Sonntag, 6. Januar 2013

Unsere eigene Schöpfung III







Alles logisch, mag jetzt so mancher denken, aber - für mich gilt oder funktioniert das nicht. Ich muss funktionieren und dabei stehen mir meine Träume im Weg. Das sind eben Träume, sie sind nicht real und ich lebe nun mal in der Realität. Ich muss zur Arbeit, ich muss mich um die Familie kümmern, ich habe keine Zeit, sinnlosen Träumen nachzuhängen. Das ist was für Künstler.

Die nächste Assoziation, die diesem Denkrahmen folgt: Künstler sind meist brotlos. Und schon fühlen sich die alten Denkmuster bestätigt. Wunderbar. Nein nicht wunderbar. Langweilig und ermüdend ist diese Art des Denkens.

Die Angst unseren Träumen Raum zu geben ist gespeist von Verlustangst.
Wenn wir träumen und unsere Träume in die Tat umzusetzen versuchen, wenn wir versuchen, sie in die Realität zu bewegen, bewegen wir uns. Und zwar auf unsicherem Terrain. Und Angst ist immer da präsent, wo wir ins Unbekannte gehen, bei allen Menschen.  

Das Fatale ist: Unsere Gehirn interpretiert die Angst als Alarm zum Rückzug und nicht als grünes Licht um voran zu schreiten. Die Kunst wäre zu gehen - trotz der Angst.
Das ist Mut schöpfen und der steht hinter der Angst. Und je mehr wir ihm zutrauen, desto öfter werden wir erleben, dass er uns Kraft gibt mit der Angst zu leben und trotzdem zu handeln. Jeden Tag ein bisschen. Das ist schon viel. Und viel vom bisschen ist immer mehr als wir uns zutrauen. 

Verlustangst hindert am Gewinnen.
Wenn wir beginnen unseren Träumen Raum zu geben, glauben wir, wir verlieren etwas. Etwas, das mit Sicherheit zu tun hat. Und dabei ist es scheinbar völlig unwichtig, ob wir emotional wirklich so sicher sind, oder nur an scheinbar sicheren Gewohnheiten haften. 

Aber - wie sicher macht uns unsere Sicherheit? So sicher, dass wir Angst haben sie zu verlieren? Also überhaupt nicht sicher. Wahre Sicherheit denkt nicht an Unsicherheit. Sie schließt sie aus. 
Was nehmen wir für unsere scheinbare Sicherheit alles in Kauf? Das sollte uns Angst machen.
Die große Angst des Menschen ist die Angst vor dem Unbekannten, dem Unberechenbaren, dem Neuen. So wie wir Angst vor dem Sterben haben und vor dem Tod. Er ist absolut unbekannt. Und genau dadurch macht er uns Angst - er ist das absolut Neueste, was wir erfahren werden.

Angst wächst im Bewerten dessen, was wir nicht kennen.
Sie wächst durch Unberechenbarkeit. Der Tod ist der Tod. Basta. Allein durch unsere Bewertung macht er uns Angst. Und es macht auch Angst zu sterben, ohne das Gefühl gelebt zu haben.


Die Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten, ist keine angeborene Angst. Sie ist eine konditionierte Angst. 
In seinem innersten Wesen trägt der Mensch die Sehnsucht nach schöpferischer Freiheit und Selbstverwirklichung in sich. Und doch sind wir seit Jahrhunderten darauf konditioniert uns freiwillig in Käfige zu begeben. Der Käfig ist ein geschlossener berechenbarer Raum, der uns das Gefühl von Sicherheit vermittelt. Da drin ist alles übersichtlich. Berechenbar eben. Der Käfig verspricht uns Sicherheit, weil er einen Rahmen vorgibt. Er bietet uns Schutz, uns, die wir Angst vor der freien Wildbahn und ihren potentiellen Gefahren haben. Das was uns da draußen erwartet ist in der Tat unsicher und nicht berechenbar, die Gitterstäbe unserer Käfige aber sind es. Illusion! Sind sie nicht, denn auch da drinnen wird passieren, was passieren soll. Nur, dass wir dann die Verantwortung nicht tragen müssen, für das, was uns passiert - denn es kommt ja von Außen.

Kein Tier begibt sich freiwillig in einen Käfig. Jedes Tier wehrt sich bis zur Erschöpfung vor dem Eingesperrtwerden. 
Wenn wir an Engel glauben, glauben wir an das Unbekannte, das nicht Beweisbare, das nicht Überprüfbare. Genauso ist es, wenn wir an einen Schöpfer glauben. Engel haben Flügel, die sich ausbreiten, sich erheben, unabhängig von jedem menschlichen Bedürfnis nach Macht, Geld, Sicherheit, Beziehung und all den anderen Dinge, die uns als Stabilität erscheinen. Engel wecken die Sehnsucht in uns nach los lassen, nach nicht anhaften, nach nicht bedürftig sein, nach Freiheit und Schöpfertum. All das, was wir nicht haben, oder nicht in dem Maße, dass wir es so ernst nehmen, um dafür zu kämpfen. Man hat es uns ausgetrieben im Laufe der Evolution. Man hat uns domestiziert und gefügig gemacht und wir tragen es weiter, von Generation zu Generation. Die schöpferische Freiheit ist etwas, deren tiefen Sinn wir nicht mehr begreifen.

Freiheit bedeutet nicht vogelfrei sein, nicht alles tun, wonach uns gerade der Sinn steht. Freiheit bedeutet sich selbst sein, das zu werden, was wir uns einmal erträumt haben und von dem wir träumen und sie bedeutet Risiken einzugehen, etwas zu wagen.
Wir allein tragen die Verantwortung dafür, ob wir es wagen oder nicht. Diese Verantwortung kann uns kein Engel und kein Schöpfer abnehmen. Diese Verantwortung können wir irgendwann keinem mehr in die Hände legen oder in die Schuhe schieben. Nicht unseren Eltern, nicht der Gesellschaft und schon gar nicht Gott.

Wir sind in der Lage selbstständig zu denken. Dazu gehört, dass wir unterscheiden können, dazu gehört, dass wir lernen können, dazu gehört, dass wir wählen können.
Mir scheint, wir sind darauf programmiert uns als Opfer zu fühlen. Ein Opfer der Umstände, ein Opfer der Erziehung, ein Opfer des sozialen Umfelds usw. , oder ein Opfer des Schicksals. Das ist dann der letzte Grashalm an dem wir uns festhalten, wenn wir nichts ändern und unsere Angst siegen lassen. Es ist Schicksal, es ist mir bestimmt, ich ergebe mich meinem Schicksal. Wie oft höre ich das, wie oft, sage ich mir das selbst in meinen mutlosen Stunden. Wie oft bin ich Opfer, statt Täter - im Sinne von Handeln, trotz der Angst und mit ihr.

Ja, es gibt ein Schicksal, es ist das, was wir die Unberechenbarkeit des Lebens nennen. 
Aber egal, wann und wie es uns trifft - wir haben die Wahl, wie wir mit ihm umgehen, wie wir gestalten, was es von uns fordert oder uns auferlegt. Insofern sind wir die Kreateure unseres Seins.


Fortsetzung folgt ...










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