Freitag, 7. Februar 2020

8 Gründe warum wir festhalten

Foto:ww



8 Gründe warum wir festhalten

1 Sicherheitsbedürfnis: Wir halten fest an dem Gefühl von Sicherheit. Es ist ein elementares menschliches Bedürfnis uns sicher und geborgen zu fühlen. Auch wenn es nur scheinbare Sicherheit ist und wir das durchaus wissen. Das Vertraute gaukelt sie uns vor, das Dauertüchtige erweckt den Anschein von Sicherheit. Die meisten Menschen halten aus Angst dieses scheinbare Gefühl von Sicherheit zu verlieren, an etwas oder an jemanden fest, was ihnen nicht (mehr) gut tut.

2 Verzichten ist beängstigend: Verzicht bedeutet - ich lasse etwas sein, was vertraut und gewohnt war. Es gehörte zu mir. Was zu uns gehört gibt uns Halt. Wir definieren uns über Dinge, Tun und Menschen, die zu uns gehören. All das sind Teile unserer Identität. Verzichten wir darauf entsteht eine Lücke in unserem Leben und in unserer Identität. Ein Loch von dem wir nicht wissen, wie wir es füllen sollen. Das macht Angst.

3 Aufgeben ist schmerzhaft: Egal, ob wir einen Traum aufgeben müssen, der sich partout nicht erfüllt, einen Menschen, der uns nicht gut tut oder ein Projekt in das wir viel investiert haben - es fällt uns schwer etwas aufzugeben in das wir viel Zeit, Kraft, Energie oder Liebe gesteckt haben. Im Aufgeben müssten wir akzeptieren dass wir nichts bewirkt haben. Wir müssen uns dem schmerzhaften Gefühl der Vergeblichkeit stellen. Der Gedanke: "Alles umsonst", tut weh. Der Gedanke: "Vergebliche Liebensmühe", tut weh. Der Gedanke: "Verlorene Zeit", tut weh.
Und vor diesem Schmerz wollen wir uns schützen.
Aber: Nichts ist umsonst.

4 Gewohnheit und die Angst vor dem Unbekannten: Die meisten Menschen brauchen das Gefühl von Kontrolle. Sie wünschen sich Berechenbarkeit. Je größer die Angst, desto größer ist das Bedürfnis nach Kontrolle. Im Gefühl der Kontrolle können wir die Illusion aufrechterhalten, Herrscher über unser Leben zu sein - ein Leben mit eingeschränkter Lebendigkeit allerdings. Wir bleiben lieber in der Vertrautheit unserer Komfortzone, auch wenn sie gar nicht so komfortabel ist, als den Schritt ins Unbekannte zu wagen. Wir schwimmen sogar lieber in den alten, vertrauten Bahnen, selbst wenn sie uns nicht gut tun, als uns in die Unsicherheit des Neuen zu begeben. Wir befürchten wir könnten darin ertrinken. Wir wissen ja nicht, ob das was dann kommt besser ist, denn das Unbekannte liegt außerhalb des Kontrollierbaren.

5 Nostalgie: „Es war doch so schön am Anfang! Ich war doch so glücklich. Warum geht das nicht wieder, warum kann ich das nicht wieder herbeiholen?“ Früher war es doch so schön. Früher. Ja! Es war einmal. Ja. Aber dabei blenden wir vollkommen aus, dass sich alles verändert. Menschen verändern sich, Gefühle verändern sich, Ziele verändern sich, wir selbst verändern uns, Umstände verändern sich, Alles, alles geht vorüber. Nichts bleibt wie es ist und nichts wird je wieder wie es einmal war. Das ist Leben. Nur die Nostalgie hält an etwas fest, was nicht zu halten ist. Wir leben in der Erinnerung, die mit unserem Jetzt nicht mehr viel zu tun hat. Wir stecken fest in der Vergangenheit und beschönigen sie derart, dass wir das Jetzt nicht sehen wollen und nicht erleben können. Wir sind nicht präsent. Wir träumen uns zurück. Wir leben in Trance. Wir wollen die Wirklichkeit des Jetzt nicht akzeptieren.

6 Treue und Verantwortungsbewusstsein: Ich will niemanden verletzen. Ich kann ihn/ sie doch nicht hängenlassen. Er/sie braucht mich doch. Eine an sich liebevolle Haltung der Güte. Doch wenn man sie übertreibt und das Bleiben nur aus Treue und Verantwortungsgefühl und nicht aus einem uneingeschränkten Ja heraus geschieht, schaden wir uns selbst. Wir leben gegen uns selbst, unsere Bedürfnisse, unsere Werte und Wünsche. Wir leben entgegen Eigenverantwortung, Selbstschutz und Selbstliebe. Wir geben uns selbst auf.

7 Liebe und Zuneigung für den anderen: Das ist das Schwerste. Doch wenn unsere Bedürfnisse nicht geachtet werden und unsere Grenzen immer wieder überschritten werden, wenn wir immer weder verletzt werden, wenn Liebe und Zuneigung nur einseitig gelebt werden, dann ist es Zeit uns selbst zu schützen. Besonders dann, wenn das Ganze uns permanent Schmerz bereitet. Bleiben wir, halten wir diesen Schmerz solange fest bis er zu Leiden wird. Für Beide.

8 Angst vorm Alleinsein: Sie ist eine existentielle Angst. Kein Mensch ist gern allein, kein Mensch kann alleine das Leben meistern, egal wir autonom er ist. Wir brauchen andere, denn wir sind soziale Wesen. Wir brauchen andere, die uns sehen, verstehen, beantworten, anerkennen und lieben. Wir können nicht alles alleine schaffen. Aber wenn nur wir bleiben aus Angst vor dem Alleinsein, belügen wir uns selbst und den anderen. Wir bleiben aus Angst.
Wo Angst ist, ist keine Liebe. Angst hält fest. Liebe lässt los.
Liebe bleibt nicht allein, sie ist nicht allein. Niemals ist sie das. Sie ist in uns selbst oder nicht und ist sie nicht in uns selbst, finden wir sie nicht irgendwo da draußen. Je größer die Angst vor dem Alleinsen, desto größer der Mangel an Liebe in uns selbst, für uns selbst und für das Leben. 


...

Wir glauben, dass etwas uns Freude bereiten wird, aber wir haben keine Ahnung, wie es wirklich ausgehen wird. Wir glauben, etwas würde uns Leid bringen, aber wir wissen nichts. Dem Nicht-Wissen Raum zu geben ist das Wichtigste. Ständig versuchen wir Dinge zu tun, von denen wir annehmen, dass sie uns helfen werden, aber Gewissheit haben wir nicht. Niemals wissen wir, ob wir auf den Hintern fallen oder auferstehen. Auch wenn wir eine große Enttäuschung erleben, können wir nicht wissen, ob das tatsächlich das Ende der Geschichte ist. Vielleicht ist es der Anfang eines großen Abenteuers.
So ist das Leben. Wir wissen nichts. 

Wir sagen, etwas sei gut oder schlecht. 
Aber in Wirklichkeit wissen wir nichts.

Pema Chödrön

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen