Foto: A.W.
Es macht keinen Sinn, die Wucht dessen, die uns angesichts eines traumatischen Erlebnisses getroffen hat, klein- oder wegdenken zu wollen. Was war muss sein dürfen, was es ist: schrecklich, unfassbar, grausam, wuchtig. Es macht keinen Sinn einem Menschen den Schmerz eines Traumas nehmen zu wollen mit Worten wie: "Es ist vorbei, Vergangenheit, vergiss es!" Das ist als würde man ihm sein Recht auf sein Entsetzen, seine Trauer, seine Fassungslosigkeit, seine Verletztheit, seine Wut und seinen Schmerz nehmen.
Traumatisierte Menschen brauchen, dass ihr Leid anerkannt wird. Sie brauchen nicht, dass man ihnen ihren Schmerz ausredet. Sie brauchen, dass ihr Schmerz gesehen, gehört und geachtet wird. Es geht darum anzuerkennen was war und was es mit diesem Menschen gemacht hat. Das nicht anzuerkennen bedeutet, ihm seine Würde zu nehmen.
Das Schreckliche was geschehen ist wird nicht bewältigt, indem man sich distanziert, nicht durch Verdrängen, nicht durch Distanzierung, nicht durch Kompensation, nicht durch Betäubung, nicht durch Sublimierung, nicht durch Verleugnung, sondern im sich Hinwenden, im sich Zuwenden.
Traumatisierte müssen sprechen dürfen, alles aussprechen dürfen, alles fühlen dürfen. Damit hört das Verstummen durch die erfahrene Ohnmacht auf. Der Genesungsprozess setzt ein, wenn die ausgebliebenen, unterdrückten Reaktionen auf das Trauma gefühlt und ausgesprochen werden können, wenn das Entsetzen, das Verstörende, die Angst, die Wut, die Verzweiflung, die Starre, der Schmerz und die Trauer sprechen dürfen.
„Wir können nur ändern, was wir konfrontieren."
Genau das. Und noch immer verstehen zu viele Therapeuten:innen genau diesen so zentralen Aspekt der Traumaintegration nicht (Sie aber schon, daher: Danke!). Der erste Schritt der Gesungsreise ist das: Anerkennen, was war und auch die (angemessenen) Gefühle darüber in geeigneter Form ausdrücken zu dürfen. Danke.
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