Debbie Ford ist tot. Mit nur
57 Jahren ist eine großartige, kluge, schöne Frau und Mutter eines Sohnes ihrem
langen Krebsleiden erlegen. Ein Tumor an der Brustwand hat sich durch die
Rippen gefressen. Am Ende hat er sie zerfressen.
Debbie Ford hat acht Bücher
geschrieben, die das Ziel hatten Menschen zu mehr Selbstliebe zu führen. Ihre
Arbeit und ihre Botschaft bezogen sich auf C.G. Jungs Konzept der Schatten und
deren Integration um heil und ganz zu werden. Debbie Ford ist nicht heil
geworden.
"Schattenarbeit oder
"Die dunkle Seite der Lichtjäger-Kreativität - positive Energie durch die
Arbeit am eigenen Schatten", sind die bekanntesten Werke der
Lichtarbeiterin, als die sich Debbie Ford selbst verstanden und nach Außen
kommuniziert hat. Sie hat mit ihren Vorträgen und Seminaren Säle gefüllt, immer
mit dem Ziel Menschen zu helfen.
Ich habe Debbie Fords Bücher
gelesen. Das letzte, das sie kurz vor ihrem Tod veröffentlicht hat, trägt den
Titel "Die liebevolle Kriegerin". Es liegt auf meinem Nachtisch.
"Die liebevolle
Kriegerin" ist der Entwurf für eine couragierte Lebensführung. So wird es
vermarktet. Es ist mehr als alle anderen Bücher Debbie Fords, der eindringliche
Apell an uns Frauen, uns selbst anzunehmen und lieben zu lernen, mit unseren
Wunden, unseren Ängsten und unseren Selbstzweifeln. Es ist das persönlichste
Buch, das sie geschrieben hat. Sie schrieb es während ihrem Kampf mit dem
Krebs.
Am Anfang des Buches steht
zu lesen: "Das Wichtigste überhaupt ist, dass ich mich erstens um mich
selbst, zweitens um meinen Sohn, drittens um den Rest meiner Familie sowie um
meine MitarbeiterInnen kümmere und dann erst um alles andere."
Das ist schon ohne alles
andere viel, um das zu kümmern sie sich auftrug. Sehr viel. Wir kennen dieses
sehr viel sehr gut. Und viele von uns erkennen irgendwann, auch wenn uns keine tödliche
Krankheit trifft, dass dieses Kümmern dazu führt, dass am Ende wir selbst verkümmern.
Diese kluge Frau war sich dessen bewusst und sie hat es trotzdem nicht geschafft,
heil zu bleiben und zu werden.
Etwas war stärker als ihre Erkenntnis, stärker als ihr Glaube an die Kraft der Selbstheilung, stärker als alle Worte, die sie schrieb, für sich selbst und für andere.
Was war es? Das Schicksal,
die Unfähigkeit uns selbst, trotz und wider allen besseren Wissens um die
Dinge, zu verändern, die Unfähigkeit uns zu befreien von den Wurzeln einer
Kindheit, die sich nicht herausreißen lassen, ganz gleich wir stark wir an
ihnen ziehen, die Wurzeln, die uns immer der sein lassen, der wir waren - von
Kindesbeinen an - der Mensch, den man uns beigebracht hat zu sein?
Fords letztes Buch erzählt
von ihrem Kampf gegen den Krebs und es erzählt von einer Debbie Ford, die
gelitten hat, seit sie ein Kind war. Es erzählt von einer Kindheit, die geprägt
war von den Demütigungen des Vaters, es erzählt von ihrer zerstörerischen
Selbstablehnung und Selbstabwertung, von dem zersetzenden Gefühl falsch zu
sein, von der Überzeugung nicht liebenswert zu sein. Es erzählt von einer
Jugend, in der sie Sex mit Liebe verwechselte, in der Drogenkonsum eine große Rolle spielte und es erzählt
von der Angst mit der sie ein Leben lang kämpfte, bis zum bitteren Ende - trotz
ihres Wissens, trotz ihrer Erkenntnisse, den Ratschlägen und Lösungen, die sie
anderen anbot um ein besseres Leben zu leben.
Die Kernaussage des
Gesamtwerkes: Wir müssen uns in unserer Ganzheit lieben lernen!
Ein Wir, dass für ein Ich
steht - für das Ich einer schönen und klugen Frau, die letztlich wohl daran
zugrunde ging, dass ein Heilwerden im eigenen Leben nicht gelungen ist? Nicht
gelingen konnte?
Krebs ist eine Krankheit,
die aus uns selbst heraus wächst. Haben wir Krebs, verändern sich die körpereigenen Zellen, sie werden
"bösartig" und richten sich gegen uns. Krebs ist eine Krankheit, die
den Menschen von Innen auffrisst.
Krebs ist die Krankheit eines Selbst, das sich selbst zerstört.
Ich frage mich schon mehr
als ein halbes Leben, ob es möglich ist die Dämonen unserer Kindheit zu
verjagen oder sie anzunehmen, als lebenslange Herausforderung um sie zu bewältigen,
oder um sie als Sinn unserer Existenz anzunehmen, um ihnen zu er wachsen, oder sie
als Aufruf zum Wachstum zu begreifen, um sie, wie Ford und ihr geistiger Lehrer
C.G. Jung es vermitteln, zu integrieren.
Ich schwanke. Und immer wenn
ich glaube eine Antwort, einen Weg oder eine Lösung gefunden zu haben, meldet
sich meine innere Stimme und sie fragt mich: Was haben dir all die Jahre des
Lernens, des Forschens, der Selbstbeobachtung, der Selbstpsychologisierung und
der Erfahrungen mit so vielen Menschen gezeigt? Begreifst Du nicht, dass es ein
unheiliger Kampf gegen das Unheil ist? Weißt du noch immer nicht, dass ein
Kind, das keine Liebe erfahren hat, ein Leben lang auf der Suche nach etwas ist,
was es nicht kennt? Es hat niemals gefühlt, niemals gesehen, was es sucht. Wie
könnte es das also jemals finden?
Ruhe in Frieden Debbie Ford
All das: Selbstheilungsversuche, Selbstliebe, Selbstbeobachtung - ist wichtig, kommt aber nie ans Ziel. Das Eigentliche, Schwerste, was ich zu lernen habe, ist: mich für kleine Heilungsschritte zu öffnen. Mich lieben zu lassen (auch mir fällt es schwer, das zu spüren). Mich anschauen zu lassen, mich den liebevollen Augen Gottes auszusetzen. Wir können das oft kaum aushalten, unser Selbst- und Gottesbild ist zu ambivalent. Da ist immer ein "aber..." statt eines einfachen "Ja".
AntwortenLöschenUnd ob "heil" und "gesund" immer so fraglos identisch sind??
ich danke dir für deine worte.
AntwortenLöschen... heil und gesund identisch?
wer sich heil fühlt ist meistens auch gesund.
aber ist gesund sein auch heil sein?
auch hier: danke für die anregung!
angelika
Die dunkle Seite der Lichtjäger, wichtiges Buch für mich. Danke für den schönen Nachruf!
AntwortenLöschenich habe auch viel von ihr lernen dürfen.
AntwortenLöschenHallo Angelika,
AntwortenLöschenich (m) habe beim Stöbern nach Debbi Ford im Internet erst jetzt erfahren, dass sie an Krebs gestorben ist. Dabei bin ich auf deinen Blog gestoßen und dein Text hat mich tief beeindruckt. Besonders die Fragen die du dir selbst stellst, will auch ich beantwortet haben. Auch ich habe Bücher von Frau Ford gelesen und von ihren Kenntnissen über Licht und Schatten der Seele profitiert und angewendet. Um so mehr schockt es mich, das sie ausgerechnet an Krebs erkrankt und gestorben ist, wo sie doch ihre Selbstheilungskräfte aktivieren und mobilisieren konnte. Das führt mich zu der Frage: Ist es denn immer richtig die Schatten oder Dämonen in uns zu integrieren? Oder sollte man nicht auch mal kämpfen um bestimmte Schatten zu töten bzw. zu verbannen? Frau Ford bevorzugte den Weg der Integration und verlor den Kampf gegen Krebs trotz ihrer Aufgeschlossenheit sich selbst gegenüber. So stehe ich wieder am Anfang. Wann immer sich mir ein Schatten zeigt, muss ich mich entscheiden, ob ich ihn integriere, bekämpfe oder einfach nur ignoriere. Nebenbei: wir Menschen sind die Lebewesen auf der Erde, die die unfertigsten Nachkommen zur Welt bringen. Ein Säugling der keine Zuwendung bekommt stirbt. Ich weise hier auf die Experimente der ehemaligen Sowjetrepublik in den 1950er Jahren hin. Da wurden Babys nur mit dem allernötigsten versorgt (Nahrung, Wickeln etc.)und sonst keine weiteren Zuwendungen. Diese Kinder haben sich nicht entwickeln können und sind mit wenigen Monaten gestorben. Darum gehe ich davon aus, das jeder lebende Mensch zumindest so viel Liebe als Kind empfangen hat, dass er sich aus dem Säuglingsalter heraus entwickeln konnte. Diese liebende Zuwendung, so denke ich, ist für uns Menschen absolut Überlebenswichtig und nach ihr suchen wir unser Leben lang.
mfg sporch
hallo sporch ;-)
AntwortenLöschendanke für deinen kommentar.
ich habe sehr viel darüber nachgedacht.
ich bin mir sicher, gibt es etwas, das größer ist als wir. ein schicksal, gott, das universum - nennen wir es wie wir wollen. was ich damit sagen will - alle arbeit an uns selbst, auch die schattenarbeit ist kein schutzschild vor dem schicksal. aber es ist ein weg im leben um mit uns selbst frieden zu schließen und uns selbst die liebe zu geben, nach der wir im aussen ein leben lang suchen.
herzlich,
angelika
Hallo Angelika,
Löschenerstmal entschuldige ich mich für die "freche" Anrede im "Du" in meinem vorherigen Kommentar. Wenn es dir nichts ausmacht, bleibe ich aber in dieser Form.
Oh ja, ich glaube an Gott und seine Kraft. Ich glaube aber nicht an ein entgültiges Schicksal. Das würde meine Entscheidungsfreiheit einschränken. Ich glaube aber, das Gott Pläne hat und uns (mich) mit einbeziehen will. Ja du hast recht, Schattenarbeit ist kein Schutz vor dem Schicksal, sie bringt uns auf dem Weg zu uns selbst. Das zumindestens habe ich erkannt.
Deine Schattenarbeit kann man ganz gut in deinen Bildern, die mir übrigens sehr gut gefallen, erkennen. Auch die Narben deiner Seele, wie du selbst schreibst, wirken in ihnen. Ich bin sicher, wenn man sie chronologisch betrachtet, kann man deutliche Entwicklungen sehen.
Ich drücke mein Innerstes auch mit Malerei aus. Meine Bilder sehen aber ganz anders aus. Meistens ist in ihnen Wut und Zorn zusehen. Eine Frau, die meine Bilder betrachtete, fragte mich ob ich bald platze, so stark würden die Bilder "Druck" ausdrücken. Das hat mir zudenken gegeben, denn mein Blutdruck gewinnt auch die Goldmedaille im Hochsprung. So suche ich im Schatten nach der Ursache, denn meine Frau und Umfeld bezeugen, das ich ein lieber und netter Mensch bin. Ich habe aber noch nichts gefunden. Vielleicht will ich diese Schatten auch gar nicht sehen. Ich suche aber weiter ...
mfg sporch
hallo sporch,
Löschendas DU ist ok.
ich glaube sicher nicht an ein "endgültiges" Schicksal. es gibt immer auch das MACHSAL - das, was wir aus dem machen, was uns im leben begegnet und widerfährt. wie wir mit all dem umgehen - darin liegt unsere wahl, denke ich.
druck ist ein zeichen, dass sich etwas ausdrücken will, das sich eingedrückt hat, es will raus. das machst du ja mit deiner malerei - es/dich ausdrücken.
malen ist ein kreativer prozess, ein guter weg mit uns selbst zu kommunizieren, denn auf der leinwand zeigt sich wahrheit. da kehrt sich das innen nach aussen - das, was wir verdrängen oder das, was wir suchen. "was du fühlst, darf sein" ... das ist mir wesentlich. die gefühle zeigen den weg ...
p.s wut ist ok, sie darf sein - sie ist ein guter motor ... und ein wegweiser
herzlich,
angelika
Liebe Angelika,
AntwortenLöschenich trage wie Debbie Ford die Wunde der Amazonen und weiß noch nicht, ob ich gesund aus dieser Herausforderung hervor gehen werde. So wie es im Augenblick aussieht, wohl eher nicht. Heil bin ich auf jeden Fall, da bin ich sicher. Denn es ist schon unglaublich viel heil geworden an mir und in mir, seit dieser strenge Lehrmeister mich begleitet. Denn heil sein ist viel mehr als körperliche und auch als seelische Gesundheit. Am Ende ist es vollkommen egal, ob man lebt oder stirbt. Heilung geschieht genau an diesem Punkt, genau da, wo es vollkommen egal ist. Wichtig ist es, gelernt zu haben, wirklich gelebt zu haben und es so gut gemacht zu haben, wie man es eben konnte. Mehr geht nicht. Der Rest ist Demut, Gnade, Glück, wie immer man es nennen mag.
Ich glaube nicht, dass Maggie Ford gescheitert ist. Sie ist weit gekommen in ihrem Leben, hat viel erfahren und konnte viel geben. Es ist Illusion, zu glauben, wir könnten alles bestimmen, alles ändern, alles erreichen, wenn wir nur wollen, wenn wir nur das richtige tun, uns anstrengen, immer weiter nach der ultimativen Lösung suchen, etc.
Das ist ungeheuer anstrengend, ein unglaublicher Anspruch, ein extrem hoch gestecktes Ziel - und wenn wir es nicht erreichen, wird es als Scheitern ausgelegt.
Das kann es nicht sein. Natürlich ist es wichtig, unsere Kraft, unseren Mut, alle unsere Fähigkeiten zu leben, uns zu entwickeln und es so gut zu machen, wie wir es können.
Natürlich haben wir Einfluss, natürlich können wir sehr viele Dinge ändern und schaffen.
Aber es gibt auch eine Grenze dafür. Wir haben nicht alles in der Hand. Es gibt Dinge, die sind stärker als wir, auch wenn wir noch so begabt sind darin, unsere Wirklichkeit selbst zu schaffen. Auch wenn wir noch so intensiv daran arbeiten "richtig" zu leben. Am Ende ist es wichtig, es getan zu haben und zugleich ist es egal. Denn am Ende ist Liebe, Gnade, Glückseligkeit - was für ein unglaubliches Geschenk. Eins werden mit uns, mit allem was ist, mit dem Göttlichen, in uns und um uns herum. Denn es ist da, es ist die ganze Zeit da, es existiert unabhängig davon, ob wir es wahrnehmen oder nicht, jetzt, genau in diesem Augenblick. Und angesichts dieser vollkommenen Liebe gibt es kein Scheitern, kein Gewinnen, es ist im besten Sinne - egal. Und das ist wunderbar.
In Liebe
Diana
liebe diana,
AntwortenLöschenAm Anfang des Buches steht zu lesen: "Das Wichtigste überhaupt ist, dass ich mich erstens um mich selbst, zweitens um meinen Sohn, drittens um den Rest meiner Familie sowie um meine MitarbeiterInnen kümmere und dann erst um alles andere."dies schreibt debbie ford in ihrem letzen buch.
weil sie sich wie viele von uns erst spät bewusst wurde, dass sie selbst der wichtigste mensch in ihrem leben ist. sie hat es begriffen als der krebs längst da war. aber sie hat es begriffen. das leben gan ihr keine zeit mehr es zu leben ...
die wunde der amazonen oder die wunde des ungeliebten kindes, der schatten, der so viel macht hat, dass er in uns selsbt gegen uns selbst kämpft. diese wunde, die sich in den schatten verwandlet, ist für die, die sie in sich tragen eine herausforderung, die zu heilen mit einem bloßen willensakt nicht getan ist. es ist ein langer weg. diese wunde kann nicht heilen. aber ich weiß, wir können heiler werden, dann, wenn wir auf die einlösung dessen verzichten, woran es uns von kindesbeinen an mangelt - liebe. es braucht mut, die, die uns nicht lieben in ruhe zu lassen und uns statt dessen dem ungeliebten in uns selbst zuzuwenden und kraft und zeit und ausdauer. auch das ist ein langer weg und er geht nicht über das bewusstsein, er geht über das fühlen, dessen, was wir im tiefsten sind - wertvoll und ganz in all unserer zerrissenheit.
ja!
ich danke dir von herzen für deine worte.
in liebe,
angelika