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Sucht ist die Anhaftung an eine Substanz oder ein Objekt, körperlich, geistig oder seelisch. Jede Art von Sucht spaltet den Süchtigen von seinem Selbst ab, von seinen Gefühlen, seiner Wahrnehmung und seiner Lebensenergie. Die meisten Süchtigen haben oder finden Jemanden, der ihnen hilft die Sucht aufrecht zu erhalten: den Co-Abhängigen. Der Co-Abhängige sitzt im selben Boot wie der Süchtige. Er schwimmt mit dem Süchtigen auf dem Fluss, auf dem sein Boot dahintreibt und in den meisten Fällen im Sumpf des Siechtums strandet.
Sucht ist Siechtum und weit entfernt von der Romantisierung so mancher Süchtiger, die sich ihre Sucht mit der Sehnsucht nach einer besseren Welt oder einer schöneren Existenz in dieser Welt erklären, rechtfertigen oder sich schön reden.
Sucht ist nicht schön. Sucht ist zerstörerisch. Zerstörerisch für den Süchtigen, der der Substanz, an der er hängt, vollkommen ausgeliefert ist. Sein Wille ist gebrochen, er leidet unter Kontrollverlust, was jede Art von Sucht letztlich kennzeichnet. Sein Leben entgleitet ihm wie das dahintreibende Boot im Fluss. Ausgeliefert, wie der Süchtige seiner Sucht, leidet der Co- Abhängige ebenso am Kontrollverlust. Mit anderen Worten: die Substanz hat die Kontrolle über das Subjekt und nicht umgekehrt. Sucht führt zum Verlust der Klarheit und der Selbstkontrolle und schließlich zum Verlust der Kontrolle über das eigene Leben.
Die Beziehung zwischen dem Süchtigen und den Co-Abhängigen basiert auf gegenseitiger Abhängigkeit.
Sie brauchen sich. Ihr Leben ist ineinander verflochten und gaukelt ihnen die Illusion der Sicherheit. vor. Es herrscht Kontrolle auf vielen Ebenen: Die Substanz hat die Kontrolle über den Süchtigen, der Süchtige mit seinem Suchtleiden hat Kontrolle über den Co-Abhängigen, der Co-Abhängige kontrolliert den Süchtigen.
Wo Kontrolle herrscht gibt es keine Individualität.
Dieses Arrangement führt dazu, dass keiner mehr ohne den anderen leben kann – und das ist Sucht.
Die Art Frau, die sich in eine solche Beziehung begibt, bezieht ihre Identität von außen, sie hat keine Selbstachtung und kein Selbstwertgefühl, meist sie ist abgespalten von ihren Gefühlen und unfähig ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen.
Sie lebt für andere. Sie definiert sich über andere. Immer geht es darum zu sein, wie andere sie haben wollen und deren Erwartungen erfüllen. Das gibt ihr das Gefühl etwas wert zu sein. Im Tiefsten ist sie einsam, weil sie sich selbst nicht findet und damit keinen Halt in sich selbst. Das Haltlose des Süchtigen wirkt wie ein Magnet auf ihren inneren seelischen Kompass, der immer in Richtung „ich muss gebraucht werden“ ausschlägt.
Der Typ Mann, der sich in eine solche Beziehung begibt ist meist schwach, er ist gierig und maßlos, ob im Trinken und/oder im Essen oder sexuell. Er ist maßlos weil das Loch in seinem Innersten mit nichts zu füllen ist.
Der Co-Abhängige Mann belügt sich selbst, er belügt andere, er lügt in der Beziehung. Im Grunde ist sein ganzes Leben ist auf einer Lüge aufgebaut. Er lebt nur scheinbar und betreibt Selbstzerstörung auf Raten. Angezogen von der Maßlosigkeit der Süchtigen fühlt er sich geborgen, findet er seine "Seelenverwandte", die ihm Halt vorgaukelt, wo er sich selbst nicht halten kann.
Beide schwanken. Beide sind haltlos. Beide haben keine klar formierte Ich-Identität. Frauen und Männer, die in einer Suchtbeziehung zueinander finden, werden in dieser Beziehung zugrunde gehen, sie siechen dahin an einer höchst unromantischen Krankheit, die man Suchtprozess nennt.
Der Beitrag macht mich traurig. Traurig, weil ich die Frau bin, die sich in eine solche Beziehung begeben hat. Allerdings habe ich mich auch wieder daraus gelöst. Tatsächlich habe ich dafür 5 Jahre gebraucht, im Nachhinein betrachtet.
AntwortenLöschenWas mein Mann ist, weiß ich nicht genau. Die Beschreibungen in dem Artikel passen auf ihn, m.E. hat er aber auch narzisstische Züge. Gibt es einen co-abhängigen Narzissten?
Aber im Grunde ist das auch egal, denn das füttert nur mein altes Muster, mir mehr Gedanken um andere, als mich zu machen.
Ich bin co-abhängig und ich versuche zu heilen.
LG, Susi.
Stimmt, es ist egal.
AntwortenLöschenDu wirst heilen, weil du es willst!
Liebe Grüße,
Angelika