Sonntag, 9. April 2023

Auferstehung

 

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Osterhasen, Ostereier, Osteressen, Geschenke. Das ist für viele große und kleine Menschen Ostern. Dass Ostern das Fest der Auferstehung Jesu ist, scheint fast vergessen. Irgendwie haben viele das nicht mehr auf dem Schirm. Der Glaube an Gott ist so eine Sache. Religion ist so eine Sache. Nicht jedermanns Sache. Glaube ist etwas wozu der moderne Mensch keine große Affinität mehr hat.
Das ist okay. Aber es ist ebenso okay zu glauben. 
 
"Das Individuum, das nicht in Gott verankert ist, vermag der physischen und moralischen Macht der Welt auf Grund seines persönlichen Dafürhaltens keinen Widerstand zu leisten. Dazu bedarf der Mensch der Evidenz seiner inneren, transzendenten Erfahrung, welche allein ihn vor dem sonst unvermeidlichen Abgleiten in die Vermassung bewahren kann."
Dieses Zitat stammt von C.G.Jung.
Es ist nachdenkenswert, finde ich.
Und es war Jung, der in einem Interview auf die Frage: Glauben sie an Gott?, antwortete: Ich muss nicht glauben. Ich weiß.
Mich beeindruckt und beruhigt diese klare Antwort. „Ich weiß.“
Dieses Wissen trägt. Es trägt, wann immer ich den Mut und die Kraft verliere.
Zu Gott beten trägt. Beten wirkt.
In schweren Krisen, in der dunklen Nacht der Seele.
Im Angesicht des Todes beten Menschen auf einmal wieder. Sogar jene, die es nie getan haben, entdecken das Gebet. Sie bitten für sich selbst oder für andere. Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, hieß es: Pray for Ukraine. 
 
Manche von uns haben Probleme mit dem Beten.
Sie glauben es ist sinnlos, sie glauben Gott greift sowieso nicht ein, nicht in das persönliche Schicksal und nicht in das Geschehen in der Welt. Sie sind kritisch oder glauben einfach nicht an die Wirkung des Gebetes. Aber es wirkt, auch wenn Gott nicht der ist, der unser Schicksal lenkt. Auch wenn Gott uns das Leben geschenkt hat, er „macht“ es nicht für uns. Wir selbst sind es, die die Verantwortung dafür tragen, wie wir leben. So sehe ich es. 
 
Indem wir uns an Gott wenden und im Gebet voller Hoffnung für das sind wofür wir beten, verwandelt sich das Feld, in dem wir leben. Wir können die Wirkung des Gebetes auch psychologisch verstehen. Wenn ich für etwas bete, sehe ich es anders. Wenn ich für mich oder einen den anderen bete, sehe ich mich und den anderen anders. Ich bekomme Hoffnung und Zuversicht und gestalterische Kraft. Ich fühle mich getragen. Ich spüre, ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.
 
Glaube versetzte Berge, sagt man.
Dabei ist es im Grunde egal woran ich glaube. Glaube gibt Kraft. Er kann uns erden, wenn wir in die Bodenlosigkeit fallen. Glaube ist ein geistiger Akt und er hat eine geistige Kraft. Und diese Kraft spüren wir in unserem Herzen. Wir drücken unsere Liebe zum Leben, zu uns selbst, zu anderen, im Gebet aus und vertrauen darauf, dass durch unser Gebet die Liebe Gottes schützend und heilsam wirkt. Und wir vertrauen darauf, dass es wirkt. Unser Gebet drückt ein Beziehungsgeschehen aus: unsere Beziehung zu Gott und unsere Verbundenheit mit dem, was größer ist als wir. In dieser Verbundenheit sind wir niemals allein. Wenn wir beten sind wir mit uns mit selbst in Kontakt. Wir nehmen wahr, was wir fühlen, wer wir sind, wir sind uns unserer selbst gewahr, all der Sorgen, der Fragen, der Ängste, der Sehnsucht in uns. Indem wir all das in unser Gebet einbringen, halten wir die Sehnsucht nach dem Guten, dem Wahren und dem Schönen wach. Und nein, Gott ist kein Wunscherfüller. Er ist einfach da, als beständiges Gegenüber, als eine Bindung, eine Beziehung, die uns nie verlässt, wenn wir glauben. 
 
Heute feiern wir Christen Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu. Den Tag an dem am frühen Morgen das leere Grab entdeckt wurde. „Als aber Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria Magdalena. Und sie ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren, die da Leid trugen und weinten. Und als diese hörten, dass er lebe und ihr erschienen sei, glaubten sie nicht. Danach offenbarte er sich in anderer Gestalt zweien von ihnen unterwegs, als sie aufs Feld gingen. Und die gingen auch hin und verkündeten es den andern. Aber auch denen glaubten sie nicht. Zuletzt, als die Elf zu Tisch saßen, offenbarte er sich ihnen und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härte, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten als Auferstandenen. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden.“
So steht es in Markus 16 in der Lutherbibel. 
 
Natürlich übersteigt das unser menschliches Vorstellungsvermögen. Aber was sagt es uns?
Es könnte uns sagen, dass Jesus den Tod überwunden hat und das mit dem Tod ein neues Leben beginnt. Es könnte uns sagen, dass alle kleinen Tode, die wir im Leben sterben müssen, nicht das Ende sind. Dass jeder kleine Tod, jedes Sterben im Leben, auch die Möglichkeit in sich trägt aufzu (er) stehen - ein neues Werden. Aufstehen, für uns selbst einstehen, mehr und mehr wir selbst werden. Weiter gehen im Vertrauen und dem Glauben daran, dass eine Kraft, die größer ist als wir, uns trägt.
Das ist für mich die persönliche Auferstehung.


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