Montag, 14. Januar 2013
Unsere eigene Schöpfung VI
Aufmerksam sein heißt - zu hundert Prozent bei dem sein, was gerade ist.
Bewusst wahrzunehmen was jetzt ist. Anwesend sein und zwar ganz.
Nicht nur körperlich, nein - mit Körper, Geist und Seele.
Die meisten von uns haben es verlernt aufmerksam zu sein, oder sie haben es nie gelernt.
Manche sind sogar stolz auf ihre Fähigkeit zum multi-tasking. Aber ist es ein Grund stolz zu sein, das Baby zu füttern und nebenbei im Suppentopf zu rühren? Wäre es nicht wertvoller für das Baby, die Mutter würde es mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit füttern? Auch für die Mutter wäre das wertvoller. Ich bin mir sicher.
Vieles gleichzeitig machen können als eine Qualität auszuzeichnen - wie ungesund ist das denn? Das ist hausgemachter Stress. Und wie bitte soll das, was wir tun, uns Zufriedenheit schenken, wenn wir ihm unsere ungeteilte Aufmerksamkeit verwehren.
Wer nicht hundertprozentig bei dem ist, was er gerade tut, ist nicht bei sich selbst und nicht bei der Sache oder bei seinem Gegenüber. Er ist immer auf der Flucht aus dem Moment.
Aufmerksam sein heißt im Moment sein. Dazu müssen wir nicht meditieren. Es genügt, dem womit wir gerade beschäftigt sind unsere volle Achtung zu schenken. Achtsamkeit und Aufmerksamkeit gehören zusammen.
Wie oft erlebe ich, dass Menschen sich unterhalten und dann klingelt das Handy und sofort entzieht der eine dem anderen seine Aufmerksamkeit. Das ist höchst unaufmerksam. Mehr noch - es ist eine Missachtung dem anderen gegenüber. Kann das Handy nicht warten? Es kann, aber wir können es nicht. Wir wollen immer und überall sein und das am besten gleichzeitig. Immer auf der Flucht - aus dem Moment - wohin? In den nächsten Moment - ohne den aktuellen bewusst gelebt zu haben.
Wer nicht fähig ist aufmerksam zu sein zerfleddert und verheddert sich. Er verheddert sich im Außen und entfernt sich von sich selbst und seinen Nächsten. Weil er nicht aufmerksam ist verliert er und zwar das Wesentliche - den Moment und seine einmalige Qualität. Und wie wir alle wissen, ist der Moment das einzige was wir sicher haben. Wir haben Momente - sie machen unser Leben aus. Aber wir rauschen achtlos durch sie hindurch und verpassen ihre Qualität. Am Liebsten würden wir sie aufspalten in Untermomente damit auch alles reingeht.
Wer alles vollpacken will ist leer. Denn das Gefühl innerer Leere sucht im Außen nach Fülle.
Wer zu hundert Prozent bei dem ist, bei dem er gerade ist, wo er gerade ist oder womit er gerade beschäftigt ist, hat mehr Lebensqualität, einfach - weil er das Leben im Jetzt wahrnimmt. Und er ist zufriedener als der, der sich ständig von dem, was gerade stattfindet ablenken lässt. Letzterer fällt aus dem Moment, ohne ihn bewusst zu leben und zu verinnerlichen.
Im Moment sein heißt - bei dem sein was gerade ist. Und dann kann aus dem was ist etwas wachsen.
Ein schöpferischer Mensch ist im Moment. Er ist mit Leib und Seele bei dem, was er tut.
Er lässt sich nicht ablenken - er ist bei seinem Tun und vor allem - er ist bei sich selbst.
Er ist achtsam und er ist innen voll.
Er spürt keine Leere.
Er hat nicht das Gefühl etwas zu verpassen.
Er ist nicht auf der Flucht, sondern angekommen im Moment.
Welch eine Lebensqualität.
Aufmerksamkeit ist die Basis jedes schöpferischen Aktes.
Egal ob wir Künstler sind oder in einem Büro arbeiten und dort unsere tägliche Arbeit tun. Wenn wir das, was wir tun, achtsam und aufmerksam tun, haben wir das Gefühl, dass es ein wertvolles Tun ist und wenn wir das Gefühl haben etwas Wertvolles zu tun, fühlen wir uns wertvoll. Und damit schaffen wir Wertvolles im Außen.
Wenn wir achtsam sind achten wir uns selbst, unsere Arbeit und die anderen. Vor allem - wir achten das Leben. Und alles, dem wir Aufmerksamkeit schenken, wächst.
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