Foto: Pixybay
Der Begriff Bodhisattva setzt sich zusammen aus: Sattva – fühlendes Wesen und Bodhi – Erwachen, Erleuchtung, absolute Bewusstheit. Er ist ein zentraler Begriff im Mahayana-Buddhismus und bezeichnet einen Menschen, dessen Ziel es ist die Erleuchtung zu erreichen und der aus Mitgefühl beschließt, anderen Wesen zu helfen, ebenfalls Erleuchtung zu erlangen.
Der Weg eines Bodhisattva ist geprägt von der Entwicklung von Eigenschaften wie Mitgefühl, Weisheit, Geduld und Selbstlosigkeit. Der Bodhisattva ist für mich mehr als nur ein Konzept im Buddhismus - er ist ein Symbol für tiefes Mitgefühl und die Hingabe an das Wohlergehen aller fühlenden Wesen.
In einer Welt, die von Gier, Hass, Selbstsucht, Leiden, Schmerz und Verzweiflung geprägt ist, verkörpert er die Hoffnung, dass es einen Weg gibt, Leiden zu lindern und Licht in die Dunkelheit zu bringen.
Stell dir vor, du stehst an einem Fluss, der reißend und unberechenbar ist. Auf der anderen Seite siehst du einen Menschen der verzweifelt kämpft, um ans rettende Ufer zu gelangen.
Was tust du?
Was würde ich tun?
Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher, was ich tun würde.
Der Bodhisattva weiß genau, was er tut – er zögert nicht ins Wasser zu springen, selbst wenn die Strömung stark ist. Er stellt sein eigenes Wohl zurück, um diesem Menschen zu helfen. Sein Herz ist erfüllt von Mitgefühl. Er sieht nicht nur die Not des anderen, sondern fühlt sie in sich selbst.
Das ist natürlich ein krasses Bild.
Man mag jetzt denken, wie dumm, der riskiert sein eigenes Leben für das Leben eines anderen, aber das macht tiefes Mitgefühl aus – wir fühlen den anderen und haben das dringende Bedürfnis zu helfen. Solche Menschen gibt es, wir nennen sie dann Helden.
Der Weg eines Bodhisattva ist nicht einfach. Er ist geprägt von Herausforderungen, Rückschlägen und dem ständigen Ringen mit den eigenen Ängsten und Zweifeln. Doch der Bodhisattva geht diesen Weg gegen alle Widerstände im Innen und Außen. Was ihn antreibt ist die Liebe zu allen Wesen, und eine tiefe Verbundenheit mit allem, was lebt. Der Bodhisattva weiß, dass jeder Akt des Mitgefühls, jede Geste der Freundlichkeit, eine Veränderung auslösen kann, die über das Hier und Jetzt hinausgeht. Er urteilt und spaltet nicht in Gut und Böse, sondern ist von Mitgefühl unterschiedslos allen Wesen gegenüber erfüllt.
Wir alle haben das Potenzial, Bodhisattvas in unserem Leben zu sein. Wir können die Entscheidung treffen, nicht nur für uns selbst zu leben, sondern auch für andere da zu sein. Jeder von uns kann die Welt ein kleines Stück besser machen, indem wir Verständnis und Mitgefühl zeigen, ein offenes Ohr anbieten oder einfach nur da sind, wenn jemand uns um Hilfe bittet und Unterstützung braucht.
In einer Welt, die zunehmend kälter und unbarmherziger wird, ist der Bodhisattva für mich ein Lichtstrahl im Dunkel. Er lehrt uns, dass wahre Erfüllung nicht im Streben nach persönlichem Glück, Macht und Erfolg liegt, sondern im Dienst für das Ganze. Wenn wir den Weg des Bodhisattva wählen, öffnen wir unser Herz und unsere Hände für andere. Wir verlassen unsere Ich-Zentriertheit und richten unseren Blick auf das Ganze. Jedes Mal wir uns für andere einsetzen, statt nur an unsere eigenen Bedürfnisse zu denken, manifestiert sich bereits in diesem Moment der Bodhisattva in uns.
Für mich ist der Bodhisattva kein naives, träumerisches Ideal, sondern lebendige Realität und ein heilsamer, dringend notwendiger Weg, der uns alle miteinander verbindet und uns in Richtung Frieden führt.
Imagine all the people
Living life in peace
You may say I'm a dreamer
But I'm not the only one
I hope someday you'll join us
And the world will be as one
John Lennon
Angelika Wende
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