Donnerstag, 2. Januar 2020

Nähe

Foto: Angelika Wende

Nähe zu anderen ist nicht für alle von uns etwas, das wir vorbehaltlos zulassen können. Manche von uns sind so verletzt, dass Nähe Angst macht. Für andere ist Nähe ein fremdes Wort. Sie fürchten sich zu zeigen, wer sie wirklich sind, was sie wirklich fühlen, was sie wirklich denken. Aus Angst vor Ablehnung und Verletzung oder aus Angst klein und lächerlich zu wirken.

Es gibt so viele Menschen, die abweisend, schroff und voreingenommen sind. So viele Menschen, denen Nähe so suspekt ist, dass sie sich hinter diesem abweisenden Verhalten verstecken und keinen an sich heran lassen. So viele Menschen, die sich innerlich isolieren.
Sie haben erfahren, dass sie im Tiefsten allein sind, auch wenn sie sich öffnen oder dass sie verurteilt werden, wenn sie sich öffnen, oder beratschlagt und dann verurteilt, wenn sie den gut gemeinten Ratschlägen nicht Folge leisten.
Je verschlossener, je isolierter ein Mensch ist, desto mehr benötigt er Nähe. Er steckt in einer Zwickmühle – gefangen zwischen dem Bedürfnis nach Nähe und der Vermeidung von Nähe. Bleibt es bei der Vermeidung, verstärkt sich das Gefühl der Isolation – dieser Mensch vereinsamt innerlich.

Nähe zuzulassen bedeutet: Ich öffne mich. Ich erlaube anderen in mein Inneres zu sehen. Und ja, ich mache mich damit berührbar und verletzbar. Ich weiß, dass ich ein Risiko eingehe. Ich bin bereit es in Kauf zu nehmen. Erfahre ich Zurückweisung, kann ich damit auf gesunde Weise umgehen.

Nähe ist ein lebendiger Prozess, der Aufmerksamkeit und Pflege benötigt. Daher ist es gut einen sicheren Ort zu haben an dem wir Nähe spüren und erleben können.
Dieser Ort ist zunächst in uns selbst - dort wo wir uns selbst nah sind, dort wo wir uns selbst annehmen, bedingungslos. Letztendlich ist die Vorrausetzung dafür Nähe zulassen zu können, dass wir in zuerst in uns selbst eine Atmosphäre der Sicherheit und Annahme schaffen.
Möge es gelingen.

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