Dienstag, 5. Februar 2019

Endlichkeit



Foto: A.W.


"Das Gewahrsein, das ich nicht unendlich bin, ändert vieles. Es kann noch zehn, noch zwanzig Jahre geben", sagte sie. "Ich will so nicht weiter leben, aber ich weiß nicht wie ich leben will. Ich habe eine starke Sehnsucht nach Liebe. Ich habe sie gefunden, aber geblieben ist sie nicht. Sie kam und sie ging. Eine trostlose Sammlung von Abschieden. Und jetzt ist da die Angst. Angst für immer allein zu bleiben, im Alter einsam zu sein, alleine sterben zu müssen".

"Angst gebärt Starre", antwortete ich. "Angst macht das Denken.
Nicht bitter werden. Bitter wie die, die keine Sehnsucht mehr haben, weil sie sich angepasst haben, ihre Träume begraben haben. Ja, es kann noch zehn, noch zwanzig Jahre geben. Vielleicht ist es so, vielleicht ist es nicht so. Aber sie sind sicher schlecht, wenn sie sie mit schlechten Gedanken versauen".

4 Kommentare:

  1. die Gedanken, die sich gerade beim Lesen dieses Textes bei mir gezeigt haben, sind sicherlich nicht immer meine eigenen, sondern von anderen Menschen gehörte, oder gelesene, die ich (Stand heute) offensichtlich teile; aber bestimmt vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrung (nämlich das erfahren zu haben, was man als dunkle Nacht der Seele benennt).

    Ich Mensch weiß natürlich nicht viel-und damit auch nicht, wie es morgen damit weiter geht-, aber mein Gefühl sagt mir schon, dass diese Erfahrung möglicherweise ein Geschenk war, weil sie bei mir irgendwas hinterlassen hat, dass mir ein grundsätzliches Vertrauen in etwas Essenzielles gegeben hat. Die Angst vor dem Thema Deines heutigen Eintrags war bei mir übermächtig groß in dieser langen Phase des endgültigen Einbruchs, so groß, dass es alles Andere überschatten zu schien (und das für eine sehr lange Zeit).

    Die Gedanken, die ich dazu eingangs erwähnte gehen in die Richtung: wäre unsere Angst im Hinblick auf Endlichkeit und Einsamkeit die Gleiche, wenn wir nicht in einer "so unserer Natur entfremdeten Welt" leben würden, die in hohem Maße gemacht bzw. manipuliert ist. Wird es uns dadurch schlicht unmöglich gemacht, anders als es bei archaischen Kulturen war, einen echten Bezug zu unserer Natur herzustellen/ zu erfahren.(?!)
    Wenn wir aus den Teilen unserer fragmentierten Psyche heraus bewusst sind und leben, tun wir doch ganz viel dafür, nicht in die Erfahrung zu kommen, dass es möglicherweise etwas gibt, was uns trägt, im Gegensatz zu unseren eingefleischten Konstruktionen.

    Und dann könnte die Angst vor dem Fallen ins Nichts (und seiner tragenden Qualität) so mächtig sein, dass Alles getan wird, um es zu vermeiden.

    Meine eigene Erfahrung sagt mir allerdings: bewusst machen konnte ich das nicht, das Gequetscht werden durch den Schmerz und die Öffnung ins liebevoll Tragende hinein (die ich lange nicht für möglich gehalten habe) sind geschehen, machen konnte ich gar nichts.

    Ich will mit meinem Kommentar nicht den Eindruck erwecken, dass ich irgendwas verstanden hätte.
    Ich scheiß mir vor Angst noch sehr oft in die Hosen :).

    Aber dennoch, vielleicht kann der Eine oder Andere was Positives daraus ziehen.

    Alles Gute und liebe Grüße,

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  2. "Angst gebärt Starre" ,genau dies will ich auch ausdrücken mit meinem Text. Grüsse und Danke für die vielen Anregungen zum Selberdenken. Roswitha (ich traue mich endlich, meine Texte zu zeigen)

    Februar 06, 2019
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    Ich bin hinter meiner Schutzmauer,
    aber ich sehe alles.
    Du bist doch auch hinter deinem Wall.
    Werden wir uns näher kommen?
    Was könnten wir spüren?
    Siehst du mich lachen hinter
    der Mauer?
    Warum ist sie so starr?

    https://weggefaehrtin.blogspot.com

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  3. Danke für den Text. Ich freue mich sehr, dass Sie sich trauen, Roswitha!

    Liebe Grüße
    Angelika

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