Montag, 17. Oktober 2016
Mitgefühl für das Menschliche in uns
Vielen von uns gelingt es nicht Abstand zu uns selbst zu nehmen. Wir sind verstrickt in unsere Erfahrungen, die unser Denken und Fühlen beherrschen, auch wenn das Erfahrene schon lange vorbei ist. Aus diesen emotionalen Verstrickungen heraus reagieren und handeln wir oft unbewusst nach den ewig gleichen alten Mustern.
Auch wenn wir Erinnerung sind, muss das nicht heißen, dass wir keine Möglichkeit haben diesen Erinnerungen die Macht über uns zu nehmen. Dann nämlich, wenn wir klar sehen, was alt ist, dann wenn wir erkennen können - es ist vorbei, das ist nicht unser Jetzt. Wir glauben nur, dass es jetzt so ist, wie es immer war und was wir glauben, danach handeln wir und danach geschieht uns. Wir alle sind dermaßen daran gewöhnt unseren Erinnerungen Glauben zu schenken, dass sie es sogar schaffen können unser Leben zu überschatten. Sie sind das Skript unseres Lebensdrehbuchs. Und wieder und wieder spulen wir den alten Film ab und merken es gar nicht.
Der hilfreichste Weg um der Erinnerungsfalle zu entkommen ist Achtsamkeit. Achtsamkeit auf das, was gerade ist - jetzt in diesem Moment in der Zeit. Und zwar auf das, was wirklich ist und eben nicht auf unsere Interpretationen, dessen was ist.
Achtsamkeit entsteht aus der Position des Beobachters in uns selbst. Und diese einzunehmen, gerade dann wenn uns Gefühle überfluten, ist nicht einfach. Aus dem Stand heraus geht das auch nicht, und wenn wir es doch wissen, geht das auch nicht. Es geht dann, wenn wir es immer wieder üben. Und auch dann geht es nicht auf Knopfdruck.
Den alten Mustern entkommen, sich von all dem zu disidentifizieren was in unserem emotionalen Gedächtnis tief verankert ist, ist eine lebenslange Übung. Und vielen Menschen ist sie einfach zu beschwerlich. Und das ist sie auch: schwer. Diese Übung ist ein Weg mit Rückfällen und sie ist ein Weg mit Fallen, in die wir immer wieder neu tappen, obgleich wir doch dachten, wir haben Klarheit gewonnen, obgleich wir dachten, wir haben unsere Lektionen gelernt, obgleich wir dachten, wir sind wach.
Nun, auch wenn wir Klarheit für uns beanspruchen, kein Tag ist wie der andere, kein noch so gutes Gefühl ist konstant und trägt uns über lange Zeit, das Leben ist bunt und es ist grau, es ist voller Höhen und Tiefen, es ist eine täglich neue Herausforderung und es ist für viele unter uns bisweilen auch ein Kampf.
Klarheit ist gut, aber wir haben sie nun mal nicht immer.
Wachsein ist gut, aber auch der Erwachteste ist irgendwann müde.
All das ist menschlich. Den Anspruch an uns selbst zu stellen, es immer gut und immer richtig zu machen ist unmenschlich.
Wir machen trotz aller Klarheit, wir machen trotz aller Wachheit, wir machen trotz besseren Wissens immer wieder Dinge, die uns nicht gut tun. Auch das ist menschlich.
Uns dafür zu verurteilen führt zu nichts, außer Leid.
Hören wir auf einem Ideal von uns selbst nachzujagen, hören wir auf zu hohe Ansprüche an uns selbst zu stellen und uns für weiß Gott wie klar und erwacht zu halten. Schenken wir uns Liebe und Mitgefühl für das Menschliche in uns. Und dann kehren wir wieder zurück zur Übung der Achtsamkeit.
Alles braucht genau die Zeit, die es braucht.
Namaste Ihr Lieben
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liebe angelika wende,
AntwortenLöschenes wird zeit das ich ihnen, aus tiefstem herzen danke!
ihre worte haben mich in den vergangenen monaten, unzählige male berührt,
ich konnte so vieles nachfühlen, verstehen, verinnerlichen und fühlte mich durch meine, alles verändernde krise/häutung, immer wieder getragen und begleitet.
von künstlerin zu künstlerin...
wie mich das freut.
AntwortenLöschendanke, liebe julia