Donnerstag, 25. Dezember 2014

Dieser Moment in der Zeit




heute ist es gut, denke ich an diesem weihnachtsmorgen und bin dankbar für das gute, was ist und wünsche mir, so soll es bleiben. es ist um vieles besser als es einmal war. heute sind kein leid in meinem leben und kein unglück, das mich in den klauen hat wie einst. einst, dieses einst, all die jahre in denen leben nur angst war um das seelenheil des menschen, den ich am meisten liebe, und um das meine, das ich heute lieben kann, mehr als einst. ja, heute an diesem zweiten weihnachtstag ist es gut.

aber frieden ist nicht in mir, auch wenn ich mir diesen frieden so sehr wünsche, gleich nach dem wunsch, der, den ich am meisten liebe, möge für immer beschützt sein vor dem unguten, nach all den jahren des unglücks. das unglück, sagt der mensch, den ich am meisten liebe, habe ich gebraucht, wäre es nicht gewesen, wäre heute alles anders, nicht gut wäre es und ich ein anderer als der, der ich heute bin, und er lächelt mich an mit einer demut, von der ich selbst noch weit entfernt bin. ich denke, gut, dass er frieden gemacht hat, mit dem was war, und im selben moment bin ich traurig, dass er mir noch immer nicht gelingt, dieser frieden, den zu machen doch längst an der zeit wäre.

wäre es doch mein unglück gewesen, das ich allein hätte tragen müssen und nicht der mensch, den ich am meisten liebe, dann wäre mir der frieden näher. würde man mich fragen, was für mich das schlimmste an allem unguten im leben ist, so wäre die antwort: das schlimmste ist, den, den man am meisten liebt, leiden sehen zu müssen und diese ohnmacht nichts, aber auch nichts dagegen tun zu können. das vergisst du niemals im leben. dieses nicht vergessen können, die ohnmacht, die bilder der erinnerung nicht löschen zu können, den schmerz, den sie auslösen, wann immer sie auftauchen, nicht ignorieren zu können, trennt mich vom frieden, den ich machen will, in mir.

die machtlosigkeit gegen dieses neuronengewitter im kopf, das aus dem speicheraum der vergangenheit in den raum meines jetzt feuert, die erinnerung, die in jeder zelle sitzt und mit ihr der schmerz und die aus der erfahrung geborene alte angst, das wissen, dass das leben unberechenbar ist und grausam manchmal, und ich gegen die unberechenbarkeit kein schild vor mir her tragen kann, mich nicht schützen kann, mit nichts mich schützen kannt, außer dem gottvertrauen, dass ich den nächsten möglichen schlag auch überleben werde irgendwie - vielleicht ist diese erfahrung das gute für mich, in all dem unguten, das war.

jetzt ist es gut. es ist dann gut, wenn ich einfach hier sitze an diesem weihnachtsmorgen und nichts anderes tue, als ruhig ein und ausatmen. dann kann ich ihn spüren, meinen frieden, für diesen moment in der zeit.


2 Kommentare:

  1. Danke fürs Teilhaben liebe Angelika. Deine Geschichte berührt mich sehr.
    Wünsche Dir noch ganz viele Momente in denen Du Deinen Frieden
    spüren darfst. ♥

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  2. ich danke dir, liebe marina, auch fürs teilhaben an meinen gedanken.

    alles LIEBE für dich!

    herzlich,
    angelika

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