Freitag, 8. Februar 2013

Meine besten Jahre sind vorbei - Zwei innere Monologe




Meine besten Jahre sind vorbei.
Ich werde jeden Tag älter und nicht schöner. 
Ich hasse die Vergänglichkeit.
Vielleicht werde ich sogar krank.
Oder ich ende im Armenhaus.
Rente? Die reicht hinten und vorne nicht.
Ich habe Angst.

War das jetzt alles?
Was kommt jetzt noch?
Ich ersticke in Routine und Zwängen.
Ich will frei sein.
Ich will endlich fühlen, dass ich noch lebe.
Ich brauche neue Herausforderungen.
Ein Abenteuer.
Wie viel Zeit bleibt mir noch?

Bin ich gescheitert?
Ich hätte es besser machen können.
Zu viele untaugliche Versuche.
Zu viele Dramen. Zu viel Unglück.
Von allem zu viel und zu wenig.
Meine Träume. Wo sind sie hin?
Ich bin müde.

Hätte ich mein Leben anders leben sollen?
Ich habe getan, was ich konnte. Mein Bestes gegeben.
Ich habe etwas aufgebaut.
Für wen eigentlich?
Was habe ich jetzt davon?

Habe ich das Leben und seine Möglichkeiten voll ausgeschöpft?
Ich will noch so viel tun.
Etwas schaffen, das bleibt.
Meine Kraft lässt nach.
Ich muss gesünder leben.
Ich muss besser für mich sorgen.
Was ist wirklich wesentlich?
Was ist mir wichtig?

Ich habe alles erreicht, was soll jetzt noch kommen?
Mit mir geht es doch nur noch bergab.
In meiner Partnerschaft ist das Prickeln schon lange vorbei.
Wie schön könnte es sein, wenn ....
Ich warte auf ein Gefühl, auf ein Ereignis, dass meine müde Langeweile vertreibt.
Irgendwie ist alles so leer.
Ich muss mein Leben ändern – wenn nicht jetzt, wann dann?
Ach lass sie doch ziehen die Welt ...

Die Welt ist so laut geworden.
Zieh dich zurück. Du verpasst nichts.
Beziehung? Ist die wirklich so wichtig?
Allein alt werden? Macht mir das Angst?
Du hast alles gesehen, alles erlebt.
Da kommt nicht mehr viel.
Begeisterung? Staunen? Schmetterlinge im Bauch? Lange her.
Wann habe ich das letzte Mal das Gefühl gehabt die Welt umarmen zu wollen.
Nein, da kommt nicht mehr viel.

Ich hatte doch alles. Alles was ich mir gewünscht habe. Alles erreicht.
Ich habe geliebt, ich hatte Erfolg, ich habe mich selbst verwirklicht.
Ich könnte zufrieden sein.
Habe ich etwas, was mich von innen hält, wenn alles andere wegfällt?
Wer bin ich eigentlich?
Bin ich der, der ich sein will.
Was macht eigentlich wirklich Sinn?

Ich bin gefallen und wieder aufgestanden.
Ich habe alles ausgehalten und es hat mich nicht gebrochen.
Meinen Glauben habe ich nie verloren.
Ich weiß, dass alles einen Sinn hat.
Ich bin müde.
Ich will nicht mehr kämpfen.
Ich habe endlich Ruhe verdient.
Aber das Leben fragt nicht.
 
Den Kindern geht es gut, sie sind aus dem Gröbsten raus.
Ich habe jetzt Zeit für mich.
Was mache ich mit der Zeit, die mir noch bleibt?
Auf keinen Fall verschwenden.
Sie ist kostbar. 
Schaff dir einen Sinn.
Was macht Sinn?
Ich habe Angst mich selbst zu verpassen.
 
Ich werde sterben.
Schluss, Licht aus. Zappenduster.
Ach, nicht dran denken.
Es ist wie es ist.
Einfach weiter machen, mit dem was dir wichtig ist.
Denk endlich an Dich selbst.
Es ist nie zu spät.
 
Ach, zum Altwerden habe ich später noch Zeit.
Jetzt will ich leben.

Aber wie?


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