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Unter dem Tunnelblick versteht man in der Psychologie die sogenannte selektive Wahrnehmung, was bedeutet: Es werden nur die Informationen berücksichtigt, die zu den eigenen Überzeugungen passen. Wie bei einem Filter vor einer Kameralinse, der nur bestimmte Lichtanteile durchlässt, werden einige Informationen einfach ausgeblendet.
Der Tunnelblick führt nicht nur dazu, dass die Komplexität des Ganzen nicht mehr wahrgenommen wird, er führt auch dazu, dass die eigene Wahrnehmung immer begrenzter wird und somit eine eigene Wirklichkeit geschaffen wird, die lückenhaft und/oder verzerrt ist. Fakten werden ignoriert, umgedeutet und/oder umgebogen damit sie in diese konstruierte Wirklichkeit passen. Gefangen im Tunnelblick kann der Mensch nur noch bestimmte Aspekte des gegenwärtigen Lebens sehen.
Gedanken werden nicht analysiert und hinterfragt, sondern es werden nur jene Aspekte wahrgenommen, die bereits vorgefasste Gedanken untermauern. Heißt: Wir widersprechen unseren Gedanken nicht, vielmehr suchen und finden wir Argumente um diese zu bestätigen und damit wiederum verstärken und verfestigen sich diese.
Subjektive Annahmen schieben sich über neutrale Informationen.
Argumente, Denkanstöße und Fakten, die gegen eigene Annahmen sprechen, werden zurückgewiesen, weil sie aus irgendeinem Grund nicht zählen sollen. Es kommt zu einer emotionalen Beweisführung: Das eigene Gefühl wird als Beweis für die Richtigkeit einer Annahme herangezogen, widersprechende Gefühle werden selektiv abgewehrt.
Nach dem Motto: Was in meinem Denkrahmen nicht sein kann, darf nicht sein.
Der Tunnelblick hat über die Zeit vielfältige negative Auswirkungen auf das eigene Leben, die soziale Kompetenz und das soziale Miteinander.
Zum einen macht der Tunnelblick eng – die Wahrnehmungsfähigkeit wird immer eingeschränkter, der Spielraum der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten begrenzt. Der Mensch wird immer verschlossener anderen Wahrheiten gegenüber, er schirmt sich gegen alternative Möglichkeiten ab und bewegt sich nur noch im Kreis derer, die sein Denken teilen und es bestätigen. Seine Fähigkeit Neues zu erfahren und zu lernen oder sich zu verändern, sinken auf Null. Er sitzt in seinem selbstgeschusterten Mikrokosmos ohne Zwischenstufen, den er verteidigt, sobald nur der leiseste Angriff von außen kommt. Andere Meinungen werden disqualifiziert oder attackiert, damit man das eigene Denken nicht ändern muss. Im worst case wird jeder Andersdenkende zum Feind.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung sind nicht rein zufällig.
Liebe Angelika,
AntwortenLöschenwann hast Du angefangen als Coach zu arbeiten?
Vor zwanzig Jahren
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