wut, überall zeigt sich wut. sie wird laut und lauter. alle schimpfen, alle sind wütend auf die da oben, auf die, die uns regieren, die politiker, den staat. gut, wenn man die schuld irgendwohin schieben kann, mit dem finger auf etwas zeigen kann, was außen ist, dann ist man sie los die verantwortung und die wut verpufft damit auch gleich. dann dauert es nicht mehr lang und dann kommt es wieder dieses: es ist halt so wie es ist, kann man nichts machen, halten wir durch und gut ist.
aber ist das wirklich so, ist das alles nur im außen, sind das nur die da draussen, die da oben, die das alles anrichten was ungut ist und leben schwer macht?
es ist nicht so!
der zusammenhang zwischen uns und dem außen, zwischen uns und der gesellschaft, zwischen den krisen der seelen und der zeit ist keine einbahnstrasse, sondern ein wechselseitiger austausch von energien.
wir sind keine marionetten, keine leblosen puppen, die an fäden hängen. so einfach ist das nicht. wir können nicht nur reagieren, auch wenn wir diese haltung verinnerlicht haben, die lähmung sich ausbreitet und handeln als unmöglichkeit erscheinen lässt.
wir alle sind aktive mitglieder dieser gesellschaft, aktive mitgestalter dieser welt und vor allem sind wir schöpfer unserer persönlichen lebenswelt. jeder von uns trägt dieses wissen um diese schöpferische energie in sich, aber bei vielen von uns ist es verschüttet. es ist überschattet von unsicherheit und angst, zugedeckt durch eine allgemeine athmosphäre von ohnmacht.
warum ist das so?
man hat uns glauben gemacht, dass krisen und probleme lästige aspekte des lebens sind, die wir, schaffen wir es nicht, sie zu verdrängen, ertragen und aushalten müssen. man hat uns beigebracht, dass leiden zum leben gehört und unausweichlich ist. was wir besonders gut können ist leiden ertragen, weil es uns anerzogen wird und wir machen es mit unseren kindern genauso. wir erklären ihnen, dass sie sich anpassen müssen, dass sie funktionieren müssen, dass sie nicht auffallen dürfen, dass anderssein ungut ist und nur probleme macht. pass dich an kind, denn sonst gibt es probleme, sonst hast du es schwer im system.
anpassung und leiden, wobei letzteres aus zu viel anpassung entsteht, als einen unabdingbaren teil des lebens zu verinnerlichen ist ein symptom unserer kollektivneurose.
das leiden als unausweichlichen teil des lebens zu kultivieren ist ein sehr wirksames instrument um menschen in schach zu halten und um sie manipulieren zu können. die folge ist eine resignative anpassung an umstände, die eigentlich nicht aushaltbar sind.
diese resignation ist es, die handlungsunfähig macht, die den status quo hält und ihn manifestiert. die gesunde energie der wut drückt sich nach innen, anstatt sich als kreative energie zu entladen. unsere gesellschaft ist krank und wir mit ihr, denn wir sind diese gesellschaft, jeder einzelne von uns und weil das so ist, sind wir alle verantwortlich für das was ist, ob gut oder ungut.
das laute, mit dem finger auf die zeigen, die angeblich die macht haben und sie damit zu verdammen, ist eine folge dieser resignativen anpassung. oh ja, es ist verdammt einfach, weil man dann nichts tun muss, weil man sich unschuldig wähnt, man opfer ist. das ist verdrängung, behaupte ich. verdrängung die nicht nur unreflektiert und blauäugig ist, sondern unsere lebenskraft lähmt.
wozu führt anpassung und was macht sie mit uns?
je mehr der mensch sich mit seinen erwartungen der wirklichkeit anpasst, desto mehr verliert er das bewusstsein dafür, was er eigentlich will oder wollte, vor allem verliert er das bewusstsein dafür wer und was er ist.
die kluft zwischen dem, was er ist und dem, was ihm das außen als wirklichkeit verkauft, wird täglich kleiner, er passt sich an. in folge schrumpft der abstand zwischen dem eigenen wollen und der propagierten wirklichkeit, die kluft schrumpft, bis sie gänzlich verschwindet und es keine kluft mehr gibt - der mensch ist in der ihm verkauften wirklichkeit gelandet. er hat sich selbst verloren, ist unfähig geworden in die aktive bewältigung der eigenen wirklichkeit zurückzukehren und einzugeifen.
das ist was ist. die möglichkeit in dieser entwicklungstufe die weichen noch anders zu stellen ist verloren. aber der mensch ist nicht das arme opfer, er ist selbst verantwortlich, denn er hat sie sich seine handlungsfähigkeit und seine ureigenen träume nehmen lassen.
im tieftsten wissen wir alle: die wut, die sich gegen das außen richtet ist im grunde die wut gegen uns selbst, gegen die eigene schwäche, die lediglich nach außen projiziert wird.
da stehen wir jetzt und die wut und der frust wachsen mit jedem tag, aber es tut sich trotzdem nichts. die krise geht weiter, es kippt da draussen und wir kippen mit. manche von uns haben schon alles verloren, andere klammern sich noch an das, was sie besitzen und hoffen, dass es ihnen bleibt. es wird nicht so bleiben, auch das wissen wir, die schere geht mehr und mehr auseinander. noch mehr werden noch mehr verlieren.
da gehen jetzt manche auf die strasse und demonstrieren gegen die korruption der banken und er regierung, das internet quillt über von wehrt euch parolen und klagen und dem schrei nach allumfassender liebe als ersatz für sicherheit, selbstverwirklichung und lebensqualität, da sind die, die aufrufen endlich zu handeln, aber es verändert sich nichts. handeln tun die da oben, egal wie laut wir schreien und aufbegehren.
warum tut sich nichts?
es tut sich nichts, weil wir diese wut zwar ausdrücken und mehr und mehr ins außen schreien, aber dennoch, die meisten von uns warten, wie sie es gewohnt sind, wie sie es sich zur gewohnheit gemacht haben, sie warten bis irgendeiner, ein politiker oder eine partei alles anders macht, im besten falle besser.
wir warten und schimpfen und schreien und mit diesem schreinen und schimpfen sind wir genau das, was wir schon immer waren - ohnmächtig. ohnmächtig wie ein kind, das schreit und sich auf den boden wirft und mit den füßen strampelt, weil es nicht bekommt, was es haben will. ändert sich damit etwas für das kind? wenn die mutter es nicht für das kind ändert, ändert sich für das kind rein gar nichts. wenn vater staat es nicht ändert, ändert sich für uns nichts, da können wir schreien und demonstrieren so laut und so lange wir wollen.
dieses schreien ist ein infantile aktion eines volkes, das von denen da oben belächelt wird.
und jetzt wo die wut so laut wird liest man plötzlich allerorten von demut und davon, dass wir doch dankbar sein sollen, denn so schlimm ist das ja alles nicht. demut - ein wunderbares wort, nur dass die meisten gar nicht wissen, dass dieses wort eben nicht bedeutet, dass man sich demütig unterordnen und dankbar sein soll für das was keine dankbarkeit verdient hat. In dem wort demut steckt MUT drin. und zwar der mut sich eben nicht zu beugen, da wo es keinen sinn macht, wo es nur wieder dahin führt, wo sie uns hin haben wollen - angepasst und resigniert.
der mut ist es, der fehlt, der mut für uns selbst und in unserem sinne zu handeln, der mut erst mal für uns selbst das mögliche zu tun, was zu tun ist, nämlich nicht alles zu schlucken, das mögliche zu tun in unserem eigenen leben und die kleinen dinge anzupacken, die uns im eigenen leben stinken, die ungut sind, menschenverachtend und die uns wütend machen.
mut ist, dem typen vom amt einmal klar zu machen, dass er uns so nicht behandeln kann, mut ist dem auftraggeber zeigen, dass die eigene arbeit einen wert hat, der entsprechend bezahlt werden muss, mut ist dem anderen zu sagen, wenn er einen verletzt, mut ist anderen zu unterstützne, die weniger chancen und kraft haben als wir, mut ist unseren kindern mut zu machen, die zu sein, die sie sein wollen - zum beispiel. mut ist dort zu helfen, wo es möglich ist, nämlich gleich nebenan, unserem nächsten zum beispiel. mit diesem mut verändert sich etwas, langsam aber sicher, wenn das jeder macht, da wo er kann.
hören wir also endlich auf unsere energie da hin zu lenken, wo sie nichts ausrichtet, hören wir auf sie im eigenen leib zu deponieren oder sinnlos ins außen zu posaunen, fangen wir an und kümmern uns um unser eigenes leben und um das leben unserer nächsten anstatt in der anonymen masse eine ohnmächtige wut zu kultivieren, die nichts ausrichtet ausser, dass sie uns am handeln im eigenen leben hindert.
fangen wir an mutig zu sein, dort wo es zu handlungen führt und die welt wird sich verändern.
wie wahr Angelika! Wie war und so schön formuliert!!!
AntwortenLöschenAlles Liebe für Dich,
Florian
ich sehe es so ... für mich ist es so, für andere nicht ... für dich ist es wahr ... gut.
AntwortenLöschendanke für dein feedback, florian
alles liebe auch für dich
angelika