Neulich fragte mich eine Klientin woher ich die Kraft nehme, zu tun, was ich tue und was mich antreibt.
Ja, woher nehme ich sie? Was treibt mich an?
Es gab in meinem Leben viele Momente, wo ich kurz davor war, alles hinzuwerfen. Ich hatte alles gegeben, doch die Dinge bewegten sich nicht in die Richtung, die ich erhofft hatte. Es gab Momente da schlug das Schicksal hart zu und das so kurz hintereinander, dass ich dachte, Gott oder wer auch immer, will mich vernichten. Das waren Momente wo ich das Gefühl hatte, es zerbröselt mich. Es hat mich nicht zerbröselt, aber es hat mich verändert, in immer anderer Weise. Irgendwie habe ich immer weitergemacht.
Mein Geheimnis?
Aushalten, Durchhalten, Weitergehen, auch ohne zu wissen wo ich lande.
Gehen, einfach gehen. Oft ging ich allein. Kein schönes Gefühl. Die Angst ging mit. Die Angst vor dem Unbekannten, die Angst es nicht zu schaffen, die
Angst wieder einen Schlag verpasst zu bekommen. Egal, ich ging mit der Angst
einfach weiter. Es gibt einen Teil in mir, der immer weitermacht, der
stärker ist als die Angst. Ich ging oft mit der Angst. Und mit der Zeit lernte
ich zu akzeptieren, dass sie ein Teil von mir ist. Ich habe sie nicht mehr als meine
Feindin gesehen, sondern als etwas, das zu mir gehör. Ich habe den Widerstand gegen
sie aufgegeben, nicht mehr gesagt: Ich will dich nicht haben!, sie nicht
verdrängt und nicht abgewehrt. Und je mehr ich sie da sein ließ, desto milder und kleiner wurde sie und ich wurde ein bisschen größer. Groß genug um mich
dem zu stellen, was das Leben in den schwierigen Phasen von mir wollte. Und
genauso mache ich es mit der Trauer und dem Schmerz. Wenn sie da sind, sind sie
da und ich lasse sie da sein. Ich muss sie nicht wegmachen, weil ich
weiß, was ich schwächen will wird stark und was ich verkleinern will, wird
größer. Bodo Schäfer schrieb einmal: „Die meisten Menschen geben kurz vorm Ziel
auf.“ Das erlebe ich oft in der Praxis. Sie geben auf, wenn sie ihr Ziel nicht schnell genug erreichen. Ich sehe es so: Die meisten Menschen geben auf, WEIL sie ein Ziel im Fokus haben und nicht den Weg.
Ich habe mich an mein „Warum“ erinnert, wenn die Zweifel kamen und die Hoffnung eine fragwürdige Größe wurde.
Manchmal habe ich die Hoffnung für mich selbst sogar verloren. Dann bin ich ohne Hoffnung weitergegangen. Immer nur für diesen Tag, nur für heute und bin gegangen. Mein „Warum“ ist meine größte Kraftquelle. Was mich antreibt ist mein „Warum.“ Ich weiß, warum ich morgens aufstehe, ich weiß, warum ich tue, was ich tue. Ich tue es, um der Liebe willen. Der Liebe zum Leben selbst, seiner Schönheit, die mich immer wieder tröstet und der Liebe zu meinem Sohn. Ich tue es mit Liebe zu dem, was mir an Gaben geschenkt wurde, an Fähigkeiten und Potenzialen. Und das ist viel. Ich bin reich beschenkt und ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Und weil ich das weiß, gehe ich achtsam damit um und wertschätzend und mache etwas damit. Etwas, das über mich selbst hinausgeht, was andere erreicht, die es vielleicht brauchen können.
Mich an dieses „Warum“ zu erinnern, gibt mir die Kraft auch in schweren Momenten weiterzugehen. Egal wie oft mir das Leben Steine in den Weg legte, mein Warum ließ sich nicht darunter begraben. Dazu muss ich bewusst gar nichts tun, es ist einfach in mir. Es ist mein innerer Kompass, dem ich vertraue und dem ich folge, egal was andere sagen, meinen oder über mich denken.
Ich vergleiche mich nicht, wenn, dann mit den früheren Versionen meiner selbst, aber niemals mit anderen. Und auch das gibt mir Kraft.
Ich bin ein Kind Gottes, einzigartig und ich gehe meinen ureigenen Weg, so wie jeder Mensch, ohne mich zu vergleichen. Der Vergleich ist ebenso unsinnig wie schädlich. Indem wir uns mit anderen vergleichen, verleugnen wir unseren eigenen Weg. Und unsere Weg entsteht indem wir ihn gehen. Einfach gehen. Bis es an der Zeit ist zu gehen. Geh wohin dein Herz dich trägt, habe ich zu meinem Sohn, als er ein kleiner Junge war, gesagt. Er tut es, ich tue es und auch das gibt mir Kraft.

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