Foto: A.Wende
Zwischen den Jahren, das ist die Zeit nach den Weihnachtsfeiertagen und den wenigen Tagen vor Neujahr, die Zeit in der der Festtagstrubel sich beruhigt, in der wir entschleunigen und runterkommen können – Zeit für Ruhe und Selbstreflexion. Diese Zwischenzeit ist eine gute Zeit zur Rückschau auf das alte Jahr. Wir halten inne und reflektieren, was war, in diesen dreihundertfünfundsechzig Tagen gelebten Lebens.
Ich mache in dieser Zwischenzeit immer eine Rückschau um das alte Jahr noch einmal zu betrachten, um es im Ganzen klar zu erfassen. Ich nehme mein Tagebuch und schreibe auf, was mich in diesem Jahr beschäftigt hat, welche Lektionen ich lernen durfte, was ich lösen konnte und was nicht. Ich überlege, was ich loslassen will, weil es sich überlebt hat, nicht hilfreich oder sogar belastend ist, und was ich ins neue Jahr mitnehmen will. Ich besinne mich auf die Begegnungen, die ich hatte, die alten und die neuen, wie sie mein Leben bereichert haben oder auch nicht. Ich mache mir bewusst, was ich gelernt habe und was ich noch immer nicht gelernt habe und lernen will. Ich frage mich, was ich verwirklicht habe, an Aufgaben und Herausforderungen, die ich mir selbst gestellt habe. Ich mache mir bewusst, was mich getragen hat, was mich ermutigt hat und was mir half kleine und größere Krisen und Verluste zu bewältigen. Ich mache mir bewusst, wer für mich da war und wer nicht, auf wen ich mich verlassen konnte und auf wen nicht. Ich besinne mich auf alles, was mir Kraft gegeben hat und was mir Freude geschenkt hat. Ich mache mir bewusst, wo ich für andere da war und wo ich anderen helfen und sie unterstützen konnte.
Ich entscheide, was ich nicht mehr von mir selbst erwarten will, was ich nicht mehr von anderen erwarten will und welche Erwartungen ich nicht mehr erfüllen will.
Ich frage mich, ob ich gut für mich selbst gesorgt habe, wo ich mich selbst überfordert habe, was mich an meine Grenzen gebracht hat und was mir besonders gut gelungen ist und beschließe mehr davon zu tun.
Und dann, und das ist das Wichtigste für mich, schreibe ich alles auf wofür ich dankbar bin. All das, was mir das Leben an Gutem, Wahren und Schönem in diesen dreihundertfünfundsechzig Tagen geschenkt hat. Das ist eine Menge, auch wenn es ein schweres Jahr für mich war. Es gab so viel Gutes, so viele Menschen, die mich begleitet und unterstützt haben und mein Leben mit ihrem Dasein und ihrer Liebe bereichert haben. Und wieder wird mir klar: Was wirklich zählt, ist die Liebe.
„Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht,
wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.
Und wenn ich prophetisch reden könnte
und alle Geheimnisse wüsste
und alle Erkenntnis hätte;
wenn ich alle Glaubenskraft besäße
und Berge damit versetzen könnte,
hätte aber die Liebe nicht,
wäre ich nichts.“
Das Hohelied der Liebe (1 Kor 13)
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