Donnerstag, 11. April 2013
Aus der Praxis - Warum es keinen Sinn macht etwas zu reparieren was kaputt ist.
meine großmutter, gott hab sie selig, hatte die angewohnheit alles aufzuheben, auch wenn es kaputt war. mit vorliebe hat sie zerbrochene tassen zusammengeklebt, die am ende so viele feine risse hatten, dass jedesmal wenn sie daraus trank, ihr geliebter malzkaffee heraussickerte. dann ist meine sonst so sanfte großmutter richtig sauer geworden und hat die zähne zusammengebissen, um nicht zu explodieren. das hat sie allerdings nicht dazu verleiten können, die tasse da hin zu befördern wo sie hingehörte, nämlich in die tonne. sie hat das spielchen weiter gespielt. am ende hatte sie eine depression vor lauter verkorkter wut, weil sie sich von nichts trennen konnte, auch nicht von ihrem ehemann, zu dem die beziehung seit jahrzehnten kaputt war.
vielen menschen geht es wie meiner großmutter. sie quälen sich mit dingen, umständen und beziehungen, die längst kaputt sind. das sind paarbeziehungen, deren blütezeit längst der vergänglichkeit anheim gefallen ist, das sind freundschaften, die seit jahren auf einem ungleichgewicht von geben und nehmen beruhen, das sind beziehungen zu unmotivierten angestellten, zu einem cholerischen chef, oder zu auftraggebern, die einen aussaugen wie vampire. das kann auch die beziehung zu uns selbst sein oder zu dem leben, das wir leben, dem kontext, in dem wir unsere kostbaren tage verbringen.
was auch immer es ist - im grunde wissen wir sehr genau, wann eine sache oder eine beziehung kaputt ist.
das heißt nicht, dass wir das auch einsehen wollen. vielmehr versuchen wir der sache, den umständen oder der beziehung immer wieder eine chance zu geben. das ist ja erst einmal löblich. alles und jedes hat eine chance verdient, oder zwei. bei drei wird es dann allerdings meist sinnlos.
kaputtem chancen geben kostet viel energie.
man stelle sich das so vor: man steht vor einer wand aus stahl, die man nicht bezwingen kann und versucht es trotzdem immer wieder, anstatt endlich drum herum zu gehen oder sich einfach umzudrehen und den sinnlosen kraftaufwand, der einem nur blutige hände und das gefühl ständig neuer niederlagen beschert, zu lassen. die erfahrung zeigt - jeder versuch gegen eine widerstand anzugehen kostet kraft, die energie für konstruktives handeln verbraucht.
wer ständig versucht zu reaprieren was kaputt ist, ist im widerstand gegen die wahrheit seiner wahrnehmung.
er weigert sich die eigenen bauchgefühle zuzulassen. er zieht es vor den ärger und den frust herunterzuschlucken, den die hartnäckige verleugnung der eigenen wahrheit wie einen schweren sack voller steine nach sich zieht.
alles was wir runterschlucken kostet kraft, nämlich die kraft unverdauliches zu verdauen.
ein hoher energieaufwand für den körper. auch der versuch sich den anderen oder die umstände schön zu denken ist extrem anstrengend, denn man bleibt nicht bei sich selbst und der eigenen wahrnehmung. nichts verschwendet mehr wertvolle energie als der versuch das eigene denken und fühlen zu verändern, um mit einer ungeliebten situation umgehen zu können. derart faule kompromisse sind niemals von erfolg gekrönt, vielmehr sind sie eine ungesunde form von selbstbetrug, der auf dauer den magen und das leben übersäuert.
nicht umsonst sind erkrankungen des magen- darm - systems vom reizmagen bis zum magengeschwür, vom krebs will ich hier gar nicht reden, eine volkskrankheit, die dann mit nebenwirkungsreichen protonenpumpenhemmern, den zu recht sauren magen, wieder in die balance bringen sollen. dabei ist etwas ganz anderes nicht in balance und der saure magen ein kluges körperlichen symptom, (auf den körper ist immer verlass), das sich dem seelischen aufgepropft hat, weil der mensch nicht auf den bauch hört.
wie man es dreht und wendet und bei allem guten willen - kaputte umstände und beziehungen sind ungesund.
also wäre es, benutzt man den gesunden menschenverstand, gesund sie ein für alle mal zu beenden und nicht weiter die reperatur anzustreben. alle reperaturversuche bewirken nur eins - sie halten das problem aufrecht oder sind lediglich eine modifikation des problems. klüger ist es untaugliche versuche am untauglichen objekt, bzw. subjekt, einzustellen. dazu braucht es energie, die allerdings nicht frei ist, wenn man sie in die falsche richtung investiert - nämlich ins aufrechterhalten des status quo.
repariere nicht was kaputt ist, sondern lass es sein, was es ist - nämlich kaputt.
und dann verwende die energie, die diese akzeptanz freisetzt für den befreiungsschlag, sprich für die lösung, respektive erlösung.
klingt gut! aber das loslassen macht vielen von uns mehr angst als das aushalten in einer unbefriedigenden situation, denn, so fragen wir uns: wenn ich das jetzt in die tonne haue - was kommt dann? ja, was kommt dann? ehrlich? das weiß keiner. aber eins kommt sicher: wenn wir uns aus einer unbefriedigenden beziehung lösen, wenn wir frustrierende und unglücklich machende lebensumstände verlassen - dann kommt die leere. dann ist da zunächst ein loch in das wir starren und denken: mist, wieder eine trennung, wieder ein abschied von etwas vertraut gewohntem, wieder ein verlust vermeintlicher sicherheit, wieder gescheitert und all die anderen am handeln hindernden glaubenssätze, die man und beigebracht hat.
wenn wir allerdings anders hinsehen schafft dieses loch raum für etwas neues.
es schafft den raum für etwas, das uns nicht belastet, sondern entlastet, raum für das wirken von energie, die freigesetzt wurde, raum sie zu verwenden für uns selbst und unsere bedürfnisse und ziele, anstatt sie an anderes und an andere zu verschwenden. da liegt ein offener raum vor uns, den es zu füllen gilt. welch eine herausforderung, weckt er doch schöpferische energie, kreativität und anfängergeist. wen(n) das nicht beflügelt? dann weiß ich auch nicht.
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