Freitag, 20. Mai 2022

Aus der Praxis: Raus aus der Opferrolle

                                                              Malerei. A.Wende
 
 
Das Selbstwertgefühl mancher Menschen ist so tief verletzt, dass sie große Schwierigkeiten haben bei irgendetwas Fortschritte zu machen. Sie sehen ihr ganzes Leben als eine Kette von Scheitern und Missständen. Sie sehen nur, was nicht gelingt und blenden aus, was ihnen gut gelingt. Jeder kleine Fehler ist für sie ein Zeichen ihrer Unfähigkeit, sie glauben nicht an sich selbst, sie machen sich klein, sie brechen zusammen, sie machen sich Vorwürfe, versinken in Selbstmitleid oder projizieren die Schuld auf andere. Sie akzeptieren nicht, dass sie als Mensch auch Fehler machen dürfen, Schwächen haben dürfen, ein bisschen verrückt sein dürfen und dass genau das Menschsein ausmacht. Sie wollen immer stark sein und fühlen sich schwach, aber sind nicht in der Lage ihre Schwäche anzunehmen. Sie verurteilen sich dafür. Sie machen sich klein. Je kleiner sie sich machen, desto geringer wird ihr Selbstwertgefühl. 
 
Ein Mensch ohne Selbstwertgefühl sieht oft nur einen Ausweg: Er macht sich zum Opfer. 
Er entschuldigt sich selbst damit, dass er ein Opfer der Umstände ist, weil die Welt und das Leben es nicht gut mit ihm gemeint haben, weil man ihm Übles angetan hat und sucht die Schuld dafür im Außen. Ja, man hat vielen von uns Übles angetan, und ja, das Leben meinte und meint es nicht immer gut mit uns und ja, das Leben ist ungerecht. All das ist wahr und all das kann unser Selbstwertgefühl massiv erschüttern. Ich selbst kenne das auch. Irgendwann reicht es dann auch mal, denken wir, aber es ändert nichts, das Leben fragt uns nicht danach wie wir es gerne hätten. Dinge geschehen, Verletzungen geschehen, Schicksalsschläge geschehen und dann sind wir Opfer. 
 
Aber: Die große Gefahr der Opferhaltung ist, dass sie zu einer Entschuldigung für alles wird
Und damit wird Wachstum verhindert. Das Gefühl Opfer zu sein und nichts tun zu können, führt zu einer inneren Lähmung. Wir stecken in den begrenzten Umständen fest. Es kommt zu einer Verzweiflung am Leben und Möglichkeiten die Dinge anders zu sehen oder sie zu ändern, werden nicht mehr ergriffen. Wer in der Opferrolle feststeckt braucht Unterstützung und Liebe um aus der Lähmung herauszukommen. Diese Menschen brauchen jemanden, der ihnen hilft ihren Schmerz zu verarbeiten. Sie brauchen jemanden, der ihnen hilft den Glauben an sich selbst (wieder) zu finden, indem er an sie glaubt. Diese Menschen dürfen lernen zu akzeptieren, das Verletzungen zum Leben gehören und dass auch Schwachsein okay ist. Sie dürfen lernen, dass sie reifen und wachsen können – raus aus der Opferrolle, in ein selbstbestimmtes Leben. Sie dürfen lernen den Teil, der sie klein macht, nicht weiter abzulehnen, sondern mitfühlend anzunehmen und ihn zu integrieren. Dann kann die Selbstabwertung aufhören. Damit dies gelingt, muss die Bereitschaft da sein, es zu wollen. 
 
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Ich freue mich auf dich!
 
Angelika Wende

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