionieren Menschen nicht und sie werden es nie tun. Und das ist gut so. Niemand lässt sich zu etwas zwingen, was er mit sich selbst nicht vereinbaren kann, es sei denn durch Gewalt, aber auch dann gibt es Menschen, die sich innerlich nicht brechen lassen.
 
Bevor wir andere beurteilen oder verurteilen, sollten wir uns bewusst machen: Jeder von uns nähert sich der äußeren Welt durch die Brille seiner inneren Welt. 
Und in dieser inneren Welt, die durch unser Erleben und unsere Erfahrungen geprägt ist, liegen Vorstellungen, Überzeugungen, Erwartungen, Annahmen, Glaubensmuster, Ängste und Traumata, die sich in unserer persönlichen Geschichte herausgebildet haben. Aufgrund dieser Prägungen, sehen und erleben wir uns selbst und die äußere Welt. Jeder Einzelne von uns lebt auf gewisse Weise in seinem psychischen und geistigen Mikrokosmos inmitten der äußeren Welt. Jeder Einzelne von uns ist sein eigener Mensch. Und jeder Einzelne von uns hat ein Recht auf sein Sosein. Wir beanspruchen das für uns selbst und somit ist es ein Anspruch, den wir auch dem anderen zuzugestehen haben. 
 
Auch wenn wir heute viel über Psychologie, über den Zusammenhang von Körper, Geist und Seele wissen, so beschleicht mich das Gefühl, dass wir gerade dabei sind, dieses wertvolle Wissen auszuradieren, auf Kosten einer Gleichmacherei, die von Angst getrieben ist, der Angst um unser rein körperliches Überleben. 
Aber, was nützt uns das, wenn Geist und Seele dabei erkranken und wir psychisch nicht mehr den Herausforderungen des Lebens gewachsen sind? Absolut nichts.
Im Gegenteil es führt zu Unheil. In uns selbst, in unserem Nächsten, in der äußeren Welt. Weil alles miteinander verbunden ist und eins das andere bedingt.
Wenn wir wieder einmal über andere den Stab brechen, sollten wir uns daran erinnern, dass wir unsere innere Funktionsweise und unsere Sicht der äußeren Welt nicht dem anderen überstülpen dürfen, im Glauben wir besäßen die absolute Wahrheit. Die Wahrheit von gestern, relativiert sich indem wir neue Erkenntnisse gewinnen, indem sich die Umstände ändern, auf denen eine alte Wahrheit basierte. Niemand besitzt die absolute Wahrheit - das ist die Wahrheit. Was heute wahr scheint, kann morgen schon anders sein. Das erleben wir gerade. Und auch das kann wiederum Angst machen. Worauf können wir uns noch verlassen? Welcher äußeren Wahrheit können wir zutiefst vertrauen? Was ist wirklich wahr?
Wahr ist aber: Wenn Angst in uns herrscht, entspricht die innere Welt nicht mehr der äußeren. Die Sicht aus der Angst heraus ist niemals eine klare. Angst führt immer zu unverhältnismäßigen Reaktionen, sie lässt unsere Alarmglocken läuten und die klingen bei jedem von uns anders und jeder reagiert anders. Und bei manchen von uns, reagieren sie über.
Es ist nicht so, dass es nichts Angstmachendes oder Besorgniserregendes in unserer äußeren Welt gibt, es gibt leider zur Zeit sehr viel davon, darüber müssen wir nicht diskutieren, aber wir könnten darüber nachdenken, ob unsere Reaktionen angemessen sind. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir alle Menschen sind und jeder Mensch ein Individuum, auch wenn dieser Mensch gänzlich anderer Meinung ist. Und dass er deshalb nicht gleich unser Feind ist. Wir sollten darüber nachdenken, wie wir in unserem Mikrokosmos wieder Frieden schaffen und es tun.

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