Dienstag, 21. August 2018

Vorsicht Liebe!



Die Angst ist so komplex wie die Liebe und manchmal ist sie so groß, dass sie der Liebe im Weg steht, zu uns selbst und damit zu anderen. Wer sich selbst nicht lieben kann hat viel Angst. Er ist im Tiefsten allein, sein Leben ist ein stetes Bemühen sich selbst zu schützen. Die Wunde im Eigenen, die Erfahrung von Verletzung und Schmerz macht klein, sie macht eng und sie macht einsam. Wer sich nicht liebt, nicht lieben gelernt hat, fürchtet sich vor der Liebe, denn wie soll er an sie glauben, sie fühlen, wenn er sie in sich selbst doch nicht fühlen kann, wenn das Herz wund ist und die Seele ein zersplittertes Etwas, das seine Essenz sucht und sie in all den Einzelteilen, die im Raum schweben, nicht zu finden vermag? Dann gesellt sich die Traurigkeit zur Angst und die Vorsicht waltet im ganzen Sein.

Vorsicht, lass dich nicht verletzen, Vorsicht, du kannst nicht vertrauen, Vorsicht, du kannst dich nicht binden, also winde dich heraus aus allem, was die Möglichkeit in sich trägt deine Angst zu bestätigen und deinen Schmerz zu erneuern. Ein Vermeiden, das schützen soll und vorgaukelt es zu tun. Ein Irrglaube, eine vermeintliche Sicherheit im engen Schutzraum der Einsamkeit, der das Herz umklammert und es eng macht und hart.

Angst lässt die Seele sie nicht wachsen, sich verhindert Erfahrung, lässt sie verkümmern. Angst brennt wie ein loderndes Feuer, das die Seele in glühende und schließlich in kalte Asche verwandelt. Angst treibt den Ängstlichen um, sie treibt ihn zur Flucht, wenn die Liebe erscheint und ihm die Hände reicht. Wie gern will er sie fassen, sie auf sein wundes Herz legen und vertrauen, endlich vertrauen. Und manchmal für einen Moment in der Zeit gelingt es. Aber halten? Wie halten, was Angst macht, was Verletzung bedeuten kann? Niemals ist da das sichere Wissen, ob sie auch eintreten wird. Aber die Angst glaubt es zu wissen. Die alte Angst weiß, was geschehen ist, so oft und wieder geschehen kann und sie warnt das Herz. Und das Herz verschließt sich der Möglichkeit es anders zu erfahren. Es fürchtet sich doch so sehr. Es fürchtet sich weil es in der Vergangenheit zu hause ist und zugleich aus der Erinnerung heraus in der Zukunft, mit all den schmerzhaften Konstruktionen, die es macht und die doch eintreten müssen, weil die gefühlte Erfahrung ihm das sagt. Die Gegenwart kann es nicht sehen, blind vor Angst, das arme Herz.

Aber wo die Angst ist, ist kein Raum für die Liebe, sagt der Teil der Seele, der größte aller Teile, der weiß, der so viel mehr weiß, als die Angst. Aber wenn dieser Teil den Mut dazuruft, dann sind da Zwei, um sich über die Angst zu erheben, behutsam, ohne sie zu verurteilen, ihr Mitgefühl schenken und ihr zuflüstern: Liebe Angst, du darfst sein, denn du bist ja und ich weiß dich zu schätzen, aber jetzt kannst du dich ausruhen, bis ich dich wirklich brauche um mich zu warnen, denn das ist deine wahre Qualität.  Es ist nicht deine Aufgabe mich von der Liebe zu entfernen, denn ohne sie wirst immer nur du sein und du wirst wachsen, meine Seele überwachsen bis sie versinkt in ihrer tiefen Einsamkeit, unberührbar und taub. 

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