Samstag, 7. Dezember 2013

Vom Zusammenhang des schlechten Schlafes und der Dummheit



Als "zoon politikon" hat einst der griechische Philosoph Aristoteles das gesellige Wesen Mensch bezeichnet, das am Liebsten in der Gemeinschaft lebt. Das war 384 vor Christi, lange nach der Steinzeit und auch da schon rottete sich der Homo Sapiens zu Gruppen zusammen.

Tja, der Mensch ist nicht gern alleine und das auch besonders was die Nacht angeht. Das flötete dereinst Marika Rökk, Gott hab sie selig, völlig ahnungslos, welch ungesundes Denkgut sie da über den Äther verbreitete. Zum Ungesunden gleich mehr.
 

Ich schlafe am Liebsten alleine. Und zwar aus einem einzigen Grund: Allein schlafe ich besser. Nichts ist erholsamer als meine Nachtruhe allein zu genießen, ausschließlich begleitetet vom eigenen Atmen. Das ist wunderbar still, so still wie es sein muss um mich acht Stunden tief und wohlig in Morpheus Armen zu wiegen und morgens frisch und ausgeruht aus den Federn gucken zu lassen. Mein Schlaf ist mir heilig. Beim Schlafen halte ich es ganz nach dem Motto des Archimedes, das da lautete: „Störe meine Kreise nicht“. Bisher hat mich, ob dieser Haltung, auch noch keiner erschlagen, so wie es einst dem armen Archimedes widerfuhr, der, intensiv mit einem mathematischen Beweis beschäftigt, die in seine Stadt eingedrungenen Soldaten bat ihm seine Ruhe zu lassen. Seinem Wunsch wurde just im selben Augenblick Folge geleistet. Er fand seine Ruhe. Dass diese allerdings die ewige war, war ihm wohl nicht so recht. Ein tragischer historischer Vorfall, dessen Kenntnis mich dennoch nicht davon abbringt den alleinigen Schlaf zu verfechten. 

Apropos Stören. Außer Autolärm unter dem Schlafzimmerfenster oder Besoffenengegröle ist der größte Störfaktor des gesunden Schlafes der eigene Partner. Ups, wer hätte das gedacht. All die eng umschlungenen in weichen Kissen zusammenliegenden Liebenden werden jetzt aufhorchen und vehement die Köpfe schütteln: Das kann nicht sein, wo es doch zu zweit so schön kuschelig ist. Ist es auch - beim Einschlafen, beim Durchschlafen allerdings nicht.

Da nützt auch die größte Bettstatt mit zwei voneinander getrennten Lattenrosten nichts. Fakt ist: Zu zweit schläft es sich ungesünder. Eigentlich völlig logisch wenn wir den gesunden Menschenverstand einschalten, der dann allerdings gegen unser seit Urzeiten verinnerlichtes Gruppenbildungsbedürfnis ankämpfen muss. Was ja nicht so einfach ist, weil wir besonders kollektiv verankerten Konditionieren gegenüber in den meisten Fällen machtlos sind. Aber wer glaubt denn ernsthaft, aller Kollektivneurosen zum Trotze, dass das nächtliche Herumwälzen, das lautes Atmen des fremden Rhythmus neben uns, das Sequenzen – oder Dauerschnarchen oder gar der Husten des geliebten Mitschläfers, bei dem man sich dann auch garantiert ansteckt, weil man über Stunden alle vom anderen ausgehusteten Bazillen und Viren einatmet, wirklich gesund sein könnte. Hallo! Das sind massive Störungen, die die nächtliche Erholung, die Mensch dringend braucht um geistig und körperlich fit zu bleiben, immens und nachhaltig beeinträchtigen.

Wer klug ist und gut für sich sorgt schläft alleine. Liebe hin oder her. Oder bedeutet Liebe bis das der Tod sie scheidet in schlechtschlafenden Nächten zu verharren, weil man dem Partner nicht sagen will – du ich schlafe alleine besser, nur weil der sich dann vielleicht zurückgestoßen oder verletzt fühlen könnte? Sollte das wirklich der Fall sein, ist es vielleicht an der Zeit über die Beziehung nachzudenken, denn - wer liebt sorgt erst gut für sich selbst und dann gut für den anderen.

Aber da ist schon das nächste Problem: Frauen schlafen besser wenn sie alleine schlafen, Männer tiefer wenn sie in Gesellschaft schlafen, hat die Schlafforschung herausgefunden. Da sind Beziehungsdiskussionen natürlich vorprogrammiert. By the way - das hätte ich den Schafforschern auch sagen können. Dazu reicht meine lebenslange Erfahrung in Sachen „das Bett mit einem Mann teilen“. Die Erfahrung zeigt: Erstens schlafen Männer schneller ein und zweitens schnarchen sie lauter als wir Frauen, was sie selbst überhaupt nicht stört, ihre Bettnachbarin aber sehr. Schnarchen ist Dauerstress fürs Unterbewusstsein, in etwa genauso schädigend wie nach dem Feng Shui Spiegel im Schlafzimmer, die neben oder gegenüber oder über dem Bett angebracht sind. Ganz schlecht fürs Chi ist das. Und schlechtes Chi ist schlecht für die Lebenskraft und wer es nicht glaubt wird es irgendwann zu spüren bekommen.

 Apropos Schlafforscher. Diese haben auch herausgefunden: "Zu wenig oder schlechter Schlaf machen alt und ruinieren die Gesundheit", so der Schlafforscher Jürgen Zulley. Schlafmangel und schlechter Schlaf schwächen die Immunabwehr, machen anfällig für verstopfte Gefäße und für eine gestörte Verdauung. Mit anderen Worten – schlecht schlafen hemmt in der Tat den Energiefluss. Er stört weit mehr mehr als die eigenen Kreise – nämlich den ganzen Organismus. Gesunder Schlaf dagegen stärkt das Gedächtnis: Was wir am Tag aufgenommen haben wird in der Ruhe der Nacht verarbeitet, allerdings nur wenn wir Ruhe finden. Aber es kommt noch dicker :"Schlafmangel macht dauermüde, dick und dumm", so Jürgen Zulley.

Ich habe es geahnt, das Dilemma mit dem gestörten Schlaf hat ganz und gar nichts Gutes, aber dass es letztlich sogar dumm macht erschüttert mich jetzt doch. Ich bin noch nicht verblödet. Damit mir das in naher Zukunft auch nicht passiert, schlafe ich alleine. Und egal wer aus der Gruppe des zoon politikon wagt meine nächtlichen Kreise zu stören wird im Zweifel erschlagen.


           

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